Dachvorsprung sorgt für Sanierungsstopp
In Wiebelskirchen wird ein denkmalgeschütztes Bauernhaus seit zwei Jahren saniert. Doch die Baustelle steht momentan still. Denn das Neunkircher Bauamt hat einen Baustopp verhängt – weil das Dach leicht überhängt. Ein Fall zwischen Denkmalschutz und Bürokratie.
Wenige Meter vor der evangelischen Kirche Wiebelskirchen steht die unübersehbare Baustelle. Das Haus, das hier saniert wird, ist über 300 Jahre alt und steht wegen der Bauart des Daches unter Denkmalschutz. Die Hauseigentümer Teresa Werz und Markus Rüsenberg arbeiten seit über zwei Jahren am Haus – den Großteil machen sie selbst.
Hälfte des Daches fertig
"Wir wissen, es ist zeitaufwändig und auch monetär sehr aufwendig. Das haben wir auf uns genommen, weil uns das Haus am Herzen liegt", sagt Teresa Werz. Irgendwann soll es ein schönes Zuhause werden.
Bisher lief die Sanierung ohne Probleme von offizieller Seite ab. Das Dach ist zur Hälfte fertig saniert. Die zweite Hälfte sorgt nun für Ärger und für den Baustopp durch das Neunkircher Bauamt. Der Grund: die spezielle Beschaffenheit des Daches. An beiden Enden verlängern sogenannte Aufschieblinge das Dach. Das sind zusätzliche Holzsparren, die das Dach leicht abflachen.
Denkmalschutz und Bürokratie
Im Laufe der Jahre wurde das Grundstück geteilt und jetzt hängen die Sparren über das eigentliche Baugrundstück drüber. Wegen des Denkmalschutzes darf das Paar sie nicht entfernen. Eine Zwickmühle, die momentan auch dem Haus selbst schadet.
„Das Problem ist, dass der Baustopp zu einem Zeitpunkt gekommen ist, zu dem das Dach nicht fertiggestellt war", sagt Rüsenberg. Da die Ziegel nicht eingedeckt seien und damit die Rinne nicht angeschlossen, laufe Wasser vom Dach in die Hauswand. Die 350 Jahre alte Hauswand sei nicht gemauert, sondern ein Fachwerkhaus. Und das verbaute Holz faule irgendwann, so Rüsenberg. Im Innenbereich bilden sich nach regenreichen Tagen Wasserpfützen auf dem Boden.
Behörden: Dach illegal gebaut
Wegen des laufenden Baustoppverfahrens haben das Neunkircher Bauamt und das Landesdenkmalamt schriftliche Stellungnahmen abgegeben. Beide bekräftigen den Standpunkt, das Dach sei illegal verlängert worden, da es nicht mehr der original Dachvorsprung sei. Das Paar versichert: "Das ist genau so, wie das Haus seit 350 Jahren steht. Wir haben das nicht verändert oder größer gemacht."
Außerdem fehlt laut Bauamt eine Genehmigung, weil die Hauseigentümer auch Scheune und Stall des Bauernhauses zu Wohnräumen umwandeln wollen. Markus Rüsenberg versteht das anders. Man habe mit dem Denkmalamt mehrere Termine gehabt und zwei denkmalrechtliche Genehmigungen. Der zuständige Denkmalschützer habe Werz und Rüsenberg schriftlich mitgeteilt, dass es für die Renovierung des Bauernhauses keinen Bauantrag brauche.
Hohe Mehrkosten durch Baustopp
Eigentlich wollte das Paar in zwei Jahren mit dem Bau fertig sein. Jetzt muss das Dach zurückgebaut werden. Das stört den Zeit- und den Finanzplan. Das Paar rechnet dadurch mit Mehrkosten von rund 10.000 Euro.
Die Hauseigentümer versuchen jetzt, eine Lösung mit den Behörden zu finden. Allerdings heißt die Erfüllung der Bauauflagen nicht gleich auch Erfüllung des Denkmalschutzes. Wenn sich nichts tut, wollen die beiden notfalls vor Gericht ziehen.
Ein Thema in der Sendung "Region am Nachmittag" am 14.12.2023 auf SR 3 Saarlandwelle