Saarland will Frankreichstrategie alltagstauglicher machen
Die Frankreichstrategie des Saarlandes soll erweitert und ausgebaut werden. Unter dem Titel „Frankreichstrategie +“ erläuterte Ministerpräsidentin Rehlinger die neuen Schwerpunkte. Von der perfekten Zweisprachigkeit hat man sich verabschiedet, dafür soll es für die Menschen im grenzüberschreitenden Alltag insgesamt einfacher laufen.
Vor elf Jahren wurde die Frankreichstrategie ins Leben gerufen. Seither gab es immer wieder mal Fragezeichen dahinter und auch Kritik, aber auch Anerkennung. Am Dienstag hat Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) nun Details einer Neuauflage vorgestellt.
Frankreichstrategie als Marke
Unter anderem soll die Strategie mehr Bezug zum täglichen Leben und dem Alltag der Menschen im Saarland haben. „Das soll kein Eliteprojekt sein“, erklärte die Politikwissenschaftlerin Claire Demesmay im SR-Interview. Sie hat die Expertenkommission geleitet, die für die „Frankreichstrategie +“ verantwortlich war, und übernimmt im Sommersemester eine Europa-Gastprofessur an der Universität des Saarlandes.
„Die Frankreichstrategie ist zur Marke geworden“, so Demesmays Bilanz. Sie werde im Saarland, vor allem aber außerhalb wahrgenommen, und verleihe dem grenzüberschreitenden Zusammenleben eine Kohärenz – auch wenn sie, wie Demesmay einräumt, den meisten Franzosen eher unbekannt sein dürfte. Bei der Neuauflage soll es nun darum gehen zu wissen, „wie der Nachbar tickt“.
Verständnis statt perfekter Zweisprachigkeit
„Die unterschiedlichen Aspekte der ‚Frankreichstrategie +‘ sollen den Menschen im Alltag helfen, ohne dass sie unbedingt wissen, dass es die Frankreichstrategie ist.“ Dazu gehört für die Politikwissenschaftlerin beispielsweise, dass die grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung und die polizeiliche Zusammenarbeit vereinfacht werden.
Um unsere Nachbarn und das Land zu verstehen, müsse niemand im Saarland fehlerfrei Französisch sprechen, erklärte Ministerpräsidentin Rehlinger am Dienstag. Die Neuauflage der Frankreichstrategie setzt daher auch nicht mehr auf die perfekte Zweisprachigkeit, sondern unter anderem darauf, das Angebot zum Erlernen der französischen Sprache so niedrigschwellig wie möglich zu gestalten.
Französisch in der ersten und zweiten Klasse geplant
Dafür will die Landesregierung perspektivisch Französischunterricht in der ersten und zweiten Grundschulklasse einführen und somit die Lücke zwischen dem spielerischen Französischangebot in Kitas und dem Unterricht ab der dritten Klasse schließen. Einen Zeitplan dafür gibt es aber noch nicht, und noch fehlen auch die Lehrer.
Daran wolle man arbeiten, so Rehlinger. Außerdem sollen Französischlernangebote für Auszubildende, Studierende und Menschen, die schon im Beruf stehen, stärker ausgebaut werden.
Engere wirtschaftliche Zusammenarbeit
Auch wirtschaftlich will das Saarland in Zukunft noch enger mit Frankreich und auch dem gesamten frankophonen Raum zusammenarbeiten. Rehlinger sieht in der Frankreichstrategie ein Alleinstellungsmerkmal des Saarlandes innerhalb der Bundesrepublik. Das müsse man nutzen, um zum Beispiel Fachkräfte aus Deutschland, aber auch aus Frankreich und anderen französischsprachigen Ländern ins Saarland zu ziehen.
Finanziert werden soll die Neuauflage der Frankreichstrategie wie bisher aus dem Landeshaushalt. Ein künftiges eigenes Budget für einzelne Projekte der Frankreichstrategie wollte Rehlinger aber nicht ganz ausschließen.
Über dieses Thema haben die SR 3 Region am Nachmittag und die Bilanz am Abend auf SR kultur am 21.01.2025 berichtet.