Bauschäden aber kein schnelles Internet - Glasfaserausbau im saarländischen Namborn

Viele Bauschäden wegen Glasfaserausbau in der Gemeinde Namborn

Daniel Novickij   18.03.2024 | 12:07 Uhr

Schlaglöcher, lose Pflastersteine und orangene Leerrohre, die aus der Erde ragen – so sieht es vielerorts in der Gemeinde Namborn aus. Dort sind nicht nur Straßen kaputt, sondern auch nur vereinzelt Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen. Das sorgt für Unmut.

Michael Schwan aus dem Namborner Ortsteil Gehweiler im Kreis St. Wendel hat sich das ganz anders vorgestellt. Sein Wunsch nach schnellerem Internet hat sich als Albtraum entpuppt. Mehr als ein Jahr ist es inzwischen her, seitdem vor seinem Haus Glasfaserkabel verlegt wurden. Seit diesem Tag ist der gefräste Gehweg vor seinem Haus provisorisch mit Schotter bedeckt.

Zudem ist die Dachrinne hinüber. Ein Bagger hatte sie bei den Bauarbeiten beschädigt. Regenwasser zieht nun ungehindert in die Hauswand hinein, mitten in seine Werkstatt, sodass sich gelegentlich dort Pfützen bilden. "Hier sind Maschinen drin, die sind zwischen 5000 und 10.000 Euro wert", sagt Schwan. Er lasse nicht zu, dass seine Arbeitsgeräte kaputt gehen.

Sollte sich der Wasserschaden weiter ausbreiten, werde er seinen Rechtsanwalt einschalten. Seine Anrufe beim zuständigen Unternehmen "Deutsche Glasfaser" blieben offenbar bislang erfolglos.

Zahlreiche Schäden durch Glasfaserausbau in der Gemeinde Namborn

Einige hundert Meter weiter droht auch der Festplatz in Gehweiler im Regen unterzugehen. Beim Glasfaserausbau wurde der Platz laut Ortsvorsteher Lars Haßdenteufel (Freie Liste Namborn) ohne Absprache von den Bauarbeitern als Bauschuttdeponie genutzt. Dadurch ist offenbar unter der Last die Drainage kaputt gegangen.

Seitdem kann das Wasser nicht mehr richtig abfließen. Das ist ein Unding für den Ortsvorsteher, auch weil der Platz erst 2020 für rund 30.000 Euro frisch saniert wurde.

Der Festplatz in Gehweiler im Jahr 2023, als dort illegal Bauschutt abgelagert wurde. (Foto: SR)
Der Festplatz in Gehweiler im Jahr 2023, als dort illegal Bauschutt abgelagert wurde.

Auch der Festplatz im Ortsteil Furschweiler wurde nach Angaben des Ortsvorstehers Thomas Rein (CDU) als Bauschuttdeponie benutzt, wodurch auch hier die Drainage kaputt ging. Zwar habe es hier eine Absprache zwischen dem Ort und der Firma Geodesia gegeben. Das Unternehmen wurde von Deutsche Glasfaser mit dem Glasfaserausbau in der Gemeinde Namborn beauftragt.

Doch an die Absprache habe sich Geodesia laut Rein nicht gehalten. "Wir hatten vereinbart, dass sie zwischenzeitlich den hinteren Teil des Festplatzes als Lagerstätte nutzen können, plötzlich war aber der ganze Platz mit Bauschutt zugestellt", sagt Rein. Geodesia äußerte sich zu diesem Einzelfall nur mit einem pauschalen Statement.

Zudem sei auf dem Furschweilerer Festplatz nicht nur der Bauschutt aus dem Ort gelandet, sondern Rein zufolge wurde dort auch der Bauschutt aus anderen Orten und Gemeinden abgeladen worden. Dazu seien auch Wege kaputt gefahren worden. "Wenn man die ganzen Flurschäden im Orten sieht, dann ist der Glasfaserausbau bislang enttäuschend", so Rein.

Auch in anderen Orten der Gemeinde haben die Glasfaserarbeiten deutliche Spuren hinterlassen, etwa in Pinsweiler, Hirstein oder in Hofeld-Mauschbach. Es sind seit rund zwei Jahren nach Auskunft der Ortsvorsteher auch nur wenige Haushalte bereits an das Glasfasernetz angeschlossen.

Viele Bauschäden wegen Glasfaserausbau in der Gemeinde Namborn
Audio [SR 3, Daniel Novickij , 18.03.2024, Länge: 02:48 Min.]
Viele Bauschäden wegen Glasfaserausbau in der Gemeinde Namborn

Schadensersatzforderung und Kritik wegen Kommunikation

"Uns würde interessieren, wer diese Schäden bezahlt und wann diese behoben werden", sagt Gehweilers Ortsvorsteher Haßdenteufel. Es könne nicht sein, dass die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler die Kosten tragen müssten. "Wir möchten Geodesia in die Pflicht nehmen und für unseren beschädigten Festplatz in Furschweiler auch einen finanziellen Ausgleich bekommen", betont Furschweilers Ortsvorsteher Rein.

