Ab wann darf ein Kind ein Handy haben?
Sollten Kinder vor ihrem zwölften Lebensjahr ein eigenes Smartphone haben? Welche Risiken hängen damit zusammen? Iren Schulz von der Initiative "Schau hin, was dein Kind mit Medien macht" ist der Meinung, dass es falsch ist, Kinder ganz von Smartphones fernzuhalten. Ein Kompromiss müsse her.
Eltern mit Kindern unter zwölf Jahren dürften sich diese Fragen wohl schon öfter gestellt haben: Soll ich meinem Kind schon ein eigenes Smartphone kaufen? Ab wann ist es generell okay? Und wie lange darf das Kind dann am Handy sein? Die Meinungen hierzu gehen auseinander. Hilfe und Unterstützung gibt es deshalb von der Initiative "Schau hin, was dein Kind mit Medien macht". Wir haben bei Iren Schulz, Mediencoach bei "Schau hin", nachgefragt.
Kein Handy vor dem zwölften Lebensjahr?
Das luxemburgische Bildungsministerium hat jüngst Leitlinien zum Umgang mit digitalen Medien bei Kindern veröffentlicht. Diese besagen beispielsweise, dass Handys erst ab einem Alter von zwölf Jahren in Ordnung seien. Das mache deutlich, dass man eine Menge an Herausforderungen und Risiken erkannt habe, als man Kinder im frühzeitigen Umgang mit Smartphones beobachtet habe, sagt Schulz.
Auf der anderen Seite schränke ein komplettes Verbot Kinder unter zwölf Jahren in einer digitalisierten Welt ein. Ihnen das Handy zu verbieten sei in etwa so, als ob man ihnen sage, dass sie nicht mehr vor die Tür dürfen, weil der Verkehr zu gefährlich sei.
Besser: Kompromisse finden
Einen Kompromiss zu finden, der einen bewussten Umgang mit Handys beinhaltet, sei da besser als ein Verbot, findet Schulz. Es sei richtig, dass Kinder unter zwölf Jahren Inhaltsrisiken, die ihnen online begegnen, nicht einschätzen könnten. Es fehle oft das Verständnis dafür, was sie sehen und wer sie anspreche.
Eltern sollten ihre Kinder daher gut begleitet an den Umgang mit dem Smartphone heranführen und sie darüber informieren, welche Gefahren und Risiken im Netz lauern.
Problem: kognitive Entwicklung
Ein weiteres Argument für das Verbot der Handynutzung vor dem zwölften Lebensjahr ist die Gehirnentwicklung. Es sei bekannt, dass zu viel Bildschirmarbeit zum Beispiel zu Schlafstörungen führen könne, sagt Schulz. Auch Kinderärzte warnten vor einer verminderten Motorik- und Sprachentwicklung.
Doch auch hier komme es immer darauf an, wie das Handy genutzt werde, sagt Schulz. So gebe es gute Angebote, die die Sprachbildung und die motorische Entwicklung fördern. Wenn man das Kind allerdings mit dem Smartphone allein lasse, würden diese Entwicklungen nicht gelingen. Auch hier seien die Eltern gefragt: Wie gut begleiten sie ihr Kind? Wie gut wählen sie die Inhalte aus?
Dürfen Eltern kontrollieren?
Grundsätzlich findet Schulz von "Schau hin" es nicht empfehlenswert, Kontrollen – zum Beispiel von WhatsApp-Nachrichten – einzurichten. Gleichzeitig sei es natürlich verständlich, dass Eltern noch ein Stück weit dabei sein wollten, wenn ihr Kind mit dem eigenen Smartphone unterwegs sei.
Besser sei es stattdessen, in der Familie miteinander im Gespräch zu sein und vorab zu vereinbaren, was erlaubt sei und was nicht. Auch sei es besser, über diese Themen zu sprechen als strenge oder heimliche Kontrollen durchzuführen. Letztendlich erreiche man damit das Gegenteil: Das Kind mache es heimlich.
Tipps für Eltern
Zunächst einmal sollten Eltern in sich gehen und überlegen, warum sie ihrem Kind ein Smartphone an die Hand geben wollen. Schließlich sollte man sich der eigenen Motivation bewusst sein. Auf der einen Seite könne man als Elternteil so nachhören, ob bei dem Kind alles in Ordnung sei, auf der anderen Seite wünschten sich Kinder oft Handys, weil alle anderen eins hätten, sagt Schulz.
Auch wichtig sei es, sich Gedanken darüber zu machen, ob das Kind schon mit einem Smartphone umgehen könne. Dazu gehöre es, sich an vereinbarte Regeln zu halten, erklärt Schulz. Sie empfiehlt dazu eine Probezeit. Außerdem bietet die Initiative "Schau hin, was dein Kind mit Medien macht" eine Checkliste rund um den Start mit dem Smartphone an.
Thema am 31.10.2024 in der Sendung "SR1 - Deine Eins!"