Mehr Fälle von Schwangerschaftsdiabetes im Saarland
Am 14. November war Weltdiabetestag. Eine Form von Diabetes betrifft dabei immer mehr Frauen – Schwangerschaftsdiabetes. Frühzeitig erkannt, lässt er sich gut behandeln. Doch: In der Regel verläuft er ohne Symptome, bleibt also nicht selten unbemerkt. Das kann gefährlich werden, sowohl für die Mutter als auch das Baby.
Im Saarland gibt es immer mehr Fälle von Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes genannt. Das zeigen Zahlen der Krankenkassen, etwa der IKK Südwest. Demnach habe eine Auswertung unter Versicherten in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland ergeben, dass im vergangenen Jahr ein Viertel aller Schwangeren betroffen gewesen war.
Alter und Übergewicht Risikofaktoren
Der Berufsverband der Frauenärzte im Saarland spricht von einer Verdoppelung der Fälle binnen zehn Jahren auf nunmehr zehn Prozent. Dr. Gregor Olmes, Oberarzt in der Geburtshilfe am Universitätsklinikum des Saarlandes, bestätigt diese Entwicklung. "Auch wir registrieren eine Zunahme des Schwangerschaftsdiabetes."
Das habe mehrere Gründe, zum einen sei das Durchschnittsalter werdender Mütter gestiegen. "Grundsätzlich gilt: Je älter die Frau, desto höher ist das Risiko", sagt Olmes. Doch auch krankhaftes Übergewicht, also Adipositas, begünstige einen Schwangerschaftsdiabetes. Als weiteren Risikofaktor gibt Olmes eine Zwillingsschwangerschaft an. Und wer bereits in der ersten Schwangerschaft an einem Gestationsdiabetes erkrankte, wird es wohl auch bei der zweiten.
Als weitere Erklärung für die steigenden Zahlen gibt Olmes an, dass die Screeningverfahren über die Jahre immer besser geworden seien. "Und es wird auch schlicht mehr getestet."
Gefahr für Mutter und Kind
Das Tückische an einem Schwangerschaftsdiabetes: "Oftmals merken Betroffene überhaupts nichts davon." Und unbehandelt könnten erhöhte Blutzuckerwerte sowohl für die Mutter als auch ihr Kind gefährlich werden; da der Blutzuckerspiegel von Mutter und Kind über die Plazenta verbunden ist, wirkt sich zu viel Zucker im Blut der Mutter auch auf das Ungeborene aus.
Erhöhte Blutzuckerwerte könnten etwa zu einer zu starken Gewichtszunahme des Kindes im Mutterleib führen. "Wir sprechen hier teilweise von über vier Kilogramm", so Olmes. Dabei kann es zu gefährlichen Komplikationen bei der Geburt kommen, wie etwa einer starken Blutung. Doch auch das Risiko einer Schwangerschaftsvergiftung und Frühgeburt nehme mit der Diagnose zu. Außerdem erleiden Frauen während der Schwangerschaft häufiger Harnwegsinfekte.
Gefahr drohe aber auch nach der Geburt – "bei einer Unterzuckerung des Neugeborenen". Jede Unterzuckerung könne Schäden hinterlassen und die spätere Entwicklung des Kindes behindern, warnt Olmes. Bei allen Neugeborenen wird deshalb nach der Geburt immer der Blutzucker kontrolliert.
Regelmäßige Tests in und nach der Schwangerschaft
Umso wichtiger seien angesichts der drohenden Komplikationen regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft. Denn frühzeitig erkannt, ließe sich eine Schwangerschaftsdiabetes auch gut behandeln. "Die zwei wichtigsten Säulen sind: gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung".
Olmes empfiehlt eine mediterrane Diät, die Lebensmittel mit niedrigem glykämischen Index beinhalte. Diese sollte reich an Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten sein. Auf Haushaltszucker, insbesondere in Form von Säften und Limonaden, sollte idealerweise ganz verzichtet werden. Zudem sollte moderatorer Sport wie Walking in den Alltag integriert werden. "Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, muss über eine Insulintherapie nachgedacht werden. Diese sollte aber immer in Absprache mit einem Diabetologen erfolgen", sagt Olmes.
So wichtig wie die Vorsorge ist aber auch die Nachsorge. Zwar normalisieren sich die Blutzuckerwerte bei vielen Frauen nach der Geburt des Kindes wieder – aber eben nicht bei allen. "Eine erhöhte Wachsamkeit ist ganz wichtig nach der Geburt. Denn Frauen, die einen Schwangerschaftsdiabetes hatten, haben auch im weiteren Verlauf ihres Lebens ein erhöhtes Risiko, an einem Diabetes Typ 2 zu erkranken." Dieses Risiko werde reduziert, wenn die Mutter das Baby stillt.
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht im SR Fernsehen am 14.11.2023 berichtet.