Verhärtete Fronten: Streik an den Bosenberg-Kliniken in St. Wendel

Streik an Bosenberg Kliniken in St. Wendel dauert an

mit Informationen von Laszlo Mura   07.06.2024 | 19:40 Uhr

An der Bosenberg Klinik in St. Wendel geht der Streik weiter. Schon seit längerem kämpfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier für einen Tarifvertrag. Der Konzern hält Gespräche mit Verdi nach eigenen Angaben derzeit aber nicht für "zielführend".

Die Bosenberg Kliniken in St. Wendel und die Bliestal Kliniken in Blieskastel haben eines gemeinsam: Sie gehören beide der Aktiengesellschaft Mediclin - einem Klinikbetreiber aus Offenburg.

Video [aktueller bericht, 07.06.2024, Länge: 3:01 Min.]
Belegschaft der St. Wendler Bosenbergklinik im Streik

Doch es gibt einen Unterschied: Die Beschäftigten in St. Wendel haben keinen Tarifvertrag. Gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi wollen sie das ändern. Seit Monaten versuchen sie mit der Konzernspitze über einen Tarifvertrag zu verhandeln. Zurzeit herrscht aber Funkstille - obwohl sich die Belegschaft seit dem 28. Mai im Warnstreik befindet.

Offenbar Streikbrecher im Einsatz

Der Streik findet momentan im Schichtbetrieb statt. Im Schnitt sind täglich 60 Beschäftigte dabei. Die Grundversorgung bleibt laut Betriebsrat jederzeit gewährleistet.

Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi versucht die Klinik aber seit Anfang der Woche offenbar Streikbrecher zu organisieren. Die Gewerkschaft spricht davon, dass Personal aus anderen Kliniken für eine Tagesprämie von 200 Euro nach St. Wendel geholt werde.

Die Klinikleitung selbst gab zu den Streikbrechern gegenüber dem SR keine Stellungnahme ab und äußerte sich auch nicht zu den Tarifverhandlungen.

Konzernleitung will nicht mit Verdi sprechen

Die Konzernleitung in Offenburg teilte auf SR-Anfrage schriftlich mit: "Selbstverständlich bleiben wir weiterhin mit den Arbeitnehmervertretern auf Betriebsebene im Gespräch, denn wir sind davon überzeugt, dass es uns in dieser Konstellation am besten gelingt, die Rahmenbedingungen für ein zufriedenstellendes Arbeiten in den Bosenberg Kliniken weiterzuentwickeln. Vor diesem Hintergrund halten wir die Gespräche mit der Gewerkschaft ver.di derzeit nicht für zielführend."

Betriebsrat kämpft für Tarifvertrag

Der Betriebsrat selbst sieht das allerdings völlig anders als die Konzernleitung.

Die Betriebsratsvorsitzende Jacqueline Heilmann sagte dem SR: "Wir stehen hier für den Tarifvertrag, den wir endlich durchziehen wollen. Seit 23 Jahren sind wir in einem Kampf. Immer wieder abgebrochen, immer wieder verschaukelt. Immer wieder verkauft und verraten worden von vorigen Betriebsratsgremien. Das kann so nicht mehr funktionieren."

Verdi wartet auf Reaktion von Mediclin

Laut Verdi sind die Gehälter der Beschäftigten im Durchschnitt mehrere 100 Euro niedriger als in Rehakliniken der Deutschen Rentenversicherung. Die Gewerkschaft will einen Tarifvertrag auf gleichem Niveau. Sie wartet auf eine Reaktion von Mediclin.

Lisa Summkeller von der Gewerkschaft Verdi: "Wir sind jederzeit verhandlungsbereit, wenn ein Signal von der Arbeitgeberseite kommt, die Verhandlungen nochmal aufzunehmen mit einem konkreten Termin. Dann würden wir die Streiks aussetzen. Bis das passiert, würden wir allerdings weiterstreiken und wir bereiten derzeit die Urabstimmung vor."

Bis zum 18. Juni wird abgestimmt, ob es zum unbefristeten Streik kommt. Insgesamt sind an der Klinik rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt.

Über dieses Thema berichtet auch der aktuelle bericht am 07.06.2024.


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