Festo, Robotik,  (Foto: picture alliance/dpa | Christophe Gateau)

Industriebetriebe im Saarland setzen auf KI

Reporter: Max Zettler/Onlinefassung: Corinna Kern   17.08.2023 | 16:00 Uhr

In der saarländischen Industrie kommen seit Jahren Roboter bei der Montage zum Einsatz. Aber inzwischen kommt in den Betrieben auch immer mehr Künstliche Intelligenz zum Einsatz. Dadurch werden die Mitarbeiter zum einen unterstützt, es macht sie aber auch ersetzbarer.

Wenn man an eine Fabrik denkt, dann denkt man zunächst vor allem an Roboterarme, die stumpf am Fließband die immer gleichen Arbeitsschritte erledigen und Produkte zusammenbauen. In der saarländischen Industrie gehören diese Arme bereits seit Jahren dazu. Inzwischen kommt dort jedoch auch verstärkt Künstliche Intelligenz zum Einsatz.

Festo nutzt KI-Assistenzsystem

Beispiel Festo Lernzentrum in St. Ingbert. Dort sind an den Einzelteilkisten Sensoren und Lichter angebracht. Darüber hängt ein großer Bildschirm und nebenan reicht ein Roboterarm ein paar Teile an. Das gesamte Assistenzsystem basiert auf Künstlicher Intelligenz - es denkt also sozusagen mit.

Forschungsleiter Klaus Herrmann erklärt, wie das System dabei vorgeht: "Je nachdem, wie ein Mensch sich an der Stelle verhält, ob er schnell oder langsam arbeitet, ob er möglicherweise in die falsche Richtung greift: Das System erkennt das."

Beobachter der menschlichen Arbeitsschritte

Man könne sich die KI wie ein Beobachter oder Anleiter von außen vorstellen, der Empfehlungen gebe, so Herrmann. Das Assistenzsystem stellt sich mithilfe der Künstlichen Intelligenz auf die Tagesform des Mitarbeiters ein. Und es gibt Tipps und sogar kleine Lernvideos auf dem Bildschirm aus. Dadurch lernt der Monteur nicht nur, was ein Drehmoment ist, sondern beispielsweise auch, in welchem Getriebe das Modul verbaut wird.

Dass durch KI-Systeme Arbeitsplätze verloren gehen - Ausbilderinnen und Ausbilder zum Beispiel - sieht Herrmann als den normalen Lauf der Dinge an. Hier spielten aber auch die Kaufentscheidungen und gesellschaftliche Entwicklungen eine Rolle, sagt er. "Wir nehmen einzeln und als Gesellschaft sozusagen einen Weg vorweg", so Herrmann.

KI bei ZF in Saarbrücken

Noch mehr künstliche Intelligenz kommt beim größten Arbeitgeber im Saarland zum Einsatz: bei ZF in Saarbrücken. Hier gibt es das sogenannte "Smart-Factory"-Konzept. Koordiniert wird es von Tobias Samson: "Konkret haben wir ein Beispiel an unserer Abtriebswellenfertigung. Dort haben wir eine sehr komplexe und hohe Varianz gegenüber unseren Getrieben, die wir tagtäglich versorgen müssen."

Die Abtriebswelle, ein Bauteil der Kraftfahrzeugtechnik, ist nur eine von über 500 Einzelteilen für ein einziges Getriebe. Und allein von diesem Bauteil gibt es fast 90 verschiedene Varianten. Bei diesen vielen Unterscheidungen unterstützt das "Smart-Factory"-Konzept.

Effizienter und umweltverträglicher durch KI

In bei der Planung der Produktion unterstützt eine KI. Denn dort ist alles eng getaktet und wenn ein Einzelteilelieferant ausfällt, wirft das den kompletten Plan auseinander. Hier unterstützt die KI die Mitarbeitenden und baut in kurzer Zeit einen neuen Produktionsplan zusammen. Für den Leiter des ZF AI Labs, Georg Schneider, ist das eine Revolution. Dadurch könne der Industriebetrieb effizienter und umweltverträglicher werden - bei gleichbleibender Qualität.

Arbeitsplätze abzubauen liegt laut Samson und Schneider nicht im Fokus von ZF. Die künstliche Intelligenz solle die Mitarbeitenden in ihrer Arbeit unterstützen und Wissen von Experten konservieren.


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