Kommentar: "Auch wenn das Gebäude nicht schön ist - so einfach ist die Sache nicht"

"Auch wenn das Gebäude nicht schön ist - so einfach ist die Sache nicht"

Barbara Grech   21.06.2024 | 12:30 Uhr

Während der Landesdenkmalrat darauf pocht das denkmalgeschützte, marode Gebäude zu restaurieren und zu erhalten, will das saarländische Finanzministerium den Bau abreißen lassen und das Grundstück in bester Lage an einen Investor gewinnbringend verkaufen. Das zuständige Landesdenkmalamt wurde vom Kulturministerium, dem es unterstellt ist, dafür erstmal kalt gestellt. Nun mag man sagen: Na ja, schön ist das Gebäude ja sowieso nicht, also weg damit. Doch so einfach ist die Sache nicht. Der Kommentar von Barbara Grech.

Auf den ersten Blick finde auch ich, dass es im Saarland durchaus schützenswertere Gebäude gibt als der vergammelte Betonklotz in bester Lage neben Finanzministerium und Staatstheater.

Aber das kann und soll kein Kriterium dafür sein, ob der Denkmalschutz, unter dem das Gebäude steht, einfach ausgehebelt wird, um das Gebäude abzureißen.

Zeugnis einer historischen Epoche im Saarland

Erstens: Was ich bis vor kurzem auch nicht wusste, steht der Bau in der historischen Tradition des französischem Bauhaus, in dem Stil also, in dem das Finanzamt, wie auch der Pinguisson-Bau von den Franzosen hier errichtet wurde und somit ein Zeugnis einer wichtigen historischen Epoche des Saarlandes ist.

Das ist auch der Grund warum der vermeintlich hässliche Betonklotz unter Denkmalschutz steht, der längst nicht hässlich wäre, wenn man sich denn in den vergangenen Jahrzehnten ordentlich um die Gebäude-Substanz gekümmert hätte.

Es ist das ewig gleiche Spiel saarländischer Landesregierungen wenn es um den Erhalt umstrittener Gebäude geht: Erst lässt man alles verrotten und dann begründet man den Abriss mit zu hohen Sanierungskosten. So auch in diesem Fall.

Landesdenkmalrat kritisiert "Gutsherren-Manier"

Zweitens: Der Landesdenkmalrat kritisiert zu Recht, dass das saarländische Finanzministerium in Gutsherren-Manier verkündet, den ungeliebten Bau einfach abzureisen. Angeblich, weil der Unterhalt des ehemaligen Finanzamtes, also auch die Sanierung, finanziell unzumutbar sei. Ohne jedoch jemals ein Gutachten vorzulegen, wie marode die Bausubstanz denn wirklich ist und was denn eine solche Sanierung kosten würde.

Auch wurde nicht einmal ansatzweise darüber nachgedacht, ob und wie man das Gebäude beispielsweise teilsanieren und einer anderer Nutzung zuführen könnte. Ideen dafür gab es genug.

Kulturministerium leistet Amtshilfe

Stattdessen leistet das Kulturministerium willfährig Amtshilfe und legt die ihm unterstellte Denkmalbehörde still. So geht Denkmalschutz in einer allein geführten SPD-Landesregierung.

Das Ganze gipfelt dann noch in der Begründung, dass das Grundstück in einer Premium-Lage der Saarbrücker Innenstadt läge und es erforderlich sei, mit einem Neubau die Innenstadt zu beleben. Mit einem Bürogebäude. Es darf gelacht werden.

Eigentlich eine Schande

Der Denkmalschutz im Saarland wurde schon immer von den jeweiligen Landesregierungen stiefmütterlich und ignorant behandelt. Die jetzige SPD-Landesregierung macht da keinen Unterschied. Eigentlich eine Schande.


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Ein Thema in der "Region am Mittag" am 21.06.2024 auf SR 3 Saarlandwelle

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