Ein Kind isst Süßigkeiten (Foto: picture-alliance/ dpa | Christian Hager)

Saar-Kinderärzte fordern: Keine Werbung mehr für ungesundes Essen

Sandra Schick   17.06.2024 | 16:07 Uhr

Kinder in Deutschland sollen so schnell wie möglich per Gesetz vor Werbung für ungesunde Lebensmittel geschützt werden. Kinderärzte halten das für dringend notwendig, denn auch im Saarland ist jedes fünfte Kind inzwischen übergewichtig oder adipös.

Ein Bündnis von 35 Organisationen aus Medizin, Wissenschaft, Verbraucher- und Kinderschutz fordert so schnell wie möglich ein Werbeverbot für ungesunde Lebensmittel umzusetzen. Die Bundesregierung müsse deshalb das geplante Gesetz zum Werbeverbot noch vor der Sommerpause beschließen.

Dem Bündnis angeschlossen haben sich unter anderem die Bundesärztekammer, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, das Deutsche Kinderhilfswerk und die Organisation Foodwatch.

Saarland: Jedes fünfte Kind übergewichtig oder adipös

Auch die Kinder- und Jugendärzte im Saarland unterstützen den Vorstoß. Sprecher Benedikt Brixius sagte dem SR, man fordere schon seit Jahren ein solches Verbot. In den letzten Jahren habe die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen deutlich zugenommen. "Im Saarland sind 15,4 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig. Sechs Prozent gelten als adipös."

Seit der Coronazeit habe sich Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen noch einmal verschärft. "Was uns Sorgen macht, sind vor allem die Langzeitfolgen. Die übergewichtigen Kinder von heute sind die Kranken der Zukunft", so Brixius.

Unterrichtsfach Ernährung in der Schule

Deshalb müsse die Politik viel mehr Anstrengungen unternehmen. Oftmals werde in der Werbung mit Spielzeug gearbeitet, um die ungesunden Lebensmittel besonders interessant zu machen.

Neben einem Werbeverbot fordern die Kinderärzte auch, mehr Ernährungskompetenzen in der Schule zu vermitteln. Zum einen durch ein eigenes Unterrichtsfach Ernährung und Gesundheit aber auch durch bessere Schulverpflegung. "Das Essen der Caterer ist oft nicht gesund," betont Brixius.

Eine große Rolle spielten aber auch die Eltern. "Die Eltern müssen natürlich auch Vorbilder sein", so Brixius. In vielen Familien fehle es heute aber an Kompetenzen zum Thema Lebensmittel und Kochen.

FDP blockiert Pläne für Werbeverbot

Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) und sein Ministerium hatten bereits im vergangenen Jahr Pläne für ein Werbeverbot für Kindersnacks mit hohem Zucker-, Salz oder Fettgehalt vorgestellt.

Demnach soll wochentags von 17.00 bis 22.00 Uhr und an Wochenenden morgens ab 8.00 Uhr keine Werbung für solche Produkte ausgestrahlt werden – weder im Kinder- noch im normalen Programm. Das Verbot soll auch für Online-Medien gelten.

Widerspruch zum Gesetz kommt aus der FDP, von Medienunternehmen und aus der Lebensmittelwirtschaft.

Saar-Ministerin für Werbeverbot

Aus Sicht der saarländischen Verbraucherschutzministerin Petra Berg (SPD) kann ein Werbeverbot für "Lebensmittel mit ungünstigem Nährwert" ein Mittel sein, um ein gesundheitsförderndes Ernährungsverhalten zu unterstützen.

Insbesondere Kinder müssten stärker geschützt werden. "Ein weiterer Fokus muss auf Ernährungsbildung in Kitas, Schulen und in den Familien liegen", so Berg auf SR-Anfrage.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 17.06.2024 berichtet.


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