Wie man den Kleinen die Krankheit spielerisch erklärt
Mit der Volkskrankheit Demenz beschäftigen sich nicht nur Erwachsene. Auch Kinder bekommen mit, dass sich Betroffene nicht so verhalten wie gewohnt. Ein Kinderbuch aus dem Saarland soll ihnen das Thema behutsam erklären.
Demenz ist in vielen Familien ein Thema. Fragen der Betreuung und des richtigen Umgangs mit den Angehörigen beschäftigen oft die Kinder der Betroffenen. Aber auch die Enkel erleben in einer solchen Situation beim Zusammensein mit Opa und Oma, dass etwas nicht stimmt.
Anstatt die Kinder damit allein zu lassen, sollten die Eltern die Kleinen aber über das Thema aufklären, ist man beim Demenz-Verein in Köllertal überzeugt. Deshalb hat der Verein nun ein Kinderbuch zu diesem Thema veröffentlicht.
Im Demenz-Kinderbuch kümmert sich ein Hase um eine kranke Eule
In "Hoppy's Abenteuer - Verstehen was Demenz ist" wird den Kindern spielerisch die Krankheit und das Verhalten gegenüber Betroffenen nahegebracht. Dabei folgen die Kinder der Geschichte vom Hasen Hoppy, der einer demenzkranken Eule helfen möchte. Neben dem Text gibt es viele bunte Illustrationen. Ein Quiz fragt das Wissen am Ende ab.
Konfirmandengruppe gab Anregungen für Demenzbuch
Dabei war es gar nicht so einfach, das Buch auf den Weg zu bringen. Bei Eltern stieß das Projekt zunächst auf große Ablehnung, wie Marco Weber vom Demenz-Verein berichtet. "Von den Elternbeiräten an den Schulen hieß es, man solle die Kinder nicht mit dem Thema konfrontieren."
So wich der Verein auf eine Konfirmadengruppe aus, um ein Gespür für altersgerechte Inhalte zu finden. Die Kinder seien dort sehr offen gewesen und hätten über ihre eigenen Erfahrungen gesprochen.
"Uns hat überrascht, wie wichtig ihnen Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit sind", sagt Weber. Nicht zuletzt deshalb spielen diese Themen auch eine große Rolle im Buch.
Buch thematisiert Vergesslichkeit bei Demenz
So lautet einer der Ratschläge, liebevoll und geduldig mit Demenzerkrankten umzugehen. So wie Hoppy, der sich um die Eule kümmert und versucht, ihr in allen Lebenslagen zu helfen. Außerdem animiert er Freunde, die Eule ebenfalls zu unterstützen.
Aber es geht nicht nur um den Umgang mit Betroffenen. Auch die Krankheit selbst erklären die Autoren auf niedrigschwellige Art. Beispielsweise heißt es, die Kleinen sollten sich das Gehirn wie ein Puzzle vorstellen, von dem einige Teile durch die Demenz fehlten.
Außerdem betonen die Autoren, dass es bei der Demenz nicht nur um das Vergessen geht. Ein möglicherweise anderes Verhalten thematisieren die Autoren ebenfalls.
Kinder reagieren oft zunächst ängstlich auf Demenzerkrankte
Zwar sei der Umgang der Kleinen mit Demenzerkrankten zunächst meist von einer gewissen Ängstlichkeit geprägt. "Aber das legt sich sehr schnell und sie sind dann außergewöhnlich offen", sagt Weber. Sie verstünden, was mit Oma oder Opa los ist und reagierten darauf mit großer Empathie.
Ein offener Umgang mit dem Thema sei auch deshalb wichtig, weil die Kinder ansonsten ungeduldig auf das "seltsame" Verhalten von Demenzkranken reagieren könnten, so Weber.
Wichtig sei es darüber hinaus, die Kinder nicht zu verängstigen. So reagierten diese durchaus mit der Sorge, ebenfalls zu erkranken. "Wir verdeutlichen im Buch aber, dass diese Krankheit ältere Menschen trifft." Auch wenn Kinder in Einzelfällen natürlich auch betroffen sein könnten.
Rückmeldungen auf das Demenzbuch sind positiv in Köllertal
Die Rückmeldungen auf das Buch seien bisher äußerst positiv. "Es wird tatsächlich als ein Buch für die ganze Familie wahrgenommen, das hatten wir so nicht erwartet." Schließlich richtet sich das Werk an Kinder von drei bis sechs Jahren.
Ein zweiter Teil für ältere Kinder ist bereits in Planung. Und auch von Seiten der Eltern an Schulen scheint es nun doch Interesse zu geben. "Wir sind im Gespräch, dass wir vielleicht doch im Unterricht vorbeikommen dürfen", berichtet Weber.
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