"Schau’ mich an!" Das SR kulturGespräch mit Dr. Inge Herold
Diskurs am Freitag, 6. Dezember 2024
Sendung: Freitag 06.12.2024 19.15 bis 20.00 Uhr
Bis Anfang März 2025 läuft in der Kunsthalle Mannheim die aktuelle Ausstellung zu einem Jahrhundertjubiläum. 1924/1925 wurde ein Epochenbegriff geprägt, der bis heute Gültigkeit besitzt. Er bezeichnet die Zwischenkriegsjahre, die Jahre der Weimarer Republik. Dabei hat Inge Herold keinen auf mehreren Etagen und Ebenen und sowohl im Neu- als auch im Jugendstilbau alles andere als einen Blick zurückgeworfen und gründlich mit Klischees aufgeräumt.
In der Mannheimer Schau wird kein Re-enactment der „Goldenen Zwanziger“ betrieben und deren Dauerkonjunktur befeuert – wie in „Babylon Berlin“.
Die Mannheimer Schau feiert Künstler, die den Alltag ihrer Zeit meisterhaft in Szene gesetzt und beleuchtet haben. Sie haben den Alltag ins Visier genommen und ihn zum Kunstgegenstand erklärt, sie haben die Umbrüche bildnerisch dokumentiert - z.B. die flächendeckende Elektrifizierung von Städten und Orten - erst dadurch konnten Menschen die Nacht zum Tag machen und in der Dunkelheit mobil sein, Geschäfte, Bars und Hotels konnten Leuchtreklamen einsetzen. Atmosphären und die Veränderungen
Künstlerinnen waren vor 100 Jahren nicht vertreten, das holt die Jubiläumsschau gründlich nach.
Dafür steht auch das Bildmotiv, das die Kunsthalle Mannheim für Plakat und Katalogcover gewählt hat. Aber nicht nur, es steht auch für die programmatische Ausrichtung. Was hat es mit dem Blick der attraktiven jungen Frau mit Maske und rotem, transparenten Oberteil auf sich?
Überhaupt spielen Blicke eine zentrale Rolle spielen: Die Blicke der Bildfiguren „verfolgen“ Besucher und Besucherinnen. Keiner kann sich den Blicken der Dargestellten entziehen - auch nicht den indirekten wie bei Lotte Laserstein und ihrem russischen Mädchen mit Puderdose. Sie steht vor einem Spiegel und bessert ihr Make-up mithilfe ihres Puderdosenspiegels nach - Ist das der Blick auf die eigene Zeit, die eigene Epoche?
Die zeichnet sich durch eine Gleichzeitigkeit der historischen Ereignisse aus - die Weimarer Verfassung, die in einigen Paragrafen fortschrittlicher war als unser Grundgesetz heute kannte z. B. das Recht auf Wohnen oder das Wahlrecht für Frauen. Es war ein verheißungsvoller Aufbruch, gleichzeitig hat sich eine autokratisch-diktatorische Bewegung erfolgreich auf den Weg gemacht.
Wie hat die Kunst darauf reagiert? Welche Künstler und Künstlerinnen gilt es zu entdecken oder neu zu betrachten? Und was fasziniert uns bis heute? Darüber hat sich SR kultur-Redakteurin Barbara Renno mit Kuratorin Inge Herold im SR kulturGespräch unterhalten.
Das Bild ganz oben zeigt das Gemälde "Dame mit Maske" von Arno Henschel (Bildquelle: Görlitzer Sammlungen).
Diskurs
Freitags von 19.15 bis 20.00 Uhr auf SR kultur.
Diskurs – das ist ein Beitrag zur Gesprächs- und Debattenkultur. Die Sendung bietet Aufzeichnungen von Diskussionsrunden im Studio, Veranstaltungen, die SR kultur mit seinen Medienpartnern gemeinsam durchführt sowie verschiedene andere Formate.
Die SR-eigenen Produktionen stellen wir zeitnah per Podcast online.
Redaktion: Barbara Renno
E-Mail: diskurs@sr.de