Weniger Geld für Mutter-Kind-Kuren und Schul-Projekte
Die fetten Jahre sind vorbei - so kommentierte Bundesfinanzminister Lindner den Haushaltsentwurf seines Ministeriums. Überall soll gespart werden, auch im Sozialbereich. Der Rotstift trifft vor allem Familien mit geringem Einkommen.
Im Sozialbereich soll der Rotstift angesetzt werden. Das geht aus dem Haushaltsentwurf von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hervor. Und das trifft vor allem Familien mit wenig Geld, die Angebote nutzen wie Mutter-Kind-Kuren, Therapie-Ferien oder Familienfreizeiten.
Sanierungsstau in Mutter-Kind-Klinik in Nohfelden
In der Mutter-Kind-Klinik in Nohfelden kann nun beispielsweise die Turnhalle nicht saniert werden. Der Grund: Der eigentlich fest eingeplante Bundeszuschuss für den Umbau des Kinderhauses kommt jetzt doch nicht. Der Bau hat aber bereits begonnen, wodurch die Klinik selbst für die Kosten aufkommen muss. Für die Sanierung der Turnhalle fehlt in Folge das Geld.
Erhöhter Bedarf seit Pandemie
Insgesamt wurden sechs Millionen Euro Bundeszuschuss für Familienfreizeit- und Erholungsangebote gestrichen. Bei den Anbietern sorgt das für eine gedrückte Stimmung und sendet ein Signal der Geringschätzung aus.
Dabei sind solche Angebote im Saarland stark nachgefragt. Die Mutter-Kind-Klinik ist nach eigenen Angaben bis August 2024 ausgebucht. Familien, die auf der Warteliste stehen, warten dringend auf die Kuren, so dass sie bereit sind, kurzfristig anzureisen.
Der Bedarf danach hat sich in den Augen der Klinik-Leitung seit der Pandemie deutlich erhöht. Deshalb sind die bundesweiten Einsparungen im sozialen Bereich auch besonders gravierend.
Sparmaßnahmen bei Schul-Projekten
Die Sparmaßnahmen betreffen auch das Angebot der sogenannten Respekt-Coaches an Schulen. Seit fünf Jahren gehen die Coaches an Schulen, um dort Trainings anbieten: Selbstverteidigung, Fairness gegenüber anderen, Streit-Schlichtung mit Wertschätzung der anderen Meinung. Dieses Projekt wurde jetzt gestrichen.
Jutta Anton-Wachall von der Caritas Saarbrücken hat das Projekt bislang betreut und sagt, dass die Schüler durch die Coaches sensibilisiert wurden. "Es ist natürlich bitter, gerade für Jugendliche mit Migrationshintergrund und Jugendliche aus prekären Verhältnissen", sagt Anton-Wachall.
Der Respekt-Coach der Caritas wurde bereits zum 1. Oktober abgeschafft. Die anderen etwa fünf Coaches, die im Saarland unterwegs waren, werden nur noch bis Ende des Jahres in den Schulen unterwegs sein.
Paritätischer kritisiert Sparmaßnahmen im Sozialen
Auch der Paritätische kritisiert die Einsparungen im sozialen Bereich. "Es werden grundsätzlich Millionen fehlen. Kinder- und Jugendhilfe wird massiv gekürzt", sagt Sabine Schmitt, strellvertretende Geschäftsführerin des Paritätischen im Saarland. Auch die Wohlfahrtsverbände seien von massiven Einsparungen betroffen.
Wenn die Haushaltskürzungen kommen, so Schmitt, können viel frequentierten Einrichtungen, wie zum Beispiel die Wintercafés, in der bisherigen Form nicht mehr arbeiten. Besonders ältere Menschen hätten diese Angebote angenommen. Sie seien häufig Anlaufstelle gegen Einsamkeit gewesen. Als sozialer Verband werde man gegen diesen Haushaltsentwurf kämpfen, sagt Schmitt.
Nicht alle Programme betroffen
Die Ferien-Freizeit-Programme des Regionalverbands Saarbrücken sind von den Sparmaßnahmen nicht betroffen, da diese nicht vom Bund finanziert werden, sondern von den Kommunen.
Fördergelder für kostenpflichtige Angebote, wie Erlebnis-Freizeiten für Kinder, seien jedoch vollständig aufgebraucht, teilte der Regionalverband mit. Das heißt: Im nächsten Jahr ist der Eigenanteil, den Eltern bezahlen müssen, wieder „normal“ hoch. Bedürftige Familien können aber, so wie vor der Pandemie, einen Zuschuss von der Kommune bekommen.
Ein Thema in der Sendung "Region am Mittag" am 26.10.2023 auf SR 3 Saarlandwelle
