Prozessauftakt Messerattacke von Karlsbrunn

23-jähriger Angeklagter gesteht Messerangriff in Karlsbrunn

mit Informationen von Thomas Gerber   26.02.2024 | 16:45 Uhr

Vor dem Landgericht in Saarbrücken hat am Montag der Prozess gegen einen 23-Jährigen begonnen, der in Karlsbrunn ein Pärchen im Sommer 2023 mit einem Messer angegriffen haben soll. Der Angeklagte hat die Tat gestanden und sich bei den Opfern entschuldigt.

Ein 23-Jähriger muss sich seit Montag vor dem Saarbrücker Landgericht verantworten, nachdem er im August vergangenen Jahres in Karlsbrunn offenbar grundlos auf eine Frau und ihren Begleiter eingestochen hatte. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Beschuldigten versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung jeweils in zwei Fällen vor.

Bei seiner Aussage gab der 23-Jährige an, sich an die Tat nur bruchstückhaft erinnern zu können. Vor Gericht entschuldigte er sich für das, was er getan habe. "Ich habe das Leben von wildfremden Menschen in einen Albtraum verwandelt, und ich gestehe, was mir vorgeworfen wird", sagte er.

In seinem Heimatland sei ihm einige Monate zuvor eine Persönlichkeitsstörung mit depressiven Symptomen bescheinigt worden, zudem habe er mehrere Suizidversuche unternommen.

Video [aktueller bericht, 26.02.2024, Länge: 2:08 Min.]
Angeklagter gesteht bei Prozessauftakt Messerangriff auf Pärchen

Beide Opfer wurden bei Angriff schwer verletzt

Zu der Messerattacke war es am Abend des 26. August nahe des Wildparks Karlsbrunn gekommen. Ein 47-jähriger Mann war mit einer Freundin und dem Hund im Wald unterwegs. Der Beschuldigte soll zunächst mit dem Hund gespielt haben, dann aber unvermittelt auf seine beiden Opfer eingestochen haben.

Zunächst sei er von hinten auf die Frau losgegangen, habe ihr mindestens elf Messerstiche versetzt. Im Anschluss daran gab es ein Gerangel mit ihrem Begleiter. Nach der Schilderung des männlichen Opfers hat der Angeklagte insgesamt 16 Mal auf ihn eingestochen. Auf die Frage, warum er das denn mache, habe der Angeklagte geantwortet: "Ich bin krank im Kopf".

Das männliche Opfer konnte sich schwer verletzt zu einer Schutzhütte retten und Hilfe rufen. Er und seine Begleiterin erlitten teilweise lebensbedrohliche Verletzungen. Das schwer verletzte Paar habe die Messerattacke nur überlebt, weil die Rettungskräfte schnell vor Ort gewesen seien.

Mutmaßlicher Täter offenbar psychisch krank

Der 23-Jährige war noch am Tatort festgenommen worden. Er soll im Zustand der verminderten Schuldfähigkeit gehandelt haben – eine Gutachterin war in einer Kurzexpertise zu dem Ergebnis gekommen, dass der Beschuldigte unter einer psychiatrischen Erkrankung leidet.

Zum Tatzeitpunkt soll er zudem unter dem Einfluss von Alkohol, Kokain und Cannabis gestanden haben. Er saß zunächst in Untersuchungshaft, befindet sich derzeit aber in der Merziger Forensik. 

Laut Staatsanwaltschaft sind von dem 23-jährigen Angeklagten "erhebliche rechtswidrige Taten" zu erwarten, er sei deshalb für die Allgemeinheit gefährlich.

Opfer leiden bis heute

Die Opfer litten bis heute psychisch und körperlich an den Folgen, hieß es vor Gericht. Die Frau berichtete am Montag, sie habe Angst gehabt, dass der Angeklagte sie töten wollte. Zwei Tage nach dem Messerangriff habe sie während ihres dreiwöchigen Klinikaufenthaltes einen Schlaganfall erlitten. Ihren Beruf als Friseurin könne sie wegen Einschränkungen eines Armes nicht mehr ausüben.

Noch heute denke sie täglich an die Tat, sei sehr schreckhaft und befinde sich in psychologischer Behandlung. Der Angeklagte bat sie nach diesen Schilderungen spontan um Verzeihung. "Ich vergebe, aber ich vergesse nicht", sagte die Frau daraufhin.

Ihr Freund schilderte, noch ständig Bauchschmerzen zu haben und unter Albträumen und Schlafstörungen zu leiden. Auch er befindet sich noch in psychologischer Betreuung. 

Urteil wohl Ende März

Der Prozess wird Mitte März fortgesetzt, ein Urteil könnte am dritten Verhandlungstag am 22. März fallen.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 26.02.2024 berichtet.


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