Wohnmobile weiter im Trend
Wohnmobile boomen weiter. Der Trend zum Urlaub mit eigenem Dach über dem Kopf setzt sich auch nach der Corona- Pandemie fort.
Urlaub mit dem Camper oder Wohnwagen steht weiterhin hoch im Kurs. Mieten oder Kaufen? Welches Modell? Was gilt es zu beachten? Darüber hat sich SR-Reporter Stephan Deppen mit einem Profi unterhalten.
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Der Hof ist gut gefüllt: Wohnmobil an Wohnmobil, Wohnwagen an Wohnwagen - ein Meer von Fahrzeugen aller Größen und Preisklassen. Was Geschäftsführer Stefan Bour besonders freut. Bereits seit zehn Jahren könne man einen wachsenden Trend beobachten und der zusätzliche Boom, der während der Coronazeit aufkam, halte an.
Wohnmobile haben Wohn-Anhängern Rang abgelaufen
Auch der ADAC spricht von einer ungebrochenen Nachfrage. Die kleine Delle des vergangenen Jahres sei auf Lieferengpässe von Teilen oder Fahrgestellen zurückzuführen gewesen. Die Wohnmobile haben den Wohnwagen, also den Wohn-Anhängern, inzwischen den Rang abgelaufen. Von 12.000 verkauften Einheiten im März 2023 waren gut 9000 Reisemobilie, knapp 3000 Wohnwagen.
Camper und Wohnmobile besonders beliebt
Diese Rangfolge beobachtet Stefan Bour auch im Saarland. Besonders die kleineren Kastenwagen seien gefragt. Aber auf seinem Hof stehen auch mobile Eigenheime der gehobenen Klasse, die gerne mal für einen ansehnlichen sechsstelligen Betrag verkauft werden.
Größte Investition nach dem Haus-Kauf
Der Verkauf, so berichtet Bour, bilde das größere Standbein seines Betriebes. Aber auch die Vermietung sei enorm wichtig. Viele Kunden mieten erstmal ein Fahrzeug, bevor sie sie sich zum Kauf entschließe. So könnten sie erst mal in der Praxis ausprobieren, welches Fahrzeug zu den eigenen Ansprüchen am besten passt. Immerhin, so der Händler, sei ein solcher Kauf für viele nach dem Haus-Kauf die größte Investition.
Vor allem die Größe will geprüft sein. Ähnlich wie bei einem PKW liebäugeln viele mit größeren Fahrzeugen. Die können aber in kleinen Orten oder auf schmalen Straßen eher Stress als Erholung bereiten. Deshalb greife so mancher auch wieder zu kleineren Modellen, so Bour.
Auf den richtigen Führerschein achten
Auch der Führerschein muss passen: Alle, die nach 1999 ihren Führerschein gemacht haben, müssen genau schauen, ob das Wohnmobil der Wahl eventuell zu schwer ist, um mit dem PKW-Führerschein bewegt zu werden.
Das Einmaleins der Fragen
Die typischen Anfängerfragen drehten sich, so erzählt Bour, gar nicht mal so sehr um ein konkretes Fahrzeug, sondern um dessen Gebrauch und Inbetriebnahme: Steuern, Maut, Abstellplätze, Verbrauch. Für eine Erstberatung sollte man sich mindestens ein bis zwei Stunden Zeit nehmen, sagt der Experte.
Ebenfalls wichtig: der Stellplatz
Wer sich jetzt allerdings entscheidet, noch in diesem Jahr das Abenteuer Camping oder Wohnmobil anzugehen, sollte sich beeilen: denn zum Fahrzeug gehört am Zielort auch ein Stellplatz - und da sind viele schon ausgebucht.
Dann kann die Reise auch schon losgehen. Oder gibt es noch was zu beachten?
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Das vordere Drittel eines Wohnmobils dürfte den Fahrer vor keine großen Probleme stellen: Gaspedal, Bremse, Kupplung sind ebenso vertraut wie Schaltung oder Automatik und die meisten Bedienelemente. Nur an die Größe gilt es, sich zu gewöhnen.
Gesamtgewicht beachten
Und das Gewicht sollte man im Auge behalten: unabhängig vom Gewichtslimit, das der Führerschein vorgibt, ist auch das zulässige Gesamtgewicht bei kleinen Wohnmobilen schnell erreicht oder gar überschritten. Bei Kontrollen kann das teuer werden und mitunter eine Weiterfahrt verhindern.
Gern gesehen
Ist alles klar, kann es losgehen. Wohnmobilisten sind, so Fachhändler Bour aus Saarbrücken, gern gesehene Gäste. Klar, sie geben Geld aus. Nicht nur unterwegs, sondern schon beim Kauf eines Wohnmobils - hoch fünfstellig ist die Regel, sechsstellig auch kein Problem.
Lohnt sich das Wohnmobil?
Aber Bour macht eine Rechnung auf, die den hohen Einstandspreis relativiert. Denn die Fahrzeuge haben nur geringen Wertverlust. Es gebe zwei Rechenarten, sagt Bour. Es komme darauf an, wie oft man das Wohnmobil nutze und wie sich der Wert in zehn Jahren verhalte.
Komfort
Der Blick in die hinteren zwei Drittel der rollenden Behausung offenbart: Toilette und Dusche sind auch in kleinen Mobilen inzwischen Standard, mit Gas wird gekocht und gegrillt - Damit auch dieses Vergnügen lange währt, empfiehlt sich regelmäßig eine spezielle Prüfung der Gas-Installationen. Diese Prüfung sei, so Bour nicht mehr TÜV-relevant, aber er empfehle es allen.
Internet und Radio
Auf großer Fahrt genießen auch Wohnmobil-Lenkerinnen und -Lenker inzwischen Komfort und Sicherheit wie im PKW: allerlei elektronischen Helfern sei Dank. Aber auch die digitale Ausstattung hat sich gewandelt - SR3 Saarlandwelle lässt sich überall hören, so Stefan Bour. Man rüste sogar LTE-Antennen ein.
Versicherungen checken
Einen wichtigen Tipp hat er noch: bei Miet-Mobilen sei zu überlegen, die Versicherung aufzustocken. Denn wenn beim Sturm ein großer Ast aufs Dach fällt, kann ein noch so malerischer Stellplatz im Nachhinein richtig teuer werden.
Fahrradträger
Oder beim Rangieren ist angesichts der ungewohnten Ausmaße schnell eine Delle in den Aufbau gefahren. Zumal, wenn noch ein Fahrradträger hinten außer Sichtweite montiert ist. Der übrigens in vielen Ländern mit einer rot-weißen Warntafel zu versehen ist. Wobei die Aufteilung der rot-weißen Felder noch je nach Land variieren kann. Trotzdem: gute Fahrt und gute Erholung.
Ein Thema in den "Bunten Funkminuten" auf SR 3 Saarlandwelle am 01.07.2023.