Foto: SR

Wenig Interesse an Nahwärme-Angebot im Bliesgau

Florian Possinger / Onlinefassung: Axel Wagner   26.04.2025 | 10:42 Uhr

Die eigene Wohnung oder das Haus heizen, ohne über steigende Gaspreise nachdenken zu müssen – in Wolfersheim im Saarpfalz-Kreis könnte das Realität werden. Der Stadtteil von Blieskastel plant mit den Biosphären-Stadtwerken ein Nahwärmenetz, das nachhaltige und günstige Energie liefern soll. Doch die Nachfrage fehlt.

Noch bis Ende des Monats können sich Bürgerinnen und Bürger entscheiden, ob in Blieskastel-Wolfersheim zwei Hackschnitzel-Heizkessel und Rohre für ein Nahwärmenetz gebaut werden. Das Prinzip ist das Gleiche wie beim Glasfaserausbau: Kommen genug Verträge zustande, bauen die Stadtwerke das Netz. Allerdings gibt es bisher nur 28 unterschriebene Verträge, gebraucht werden 100.

Video [aktueller bericht, 25.04.2025, Länge: 2:47 Min.]
Wenig Interesse an Nahwärme-Angebot im Bliesgau

Manche Haushalte haben schon umgestellt

Für Ortsvorsteher Matthias Seel (CDU) sind die Gründe dafür vielfältig. „Einige Haushalte haben schon auf erneuerbare Energien wie Wärmepumpen oder Pelletheizungen umgestellt, sodass akut kein Handlungsbedarf besteht. Andere haben ein Problem mit den Kosten. Wir sprechen über eine Investition von insgesamt 14.000 Euro ohne Förderung.“

Andere seien noch unentschlossen und skeptisch, so Seel. „Eine Monopolstellung wird mir oft vorgeworfen, die dann bei den Stadtwerken bestehen würde.“

Erste Untersuchungen schon vor zwei Jahren

Die Stadtwerke Bliestal würden Bau und Betrieb des Netzes übernehmen. Schon 2023 war eine Machbarkeitsstudie angestoßen worden, die auch im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung für Blieskastel vorgestellt worden war. Das Ergebnis damals: Wolfersheim eigne sich sehr gut für ein Nahwärmenetz. Der Bedarf an Wärmeenergie sei in den auf der Karte rot markierten Straßen so hoch, dass sich der Bau für die Stadtwerke rechnen würde.

Karte des geplanten Nahwärmenetzes in Wolfersheim

„Wir untersuchen die Ortsteile unseres Versorgungsgebietes immer dahingehend, wie die Wärmedichte ist. Wir schauen nach sogenannten Wärmedichte-Linien“, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bach dem SR. „Gut geeignet sind Ortschaften, die auf kleiner Fläche einen recht hohen Verbrauch haben. Insbesondere sind das alte Bebauungsteile, und dort umso besser, je größer diese sind und je enger sie zusammenliegen.“

Seel: keine Totalopposition

Das scheinen laut Ortsvorsteher auch die Wolfersheimer verstanden zu haben, die in den vielen Versammlungen zum Thema waren. Es gebe keine verhärteten Fronten im Ort.

Trotzdem hat sich nun offensichtlich nur eine Minderheit für das Nahwärmenetz entschieden. Ortsvorsteher Matthias Seel verweist auf eine große Unsicherheit, ob und wie das Projekt funktioniert. „Eine komplette Opposition gegen dieses Projekt gibt es nicht, alle Einwohner sind sehr aufgeschlossen.“

Viel Zeit bleibt nicht mehr, um die Quote zu erfüllen. Aber sollten noch einmal Verträge dazu kommen, wollen die Stadtwerke Bliestal die Frist um ein paar Wochen verlängern. Vielleicht könnte das Nahwärmenetz in Wolfersheim dann doch noch realisiert werden.

Über dieses Thema hat auch der „aktuelle bericht“ vom 25.04.2025 berichtet.


Mehr zum Thema Nahwärme

Einsatz von Solarthermie
Friedrichweiler will mit Nahwärmenetz Heizkosten langfristig senken
Friedrichweiler plant ein neues kommunales Nahwärmenetz, das mit Hilfe von Solarthermie funktionieren soll. Noch sind viele Fragen offen - aber wenn der Plan aufgeht, sollen auch Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren.
Kaltes Nahwärmenetz
Kohlpharma stellt Projekt aus Solar- und Erdwärme-Heizung vor
In Perl hat das Pharma-Unternehmen Kohlpharma am 17. Juli ein neues Projekt vorgestellt. Unter dem namen "Null plus Null" geht es um die Verbindung von Sonnenenergie und Erdwärme. Die Innovation geht jedoch mit hohen Kosten einher und es muss ausreichend Platz auf dem Grundstück verfügbar sein.

Artikel mit anderen teilen

Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja