Straßenschild mit der Aufschrift "France" (Foto: dpa/Kay Nietfeld)

Grenzgänger berichten von Diskriminierungen

mit Informationen von Sarah Sassou   27.03.2020 | 14:25 Uhr

Seit die Grenzen wegen der Corona-Krise geschlossen sind, werden offenbar immer wieder Pendler aus Frankreich angefeindet. Ministerpräsident Tobias Hans verurteilt diese scharf und ruft zur Solidarität auf.

Der Tag, an dem das Robert Koch Institut die Nachbarregion Grand-Est zum Risikogebiet erklärt hat, hat im Saarland vieles verändert. Grenzgänger können seitdem nicht einfach so ins Saarland kommen. Viele der Grenzübergänge sind geschlossen. Als Arbeitnehmer darf man die Grenze nur mit Sondergenehmigung passieren.

Einige Grenzgänger berichten mittlerweile, dass sie teilweise ganz offen diskriminiert werden. Unternehmer- und Grenzgängerverbände schlagen deswegen Alarm. Ein junger Grenzgänger hat SR-Reporterin Sarah Sassou berichtet, welchen Anfeindungen er in den letzten Tag ausgesetzt war.

Anfeindungen an Arbeitsplatz, Berufsschule und in Supermärkten

Der junge Mann möchte anonym bleiben, dem SR gegenüber hat er seine Daten aber offen gelegt. Er wohne hinter der Grenze, mache zurzeit eine Ausbildung im Saarland und gehe hier auch zur Berufsschule. Und hier hatte er vor zwei Wochen zum ersten Mal gemerkt, dass sich das Klima ändert. Noch einen Tag bevor die Schulen im Saarland offiziell geschlossen wurden, habe man ihn und andere Grenzgänger per Lautsprecherdurchsage des Geländes verwiesen. Auch im Supermarkt gebe es Anfeindungen.

Europaminister Peter Strobel sind solche Geschichten auch schon zugetragen worden. Er könne solches Verhalten nicht nachvollziehen. Und auch in den Unternehmen häufen sich die Berichte über Diskriminierung - dort wo überhaupt noch gearbeitet wird. Betriebsräte erzählen von Franzosen, die wegen ihrer Herkunft aus dem Grand-Est am Arbeitsplatz von den deutschen Kollegen angefeindet worden seien.

Tobias Hans: "Unseren französischen Nachbarn zur Seite stehen"

Im SR-Interview ruft auch der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans alle Saarländerinnen und Saarländer zur Solidarität mit den französischen Nachbarn auf. Diskriminierungen hingegen verurteilte Hans scharf. Man sei auf die französischen Pendler auch wirtschaftlich angewiesen. Für sie stünden die Grenzen weiterhin offen.

Außerdem verspricht der Ministerpräsident medizinische Unterstützung. Die Corona-Pandemie sei eine große Herausforderung für ganz Europa und die Stunde gebiete es, im Rahmen der Möglichkeiten auch Patienten aus Frankreich aufzunehmen. Das sei ohnehin durch weiterhin bestehende Verträge gesichert, so Hans.

Thema auch in der Sendung "Region am Mittag" vom 28.03.2020 auf SR 3 Saarlandwelle.

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