Spanische Wegschnecke, Arion lusitcanius (Foto: IMAGO / CHROMORANGE)

Das hilft gegen Schnecken im heimischen Garten

Rebecca Wehrmann   25.05.2024 | 09:01 Uhr

Schnecken sind derzeit der Alptraum für Gartenbesitzer, sie sind einfach überall. Der Bauernverband spricht gar von einer Plage. Die Möglichkeiten zur Bekämpfung sind vielfältig, was hilft wirklich?

Die Verzweiflung der Gartenbesitzer ist groß – egal wo man geht und steht: Schnecken sind überall. Kein Wunder, die Bedingungen für die Schleimer sind schon seit längerem geradezu perfekt. „Es ist Schneckenwetter hoch zehn. Die können sich gerade super vermehren“, sagt Maren Brennig von der Landwirtschaftskammer des Saarlandes.

Momentan herrscht eine Schneckenplage

Ähnlich schätzt Roger Marti, Geschäftfsführer des Gartenbauvereins Saarland und Rheinland-Pfalz, die Lage ein: „Man kann es nicht in Zahlen fassen. Aber die feuchten Tage und die milden Winter sind beste Vorrausetzungen für Schnecken und damit das Hauptproblem.“ Der Bauernverband untermauert das: “Man kann getrost von einer Schneckenplage sprechen“, sagt auch Bauernverband-Geschäftsführer Alexander Welsch.

Was hilft wirklich?

Absammeln, Kaffee, Kalk, Zäune, Schneckenkorn, natürliche Fressfeinde – es gibt jede Menge Möglichkeiten, die Pflanzenvertilger zu bekämpfen, aber was ist wirklich erfolgsversprechend?



Schnecken absammeln - der Favorit

Die schlechte Nachricht zuerst: „Wir sammeln ein, wir haben Tigerschnegel und Igel – und trotzdem immer noch Schnecken. Man kann sie eindämmen, aber weg kriegt man sie nicht“, sagt Roger Marti, Geschäftsführer des Gartenbauvereins Saarland und Rheinland-Pfalz. Es ist also egal, welche Methode man wählt, ein schneckenfreier Garten ist quasi eine Utopie.

Aber weniger Schnecken, das geht schon. Und der Gartenexperte hat auch einen ganz klaren Favoriten: „Ganz einfach? Absammeln. Eine Schneckenfalle machen, die Schnecken einsammeln und dann – zwei bis drei Kilometer vom eigenen Wohnort entfernt – wieder aussetzen“, sagt Marti. Das geht zum Beispiel auch im Wald, wer einen Hund hat, kann seine persönliche Schneckensammlung also einfach mit zum Spaziergang nehmen.

Schneckenfalle bauen - aber richtig

Und wie sieht eine Schneckenfalle aus? Zunächst mal das Lockmittel – dafür eigent sich am besten Salat, denn den finden Schnecken recht köstlich. Man sollte ein paar Blätter ins Beet legen und dann in der Nähe einen Unterschlupf für die Schnecken anbieten. „Besonders gut ist verrottetes, morsches Holz“, sagt der Experte. „Das bindet die Feuchtigkeit besser und ist für die Schnecken besonders attraktiv, vielleicht hat man ja im Garten noch eine alte Wurzel rumliegen.“

Nach dem Galadinner am Salat ziehen die Schnecken sich zurück und nehmen gerne die vom Gärtner angebotene Unterkunft. Dort kann man sie dann am nächsten Morgen relativ einfach absammeln.

Beetumrandungen - was hilft am besten?

Rindenmulch (Foto: IMAGO / Panthermedia)
Frischer Rindenmulch kann gegen Schnecken helfen - das liegt an der drin enthaltenen Säure.

Wer darauf keine Lust hat, kann sich natürlich auch an verschiedenen Formen der Beetumrandungen probieren. Hilfreich kann Sägemehl sein, das muss aber sehr großzügig und vollumfänglich um das Beet verteilt werden. Das heißt einmal komplett rundherum und dann auf einer Fläche von rund zehn Zentimetern Breite, sagt Marti. Das geht auch mit Kaffeesatz oder auch zum Beispiel mit Kalk.

Der Nachteil: Regnet es, muss man die Beetumrandung oft erneuern. Zudem braucht man auch den notwendigen Platz im Beet. Ist es jetzt schon bepflanzt, kann das schwierig sein. Alternativ könne man auch frischen Rindermulch einsetzen, wegen der Säure, die darin enthalten ist. Oder auch Eierschalen, die man - nicht zu klein - zerbröselt und dann um eine Pflanze gibt, ergänzt die Fachfrau der Landwirtschaftskammer.

