Alpenpanorama
Heute morgen war ich schon in Obergurgl. Und in München. Ich war auch schon auf dem Stubaier Gletscher und habe mir angeguckt, wie die Sonne in Schlick aufgeht, bevor ich mir den Tagesbeginn in Ratschings-Jaufen gegönnt habe. Danach habe ich einen kurzen Abstecher zum Tegernsee gemacht. Per Wetterbild im TV.
Machen Sie das auch noch manchmal? Diese Wetterbilder mit Alpenpanorama bei 3sat gucken? Ich sage bewusst NOCH. Denn mal ganz ehrlich: Das ist doch Fernsehen wir vor dreißig Jahren. Jeden morgen reiht sich da in stoischer Regelmäßigkeit Panoramaaufnahme an Panoramaaufnahme, sieht man Bergseen, gefolgt von startbereiten Skipisten und breiten Bergmassiven.
Aber wissen Sie was? Mich beruhigt das. Mir ist der Mückenschiss auf dem Objektiv lieber, als alle knallharten Nachfragen im Morgenmagazin. Und es stört mich auch nicht, wenn auf der Wurzeralm noch Nebel ist.
Dreißig Sekunden Nebelweißes Bild nehme ich da genauso gerne in Kauf, wie den immer wieder mal vorkommenden Totalausfall einer Kamera.
Ein angenehmer Nebeneffekt der unspektakulären Handlung ist, dass man eigentlich nichts verpassen kann. So springe ich öfter mal schnell unter die Dusche während meine Lieblingssendung läuft, oder ich suche vorm Kleiderschrank stehend die Klamotten für den Tag zusammen, ohne nach meiner Rückkehr vor den Fernseher den Anschluss verpasst zu haben. Und so geht das ja nicht nur einmal.
Da sitzt man vor dem Fernseher und guckt sich, wenn nach vier Minuten die Schleife wieder von vorne beginnt, die ganze Chause noch mal an. So, als hätte man es noch nie gesehen.
Am Großglockner ist die Sonne dann wieder drei Zentimeter höher über den Gipfelgrad gerutscht, und auf der Lugnerabfahrt sind plötzlich die ersten Pistenfahrzeuge unterwegs.
Bevor in München am Hauptbahnhof ein ICE einfährt. Und in Nürnberg am linken Bildrand die Kioskfrau ihren Rollladen hochkurbelt.
Ich weiß noch nicht mal, ob der Opa noch lebt, der die Zitter spielt, die mich dabei musikalisch einlullt. Aber es beruhigt.
Bis, ja bis die Bilder ohne Ankündigung um Neun mit einen WUTSCH abreißen, und einfach das normale Fernsehprogramm beginnt.
Bis zum nächsten Morgen. Schön!
Michael Friemel
Die Friemeleien im Podcast
Michael Friemels "Friemeleien"
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Die Friemeleien: Immer montags in der Sendung "Bunte Funkminuten" auf SR 3 Saarlandwelle.