Luxemburg plant Einschränkung der Handynutzung an Schulen
Mit der Aktion „Screen Live Balance“ will Luxemburg die Handynutzung in Schulen reglementieren. Von oben angeordnet wird allerdings nicht – Schüler, Eltern und Lehrer können mitbestimmen.
An Grundschulen sind in Luxemburg ab Ostern kommenden Jahres Handys komplett verboten. Das hatte Bildungsminister Claude Melsch im September verkündet. Hintergrund sind mögliche negative Auswirkungen durch die starke Nutzung von Handys – das kann etwa die kognitive Entwicklung beeinträchtigen.
"Screen Life Balance"
Und auch an weiterführenden Schulen soll die Handynutzung eingeschränkt werden. Das Erziehungsministerium in Luxemburg will die Handyregeln neu festlegen, im Rahmen der Aktion „Screen Life Balance“.
Ein Beispiel dafür ist das „Lycée Aline Mayrisch“, eigentlich eine digitale Schule. Sie war eine der ersten, in der es Laptops und Ipads gab. Privat dürfen Handys jetzt aber nur noch eingeschränkt genutzt werden, vor dem Unterricht oder in den Pausen.
Schüler bewerten Handyverbot unterschiedlich
Im Untergeschoss der Schule ist handyfreie Zone, hier werden Schülerinnen und Schüler der siebten bis neunten Klasse unterrichtet. Sie geben ihre Handys um kurz vor 8.00 Uhr ab und dürfen sie bis zur Mittagspause nicht abholen. Im Unterricht werden IPads weiterhin benutzt, allerdings nur zu Lernzwecken, Zugang zu E-Mails haben Schüler in der Unterrichtszeit aber nicht.
Die Schüler bewerten es unterschiedlich, wenn es langweilig sei, wäre es schon schön, darauf zugreifen zu können. Aber es gibt auch positive Rückmeldungen: „In der 15 Minuten Pause ist auch ok das Handy dazulassen, dann können wir auch essen und mit Freunden sprechen und nicht nur Handy Handy Handy“, so Schüler Dennis.
Anfängliche Aufregung hat sich gelegt
In der Umsetzung stellte sich aber heraus, dass es schwieriger mit dem Handyverbot ist, je älter die Schüler werden. Die anfängliche Aufregung habe sich aber gelegt, da sind sie sich in der Schülervertretung einig. „Wir haben als Schüler-Komitee eine Umfrage auf Instagram gemacht. Da waren erst viele dagegen, es war ein Schock, das hat sich aber mit der Zeit ausbalanciert“, bewertet Nina vom Komitee.
Aber natürlich ist es eine Einschränkung, die auch Fragen aufwirft: „Man muss sagen, es kommt manchmal ein wenig absurd rüber: Die, die eben schon 18 sind, die können schon ins Gefängnis oder auch den Führerschein machen und bekommen dann ihr Handy abgenommen, für das kleinste Verbrechen“, sagte Schülersprecher Sam.
Konzepte bis Pfingsten kommendes Jahr
Die Schulleitungen können in Luxemburg ihre Konzepte selbst ausarbeiten. Das Erziehungsministerium will die Regeln erst nach Pfingsten ändern. Davor können die Schulen testen, wie es mit den Einschränkungen läuft.
Carole Chaine, Direktorin Lycée Aline Mayrisch, erklärt, wie sie vorgehen wollen: „Als Leitung haben wir das bis Weihnachten entschieden und einen demokratischen Prozess ausgedacht. Wir werden Lehrer, Schüler und Eltern befragen, wie sie es erlebt haben.“ Dann schaue man, was gut und weniger gut geklappt habe und sei positiv bis Pfingsten eine gute Lösung gefunden zu haben. Kritik der Elternvertretung wird an der Schule nicht laut. Dass sie ihre Kinder zeitweise nicht erreichen oder gar tracken können, ist offenbar kein Problem.
Geplant ist seitens der Elternvertretung in jedem Fall eine Zusammenkunft: „Wir werden Ende November eine Konferenz organisieren zum Thema Handyverbot aber auch -benutzung außerhalb der Schule. Es ist insgesamt ein wichtiges Thema, wo wir auch Experten kommen lassen werden, die mit den Eltern besprechen, was man tun kann und tun soll.“
Handyfreie Cafés geplant
In den Schulen sollen außerdem handyfreie Cafés entstehen. Die Schülerinnen sind dafür gerade in Berlin ausgezeichnet worden, da sie als Jungunternehmerinnen alles selbst organisieren. So wird aus einem Handyverbot eine coole Herausforderung für Schüler.
Über dieses Thema hat auch der "aktuelle bericht" am 18.10.2024 berichtet.