Saar 66 - Hilfe zur Selbsthilfe für die Baby-Boomer
Jüngere Rentner im Saarland sollen sich stärker um sich selbst und ältere Senioren kümmern. Das sieht das Programm "Saar 66" von Sozialminister Magnus Jung vor. Nun fand ein erstes Diskussionforum dazu statt.
1964 – das Jahr der Babyboomer. Nie zuvor wurden in Deutschland so viele Kinder geboren wie damals. Die Baby-Boomer aber gehen nun nach und nach in Rente – eine Herausforderung nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch für unser Gesundheits- und Pflegesystem.
Denn wer kümmert sich um diese Generation? In zehn Jahren werden so viele Menschen wie nie zuvor gleichzeitig im Ruhestand sein. Perspektivisch steigt damit der Pflegebedarf in den kommenden 20 Jahren enorm an. Während gleichzeitig die Zahl der Beitragszahler in die Pflegekassen sinkt.
Das Programm "Saar 66"
Hilfe zur Selbsthilfe, damit es den Alten zukünftig besser geht, ist der Gedanke, der hinter dem Programm „Saar 66“ steht. Das Saarland will künftig auf die „jüngeren Rentner“ setzen, auf Ehrenamtliche, die sich nicht mehr nur um sich selbst, sondern auch um diejenigen ihrer Generation kümmern, die es selbst nicht mehr ganz so gut schaffen.
Im Sommer hatte Sozialminister Magnus Jung das Programm "Saar 66" vorgestellt . Jüngere Rentner sollen sich laut Programm präventiv um sich selbst und betreuend um die ganz Alten kümmern. Altersgerechte Sportangebote organisieren, Hausbesuche bei Alleinstehenden machen, gemeinschaftliche Aktivitäten anregen und umsetzen. „Wer sich mit 65 Jahren kümmert, der darf erwarten, mit 85 zu Hause besucht zu werden“, sagte Minister Jung bei der Vorstellung des Programms. Er hofft, dass sich in jedem Dorf gut ein Dutzend Menschen finden, die bereit wären, sich zu engagieren.
Großes Interesse bei Kommunen und Verbänden
Am 7. November hat im Landtag nun ein Beteiligungsforum dazu stattgefunden - und rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Kommunen und Verbänden haben daran teilgenommen, denn das Thema brennt allen auf den Nägeln.
Wie lassen sich Nachbarschaftshilfen, lebendige Ortsmitten, ein Gemeinschaftswesen in den Kommunen flächendeckend einführen? In etlichen Gemeinden im Saarland gibt es dazu bereits Ansätze: Seniorenpaten, Nachbarschaftsgärten oder Bürgerbusse - aber das sind alles eben nur punktuelle Maßnahmen. Und die Arbeit hängt oft an engagierten Einzelpersonen.
Geld auch für Schaffung von Stellen
Zudem ist die Finanzierung ist nicht immer stabil. Der Sozialminister will auch da ansetzen: "Wir wollen in jeder Kommune mindestens eine halbe Hauptamtsstelle schaffen", sagt er.
Das Programm soll im kommenden Jahr in allen Landkreisen ausgerollt werden. Jährlich rechnet das Ministerium mit Kosten von ein bis zwei Millionen Euro.
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Ein Thema in der "Region am Nachmittag" am 08.11.2024 auf SR 3 Saarlandwelle