Schneckenzäune - das Mittel der Wahl?

Schneckenzäune in einem Schrebergarten (Foto: IMAGO / Zoonar)
Schneckenzäune aus Metall in einem Schrebergarten

Eine weitere Möglichkeit ist ein Schneckenzaun, sagt Brennig von der Landwirschaftskammer. „Die sind so 20 bis 25 Zentimeter hoch und haben eine Kante. Da kriechen die Schnecken nicht drüber.“ Aber man müsse sie eng aneinanderstellen, denn nur so kämen zwischendurch keine Schnecken ins Beet.

Wer schon solche Zäune hat und trotzdem weiterhin schleimige Besucher im Beet, der hat sie in der Erde. „Die Schnecken legen Eier in den Beetboden und die kommen dann da raus“, erklärt Brennig. Das heißt, dass da der Zaun auch gar nicht helfen kann, wenn das Problem bereits im Beet ist.

Und es gibt noch was zu beachten, beim Schneckenzaun: „Der Zaun muss höher sein, als die Pflanze, wenn da ein Blatt rüberragt, kommt die Schnecke wieder rein, dann bringt das nichts“, ergänzt Gartenbauexperte Marti.

Tigerschnegel - die Schnecke, die Schnecken frisst

Der Tigerschnegel frisst keine Pflanzen, sondern Proteine - Schneckeier und kleine Schnecken

Eine natürliche Art Schnecken mit Fressfeinden zu bekämpfen, ist das Ansiedeln des Tigerschnegels. „Der Tigerschnegel frisst keine Pflanzen, der braucht Proteine. Deswegen stehen kleine Schnecken und Schneckeneier auf seinem Speiseplan“, erklärt Gartenexpertin Brennig.

Allerdings bekäme sie oft die Rückmeldung, dass er ein schlechtes Image habe. Die Gartenbesitzer sähen ihn auf den Pflanzen sitzen. „Er wird oft verunglimpft, weil er als letzter noch vor Ort ist.“ Dabei ist er im Garten ein echter Nützling. Tigerschnegel kann man auch kaufen und versuchen im Garten anzusiedeln. „Ob der dann bleibt, ist aber auch eine andere Sache“, sagt Brennig.

Zudem ist das natürlich eine langfristige Maßnahme, die in der aktuellen Situation jetzt nicht sofort hilft. Und auf jeden Fall auch nicht als Einzelmaßnahme erfolgreich. „Man sollte immer mehreres kombinieren“, sagte der Geschäftsführer des Gartenbauvereins, Marti.

Bierfalle? Lieber nicht!

Wovon er aber definitiv abrät sind Bierfallen: „Die locken alle Insekten an und auch Weinbergschnecken.“ Damit tötet man also auch Lebewesen, die im Garten nützlich sind. Außerdem ziehen sie auch Schnecken aus Nachbars Garten an und vergrößern das Problem für den Gartenbesitzer damit sogar noch.

Wie man Schneckenkorn richtig einsetzt und Nützlinge schützt

Gewöhnliche Gartenschnecke (Cornu aspersum) (Foto: IMAGO / imagebroker / alimdi / Arterra / Philippe Clément)
Gehäuseschnecken fressen üblicherweise totes Pflanzenmaterial - sie sollten vor Schneckenkorn geschützt werden.

Schneckenkorn sei derzeit auch bei Baumärkten besonders stark nachgefragt, sagt Brennig. Das zeigt die Verzweiflung der Gartenbesitzer. Der Einsatz ist aber umstritten, denn auch Haustiere oder Igel könnten zu Schaden kommen. Zudem bekämpft es auch Gehäuseschnecken, die eigentlich nur totes Pflanzenmaterial fressen und auch Tigerschnegel – die keine Pflanzen, sondern Schneckeneier und kleine Schnecken fressen.

Aber es gibt Schneckenkorn, das fast igelfreundlich ist, es hat eine Eisen-Phosphat-Basis und ist grün. „Davon bekommt der Igel vielleicht auch ein bisschen Bauchweh, aber er stirbt nicht daran", sagt Brennig.

Unabhängig davon sei aber der gezielte Einsatz wichtig. „Am besten nimmt man sich einen Blumentopf und platziert darunter das Schneckenkorn. So kann man auch verhindern, dass Gehäuseschnecken getötet werden oder Wild- und Haustiere mit dem Mittel in Berührung kommen“, erklärt sie.

Man könne den Tontopf auch bunt anmalen, dann sehe das im Beet auch noch hübsch aus. Zudem schütze es das Schneckenkorn auch vor Feuchtigkeit. Denn bei dem derzeitigen feuchten Wetter zerlaufe das Anti-Schneckenmittel und verliere die Wirkung.

