Europäische Akademie Otzenhausen feiert 70-jähriges Bestehen
Otzenhausen – ein kleines Dorf im Saarland, aber bekannt in vielen Teilen Europas und auf der Welt. Grund dafür ist die Europäische Akademie. Rund 10.000 Menschen kommen jedes Jahr dorthin, Menschen aus Europa, aus Teilen Afrikas oder auch aus den USA. In diesem Jahr feiert die Akademie ihr 70-jähriges Bestehen.
Seit nunmehr 70 Jahren ist die Europäische Akademie Otzenhausen (EAO) ein Ort, an dem sich vor allem auch junge Menschen begegnen, um über eine freie, friedlichere, tolerantere und nachhaltigere Welt zu diskutieren, um Konzepte zu entwickeln, wie sie diesem Wunsch ein Stück näher kommen können – angesichts der Krisen in Europa und in der Welt sind Institutionen wie die EAO wichtiger denn je.
Vom Europa-Haus zur Europäischen Akademie
Wenn wir nicht eine Welt in Zukunft haben wollen, die ihre Interessen machtpolitisch austrägt – sprich mit Kriegen –, dann ist klar, dass wir auch zeigen müssen, dass wir die Grenzen insbesondere in unseren Köpfen abbauen. (Arno Krause, Gründer der Europäischen Akademie)
Mit dieser Vision trat Arno Krause, vielleicht der bekannteste saarländische Europäer, 1954 an. Neun Jahre bevor überhaupt der deutsch-französische Freundschaftsvertrag unterzeichnet wurde, gründete er das Europahaus im kleinen Otzenhausen – das Jahre später zur Europäischen Akademie wurde.
Bis zu seinem Tod im Jahr 2018 war Arno Krause in der Akademie aktiv und habe dort Großes geleistet, erzählt die aktuelle EAO-Geschäftsführerin, Stéphanie Bruel. Mehr als 130 Europa-Häuser und Europa-Zentren in mehr als 30 Staaten seien von Otzenhausen aus bei ihrer Gründung unterstützt worden.
Weit über das Saarland hinaus bekannt
Otzenhausen, sagt die Europa-Politikerin Doris Pack, sei vielen Menschen, die sich in Europa, aber auch in Teilen Afrikas oder in den USA mit dem europäischen Gründungsgedanken auseinandersetzen, ein Begriff. Pack hat die Europäische Akademie schon als Schülerin kennengelernt. Nun engagiert sie sich seit vielen Jahren als Politikerin dort.
Sie hat miterlebt, wie sich die Akademie gewandelt hat: Anfangs stark auf die deutsch-französische Aussöhnung fokussiert, öffnete sich die EAO ab den 1990er Jahren vor allem Richtung Osten und legte auch ein besonderes Augenmerk auf den Balkan.
"Serben, Kroaten, Mazedonier, Bosnier, Albaner und Montenegriner und Slowenen kommen einmal im Jahr zusammen aus der Zeit und wissen alle, dass es immer noch viele nachbarlichen Schwierigkeiten gibt", erzählt Pack. Diese würden zumindest in der Zeit, in der sie beim EAO-Treffen zusammen sind, überwunden.
Zentrale Themen heute: Populismus und Rechtsruck
Die EAO ist ein Ort der politischen Bildung – und auch da, sagt Geschäftsführerin Stéphanie Bruel, musste die Akademie in den vergangenen Jahren immer wieder auf aktuelle Entwicklungen reagieren: "Ein ganz großes Thema ist natürlich der Umgang mit Hassreden, mit Hate Speech – wie können wir populistischen, extremistischen Tendenzen entgegentreten?".
Demokratieverständnis schulen, über Populismus von Rechtsaußen aufklären: Gerade im Jahr der Europawahl sind das die großen Themen für die EAO. Angesichts des drohenden Rechtsrucks in Europa und angesichts der Kriege in der Ukraine oder im Gazastreifen ist die Arbeit der Europäischen Akademie und der Raum, den sie für Dialog und Aussöhnung bietet, aktueller denn je.
Die Feierlichkeiten zum 70. Jubiläumsjahr werden am Sonntag um 11.00 Uhr mit einem Festkonzert des Orchestre Symphonique SaarLorraine in der Europäischen Akademie in Otzenhausen eingeläutet.
Über dieses Thema hat auch SR info Sendung "Region am Mittag" am 09.03.2024 berichtet.