Doch auf die zuständigen Betriebe zuzugehen, ist laut Rein nicht so einfach. Innerhalb von zwei Jahren seien drei verschiedene Geodesia-Bauleiter als neue Ansprechperson aufgetaucht, einer sei telefonisch kaum erreichbar gewesen.

"Wenn es permanent einen Wechsel der Bauleitung gibt, dann können wir nicht beständig an Lösungen arbeiten", kritisiert Rein. Auch zu den Geschäftsführern sei kein Kontakt zustande gekommen. "Das ist beschämend", sagt Rein.

Deutsche Glasfaser und Geodesia sichern Schadensbehebung zu

Deutsche Glasfaser hat die Firma Geodesia mit dem Glasfaserausbau in der Gemeinde Namborn beauftragt, die ihrerseits eigenen Angaben zufolge weitere Subunternehmen vor Ort damit beschäftigt. Deutsche Glasfaser und Geodesia wollten dem SR kein Interview geben, äußerten sich aber jeweils schriftlich. Bei der Deutschen Glasfaser heißt es in der Stellungnahme:

Deutsche Glasfaser baut das Glasfasernetz eigenwirtschaftlich aus. Die Bauarbeiten [...] sind für uns abgeschlossen, wenn der Zustand vor den Arbeiten wiederhergestellt ist. Die entstehenden Mängel werden bis zum Abschluss des Projekts [...] behoben.

Deutsche Glasfaser betont, es handle es sich beim Glasfaserausbau um eines der größten Infrastrukturprojekte Deutschlands in den letzten Jahrzehnten. Dafür müsse fast jeder Gehweg geöffnet werden, damit die Glasfaserkabel an die Häuser verlegt werden können.

Entstandene Mängel würden mit der Gemeinde Namborn und Geodesia besprochen und dann behoben werden. Wann aber alles konkret fertig sein wird, dazu machte Deutsche Glasfaser keine Angaben. Geodesia wurde da konkreter: Im letzten Quartal 2024 soll alles fertig sein.

Nach Angaben von Deutsche Glasfaser sind die Tiefbauarbeiten in den Ortsteilen Namborn und Baltersweiler derzeit zu etwa 45 Prozent abgeschlossen, in den übrigen Ortsteilen zu 80 Prozent. Nach den Tiefbauarbeiten würden dann die Hausanschlüsse an das Glasfasernetz folgen.

Eine Frage bleibt offen: Festplatz in Furschweiler

Doch einige Details bleiben weiter ungeklärt. Im aktuellen Haushaltsentwurf der Gemeinde Namborn für 2024 ist unter den geplanten Investitionen eine Neugestaltung des Festplatzes in Furschweiler vorgesehen. Dafür sind 150.000 Euro angedacht. 15.000 Euro sollen von Geodesia kommen und sind bereits fest eingeplant.

Der Festplatz in Furschweiler wurde offenbar durch Bauschutt beim Glasfaserausbau beschädigt.  (Foto: SR)
Der Festplatz in Furschweiler wurde offenbar durch Bauschutt beim Glasfaserausbau beschädigt.

Diese Zahlung soll angeblich mit der Gemeinde und Geodesia vereinbart worden sein, so steht es im Dokument, das dem SR vorliegt. Geodesia beteuert gegenüber dem SR aber, die Information sei falsch und diese Vereinbarung habe es nie gegeben.

Woher das Geld kommen soll, ist daher unklar. Ohne die Geodesia-Zahlung würde die verschuldete Gemeinde bei der aktuellen Haushaltsplanung in ein Defizit von mindestens 15.000 Euro rutschen. Die Gemeinde Namborn lehnte ein SR-Interview ab.

Kritik an der Gemeinde Namborn

Namborn ist zwar nicht direkt für den Glasfaserausbau zuständig, soll aber als Kooperationspartner mit Deutsche Glasfaser ein Auge darauf haben und zwischen den verschiedenen Parteien, also Bevölkerung, Ortsvorstehern und den Glasfaserausbauunternehmen vermitteln. Das soll aber nach Ansicht vieler Mitglieder des Namborner Gemeinderates nicht ausreichend passiert sein.

"Wir haben in den Sitzungen sehr oft Nachfragen gestellt, mit der Bitte, dass sie beantwortet werden", sagte der Namborner CDU-Fraktionsvorsitzende Ole Franke. Zudem kündigte er an, weiter nachzuhaken, etwa dazu, wie die Sanierung des Festplatzes in Furschweiler konkret finanziert werden soll.

"Im Gemeinderat ist der Unmut über die Kommunikation seitens der Gemeindeverwaltung inzwischen ziemlich groß", betont Franke im SR-Interview.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten am 18.03.2024 berichtet.


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