„Von breit gestreutem Schneckenkorn rate ich ab“, so Brennig. Und auch davon, das Schneckenkorn direkt unter die Pflanze zu streuen. Das würde gerade momentan wenig helfen. „Die Schnecken sind hungrig, die krabbeln darüber und fressen dann die Pflanze.“

Laufenten als Hilfe: Ente gut, alles gut?

 Vier Laufenten im Porträt (Foto: IMAGO / blickwinkel)
Laufenten sind gute Helfer im Kampf gegen Schnecken - die Haltung der Tiere aber recht anspruchsvoll

Wer biologisch vorgehen will, der denkt vielleicht auch über den Einsatz von Enten nach. „Das sind schon effiziente Arbeiter“, weiß Maren Brennig. Aber natürlich brauchen die auch Pflege und müssen versorgt werden. Das gibt auch Alexander Welsch vom Bauernverband zu bedenken: „Die Enten leben aber länger als der Salat. Die sind im Winter da, an Weihnachten, Ostern und Silvester. Die wollen, dass sich jeden Tag jemand um sie kümmert.“

Zudem ist für Entenhaltung eine marder- und fuchssichere Behausung für die Nacht notwendig, ebenso eine Überdachung, „damit die Enten trocken sitzen, schlafen und watscheln können.“ Einen Teich brauchen Entenbesitzer ebenfalls, der darf auch nicht zu klein sein. Wer all das beherzigt, muss dann aber auch noch einen Geflügel-Elektrozaun besorgen, und damit die eigenen Beete schützen. „Die Enten lutschen die Schnecke nicht vom Blatt, die essen alles.“

Das heißt am besten müsste man auch hier eine Art „Lockbeet“ erstellen, an dem sich Schnecken und Enten gleichermaßen genüsslich bedienen können. Zudem weist Welsch darauf hin: „In der Nacht, wenn die Schnecken aktiv sind, schläft die Ente.“ Außerdem brauchen die Tiere natürlich auch Futter und Wasser. „Mit Enten ist das schon ein großer Aufwand“, so Welsch.

Anstatt sich selbst Enten zu halten, könnten Gartenbesitzer sich auch Enten mieten. Theoretisch ist das möglich, allerdings scheint es im Saarland niemanden zu geben, der diesen Service anbietet. Weder Alexander Welsch, noch Maren Brennig ist eine Laufenten-Vermietung hier bekannt.

Ein vielfältiger Garten kann helfen

Garten-Reitgras (Calamagrostis x acutiflora „Karl Foerster“) im insektenfreundlichen Garten (Foto: Bastian Langhirt)

Gartenbauverein-Geschäftsführer Marti hat aber noch einen anderen Ansatz - Vielfalt sei ein gutes Mittel, um Schnecken Einhalt zu gebieten, so Marti. „Ein Teil der Pflanzen wird immer gefressen, aber wenn man einen Vielfaltsgarten hat, dann hat man wenigstens die Aussicht, dass einige Pflanzen überleben.“ Je vielfältiger der Garten, desto größer auch die Chance, dass sich Fressfeinde, wie auch die Amsel ansiedeln. Dann können man „die Schnecke auch mal die Schnecke sein lassen.“

Wer das nicht möchte, könnte grundsätzlich so pflanzen, dass es für Schnecken möglichst unattraktiv ist. „Rosmarin, Thymian, Olivenkraut – generell mediterrane Kräuter mögen sie nicht so“, erklärt der Gartenfachmann.

Aber auch hier greift in der derzeitigen Situation die Ausnahme zur Regel: „Im Moment gehen die Schnecken auch auf Pflanzen, auf die sie sonst nicht so scharf sind“, erzählt Marti – eine Erfahrung aus seinem eigenen Garten.

Trockenheit - der größte Feind der Schnecken

Blauer Himmel und eine strahlende Sonne  (Foto: SR)

Was auch helfen würde, wäre besseres Wetter. Da reichen auch schon ein paar Tage Sonnenschein und Trockenheit. „Wenn es mal zwei, drei Tage nicht regnet, nimmt die Schneckenzahl auch sofort ab. Dann verziehen die sich in tiefere Erdschichten", so Brennig.

Sie hat deswegen auch noch einen abschließenden Tipp für alle Gartenbesitzer parat: „Wir müssen alle unsere Teller gut aufessen, damit die Sonne scheint.“ Schaden kann das nicht, der Blick auf die Wetteraussichten könnte Gartenbesitzer auch optimistisch stimmen - es soll ab Samstag erstmal weniger regnen.


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