Von den Nazis ermordet, weil er in der Psychiatrie saß
In Dirmingen liegt seit dem 8. Mai ein Stolperstein - zur Erinnerung an Rudolf Wohlfart, der von den Nazis ermordet wurde. Ermordet, weil er in der Psychiatrie saß.
„Hier wohnte Rudolf Wohlfart“ steht auf der kleinen Messingplatte im Bürgersteig. „Jahrgang 1902. Seit 1935 in mehreren Heilanstalten. Ermordet 28.2.1941. Aktion T4.“
T4 steht für die erste Welle der NS-Morde an Menschen in Pflege- und Heilanstalten. Lange waren sie öffentlich kaum Thema.
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Rudolf Wohlfarts Sohn, der ebenfalls Rudolf Wohlfart heißt, ist inzwischen 95 Jahre alt. Als sein Vater ermordet wurde, war er 14. Sein Vater kam ins Landeskrankenhaus für Psychiatrie, da war der Sohn gerade acht Jahre alt war. Zuerst konnte er den Vater noch besuchen, ab 1939 dann nicht mehr. 1941 wurde der Mutter dann per Brief mitgeteilt, dass ihr Mann an einer Angina mit Blutvergiftung gestorben sei. Für die Aushändigung der Asche sollte sie bezahlen.
Sein Vater sei früh Mitglied in der NSDAP gewesen, sagt Rudolf Wohlfart. Doch er hätte dann schnell gemerkt "dass das nichts taugt." Es habe dann Differenzen gegeben und schließlich sei die Polizei gekommen und der Vater sei dann in die Psychatrie eingewiesen worden.
Akteneinsicht bringt den Beweis
Sohn Rudolf Wohlfart sagt, dass ihm immer klar gewesen sei, dass sein Vater ermordet wurde. Er war deshalb auch in Berlin, um sich die Akten anzusehen. Dabei erfuhr die Familie, dass der Vater über drei weitere Stationen schließlich ins hessische Hadamar gekommen war. Sohn Rudolf war darauf hin mit der ganzen Familie nach Hadamar gefahren, um sich den Ort anzusehen, wo sein Vater starb.
Stolpersteine für Naziopfer, die in der Psychatrie waren
Gunter Demnig, der Gründer des Stolpersteine-Projekts, hat den Stolperstein für Rudolf Wohlfart in Dirmingen persönlich im Gehweg vor der Illingerstraße verlegt. Einen Stolperstein für einen Mann, der ermordet wurde, weil er in der Psychiatrie saß. Deming sagt, dass bis vor drei, vier Jahren sowohl Kliniken aber auch Angehörige gegen die Stolpersteine eher gemauert hätten. Doch das habe sich inzwischen geändert. Rudolf Wohlfart jedenfalls ist froh, dass es nun diesen Gedenkstein für seinen Vater gibt.
Ein Thema in der "Region am Mittag" am 09.05.2022 auf SR 3 Saarlandwelle