Trans-Sein: "Der Körper passt nicht zur Seele"

Trans-Sein: "Der Körper passt nicht zur Seele"

Trans-Frau Maraike über ihren Leidensweg

Jil Kalmes/ Onlinefassung: Nadja Schmieding   07.09.2023 | 12:15 Uhr

Maraike leitet die Selbsthilfegruppe „Trans-Anders“, die sich einmal im Monat im Mehrgenerationenhaus des SOS-Kinderdorfs in Merzig trifft – ein buntgemischter Haufen, ein paar Jugendliche sind dabei, die meisten aber sind zwischen 40 und 60 Jahre alt. Und auch Angehörige von trans Personen sind dabei. Maraike selbst ist 55 Jahre alt und selbst trans. Bei ihrer Geburt wurde sie als Junge bezeichnet, heute lebt sie als Frau.

Maraike leitet die Selbsthilfegruppe „Trans-Anders“, die sich einmal im Monat im Mehrgenerationenhaus des SOS-Kinderdorfs in Merzig trifft. Die meisten sind zwischen 40 und 60 Jahre alt. Maraike selbst ist 55 Jahre alt und selbst trans. Bei ihrer Geburt wurde sie als Junge bezeichnet, heute lebt sie als Frau.

"Ich war schon als Kind anders"

"Bei mir habe ich es auch schon mit ungefähr sieben Jahren gemerkt und war immer halt auf die Kleider meiner Mutter und so fixiert, das sind so die ersten Startpunkte, kann man sagen." Sie ist Jahrgang 1967- eine Zeit, in die das Trans- Sein nicht gepasst hat. Es gab kein Internet, wo man sich hätte informieren können, darüber reden kam nicht in Frage.

Ein jahrzehnte-langer Leidensweg

45 Jahre lang hat sie ihr Trans-Sein unterdrückt und verdrängt. Sie verbringt die Bundeswehrzeit bei der Luftwaffe, hat sogar geheiratet und eine Familie gegründet. Aber so richtig wohlgefühlt hat sie sich in ihrer Haut nie.

Das Outing bringt die Befreiung

Und irgendwann war alles nicht mehr auszuhalten. Das erste Schlüsselerlebnis kam 2012, als ihr Vater im Sterben lag, erinnert Maraike sich: "Er war mehr oder weniger so die Bremse bei dem Ganzen, weil er mich ja als Junge erzogen hatte. Die Angst ist dann gefallen und ich hab es ihm sogar noch am Sterbebett gesagt, dass ich es jetzt einfach leben muss, ich kann nicht mehr anders. Ab diesem Punkt war ich so befreit von Allem."

Nach dem Tod ihres Vaters hatte Maraike Stück für Stück ihr Outing: Erst gegenüber der Familie, dann bei Freunden, Bekannten und Verwandten. Ihre Ehe hat leider nicht gehalten: "Was aber sehr schön war, dass meine Söhne – ich hab zwei Jungs, Zwillinge – die den Weg komplett mitgegangen sind bis jetzt und auch voll hinter mir stehen."

Gefangen im falschen Körper

Seit 2018 lebt sie offen als Frau. Vieles hat sich seither verändert- zum Positiven: "Ich war also nicht mehr depressiv, ich war glücklicher, ich war redsamer, ich war sehr zurückhaltend früher und mittlerweile gehe ich auf alle zu und ich bin auch froh, den Menschen das zu erklären, was in uns vorgeht."

Für sie äußert sich Trans-Sein nämlich so: "Man hat den Wunsch in dem anderen Geschlecht zu leben, das biologische Geschlecht passt nicht zum Inneren, der Seele und man hat immer den Wunsch, immer den Drang, dieses andere Geschlecht zu erreichen."

Unterstützung für Identitätssuchende

Wer sich in dieser Beschreibung wiedererkennt, dem rät Maraike, eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen, um sich mit anderen Trans- Menschen auszutauschen. Zum Beispiel ihre Gruppe "Trans-Anders" in Merzig. Dort kann sie Menschen bei ihrer Identitätsfindung helfen. Willkommen alle Altersgruppen. Und wenn sich herausstellt, dass man trans ist, dann hilft Maraike auch beim Coming- Out.

Ein Thema in der "Region am Mittag" am 07.09.2023 auf SR 3 Saarlandwelle.

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