Diskussion um das Renteneintrittsalter: Älterer Mann arbeitet in einer Werkstatt. (Foto: IMAGO / Westend61)

Renteneintritt an Lebenserwartung koppeln? Reaktionen aus dem Saarland

mit Informationen von Emil Mura   16.08.2023 | 20:06 Uhr

Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat sich dafür ausgesprochen, das Renteneintrittsalter bei steigender Lebenserwartung automatisch anzuheben. Dafür bekam sie viel Kritik. Die gibt es auch aus dem Saarland – allerdings nicht nur.

Weil die Menschen immer älter werden, können sie auch länger arbeiten – das war die Kernaussage der Wirtschaftsexpertin Veronika Grimm am vergangenen Wochenende. Wenn man das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung der Menschen koppele, könne man verhindern, dass das Rentensystem in Deutschland kollabiere. Führende SPD-Politiker, unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz, kritisierten den Vorschlag, auch CDU und FDP zeigten sich zurückhaltend.

Video [aktueller bericht, 16.08.2023, Länge: 3:33 Min.]
Saarländische Reaktionen auf Rentenalter-Vorstoß von Wirtschaftsexpertin Grimm

Scharfe Kritik von der IG Metall Saarland

Bei der IG Metall im Saarland löst dieser Vorschlag Kopfschütteln aus. Nach 45 Jahren habe jeder genug gearbeitet, sagt Thorsten Dellmann, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Saarbrücken.

Zudem sei das Rentenalter schon jetzt so hoch, dass es viele Arbeitnehmerinnen und -nehmer im gesunden Zustand nicht erreichten, das würden Krankenzahlen belegen. "Die Realität ist die, dass Menschen nach 45 Jahren, nach 40 Jahren Arbeit im produzierenden Bereich körperlich kaputt sind."

Zustimmung von der Vereinigung Saarländischer Unternehmensverbände

Anders sieht es die Unternehmerseite. Die Vereinigung Saarländischer Unternehmensverbände (VSU) hält diesen Schritt für absolut notwendig. Der demografische Wandel habe das Rentensystem ins Schwanken gebracht. Um es zu retten, führe kein Weg daran vorbei, das Eintrittsalter nach hinten zu verschieben.

"Immer weniger junge Menschen müssen für immer mehr ältere Menschen immer länger die Rente finanzieren. Das wird schwierig", sagt Martin Schlechter, VSU-Hauptgeschäftsführer. Den Vorschlag, jetzt die zusätzlich gewonnene Lebenszeit nicht nur in der Rente zu verbringen, sondern auch in Arbeit, findet Schlechter deshalb "richtig und konsequent, weil er Generationengerechtigkeit herstellt".

Selbstständige und Beamte ins Rentensystem einzahlen lassen?

Das Argument, dass Menschen aus gesundheitlichen Gründen nicht länger arbeiten können, lässt VSU-Hauptgeschäftsführer Schlechter nicht gelten. Für diese Fälle gebe es Mittel, wie die Erwerbsunfähigkeitsrente. "Im Zuge der neuen Diskussion müssen wir vielleicht auch dieses Instrument nochmal anpacken und nachschärfen." Dennoch sei klar: "Wir müssen an das Renteneintrittsalter ran, weil wir sonst die junge Generation massiv überfordern werden."

Die IG Metall dagegen schlägt vor, auch Selbstständige und Beamte in das Rentensystem einzahlen zu lassen – das würde massiv Geld ins System bringen. Wenn das System kranke, weil aufgrund des demografischen Wandels immer weniger Menschen in die Rente einzahlten, müsse man an genau dieser Stellschraube drehen.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 16.08.2023 berichtet.


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