"Unheilige Allianz" zwischen Sport und Politik beim LSVS
In der Affäre um das Millionenloch beim Landessportverband LSVS kommen die Verquickungen zwischen Sport und Politik im Saarland unübersehbar ans Tageslicht. Zudem wird immer offensichtlicher, dass die Verbandsführung ihre Finanzen mangelhaft im Blick hatte. Eine Zwischenbilanz dessen, was bisher bekannt ist.
Der gemeinnützige Landessportverband habe über seine Verhältnisse gelebt – und zwar deutlich, so bringt es der Chef des Steuerzahlerbunds, Christoph Walter, auf den Punkt. Und er ist dabei fast schon erzürnt, liegen ihm doch die Bilanzen des LSVS für die Jahre 2008 bis 2014 vor. Dass die acht Präsidiumsmitglieder um Präsident Klaus Meiser von dem Millionendefizit nichts mitbekommen haben wollen, kann Diplomkaufmann Walter nicht nachvollziehen. Er verweist auf eine Unterschrift Meisers.
In blauer Tinte hatte der im Juni 2015 die "Gewinn- und Verlustrechnung" abgezeichnet und die wies eine Lücke von mehr als 750.000 Euro aus.
Während der LSVS die Unterschrift seines Präsidenten abtut, sie bedeute lediglich, dass die "Feststellungen der Wirtschaftsprüfer zur Kenntnis genommen und nachvollzogen" worden seien, appelliert Walter an den Berufsethos des Präsidenten. Als Jurist habe er wissen müssen, was er da unterschreibt. Dass der LSVS nämlich Geld ausgegeben habe, das er gar nicht gehabt habe. Während der LSVS schriftlich versucht, die Zuständigkeit des Steuerzahlerbunds in Zweifel zu ziehen (es gehe um "Geld aus dem Toto-Sportachtel nicht um Steuergeld"), kommen zwischenzeitlich auch Meisers CDU-Parteifreund Klaus Bouillon Zweifel.
Bouillon will – "Kamerad hin, Kamerad her" – die Bilanzen extern prüfen lassen. Wobei es fraglich scheint, ob der Innenminister befugt ist, neben der Rechts- auch die offenbar angestrebte Fachaufsicht über den Verband auszuüben.
Enge Bande zwischen Sport und Politik
Insgesamt krankt der Verband nicht nur am Kontrollverlust seiner eigentlich fürs Geld zuständigen Präsidiumsmitglieder (siehe Satzung LSVS). Es gibt auch eine "Unheilige Allianz" von Sport und Politik. So geben sich Politiker unterschiedlichster Couleur bei Vorstandssitzungen ein Stelldichein.
Und symptomatisch – dann vielleicht diese Anekdote: Der geschasste Geschäftsführer Paul Hans, so sein Verteidiger, habe durchaus eingeräumt, in einem Fall am Präsidenten Meiser vorbei viel Geld bewegt zu haben. 1,2 Millionen Euro habe Hans von einem Baukredit genutzt, um einen Kontokorrent-Kredit zu tilgen. Wirtschaftlich vernünftig, seien dem Verband dadurch doch hohe Zinsen erspart worden.
Warum er dabei Meiser umschifft hat? Weil er dem und der CDU im Wahlkampf nicht habe schaden wollen. Negative Schlagzeilen über einen verschuldeten LSVS, die habe Hans vermeiden wollen. Politik ist beim LSVS allgegenwärtig und spielt auch beim Thema "Kostenkontrolle" eine Rolle.
Der Nabel des Spitzensports
Steuerzahlerbund-Chef Walter ist überzeugt, die Kontrolle gab es beim LSVS nicht. Und in der Tat, angesichts der üppig sprudelnden Gelder von Saartoto, baute der Verband seinen Standort fast schon zum Olympia-Campus aus. Hallen, Schwimmbad, "Hotel" – das kleine Saarland als Nabel des Spitzensports.
Der Verband selbst mauserte sich über die Jahre zu einem mittelständischen Unternehmen mit fast 100 Beschäftigten. Wobei ein ehemaliges Präsidiumsmitglied dem SR zuflüsterte, man könnte eigentlich mit der Hälfte auskommen. Der Verband seinerseits will sich bei Personalfragen nicht in die Karten blicken lassen. Mehrere SR-Anfragen bleiben unbeantwortet. Zu "internen Vorgängen" will man keine Auskunft erteilen.
Tranzparenz im Stadtwald
Bei der peinlichen Affäre um Meisers doppel-beschäftigte Lebensgefährtin war dies am Ende nicht mehr möglich. Dass ein St. Ingberter CDU-Parteifreund der Meiserschen Partnerin plötzlich einen Hausmeisterjob beim Verband bekam – reiner Zufall. Der LSVS teilte mit, die Stelle sei öffentlich ausgeschrieben worden, der Personalrat beteiligt gewesen. Alle weiteren Personalfragen erklärt der LSVS zu internen Vorgängen.
Präsident Meiser hatte "absolute Transparenz" angekündigt – die Sportfreunde scheinen überfordert.