Mehr Messerangriffe, Wirtschaftskriminalität und politisch motivierte Straftaten im Saarland
Die Gesamtzahl der im Jahr 2024 registrierten Straftaten im Saarland ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Das geht aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervor. In einigen Bereichen ging die Zahl allerdings nach oben.
Die Polizeiliche Kriminalstatistik hat im Saarland für das Jahr 2024 in fast allen Deliktbereichen rückläufige Zahlen verzeichnet. Insgesamt ist die Zahl der registrierten Straftaten gegenüber 2023 um 9,1 Prozent auf 65.607 gesunken. „Die Zahlen zeigen: Unser Kurs stimmt“, sagte Innenminister Reinhold Jost (SPD). „Wir setzen auf Präsenz, Prävention und entschlossenes Handeln – und das zahlt sich offensichtlich aus.“
Damit zeigt sich zum ersten Mal ein Rückgang seit dem Ende der Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie, als es einen sprunghaften, starken Anstieg der Fallzahlen gab.
Fast alle Bereiche rückläufig
Die stärksten Rückgänge gab es bei den Straftaten zum Nachteil älterer Menschen (-34,6 Prozent auf 1932 Fälle) – darunter auch Enkeltrickbetrügereien –, im Bereich Cybercrime (-33,6 Prozent auf 738 Fälle) und bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (-13,6 Prozent auf 1448 Fälle).
Gewaltdelikte gingen um 4,1 Prozent zurück, Straftaten gegen das Leben um 4,9 Prozent und Sexualstraftaten sogar um 13,6 Prozent.
Weniger kriminelle Jugendliche
Im Bereich der Jugendkriminalität, also bei den Delikten, die unter 21 Jahren begangen wurden, gab es einen Rückgang um 12,2 Prozent auf 7085.
Die Aufklärungsquote ist leicht auf 61,2 Prozent gestiegen (+0,8 Prozentpunkte). Bei den ermittelten Tatverdächtigen stellte die Gruppe der Menschen ohne deutschen Pass einen Anteil von 41,8 Prozent.
Mehr „Messerangriffe“ und politisch motivierte Kriminalität
Nicht überall waren die Zahlen jedoch rückläufig. Einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Jahr davor gab es 2024 bei den registrierten „Messerangriffen“ (+98,1 Prozent auf 319 Fälle). Eine ähnliche Zahl von Delikten sei in dem Bereich auch in den Jahren 2020 und 2021 registriert worden.
Auch bei der Wirtschaftskriminalität stiegen die Fallzahlen (+11,6 Prozent auf 318). Besorgniserregend ist laut Innenministerium auch der Anstieg der politisch motivierten Kriminalität: 987 Fälle wurden 2024 erfasst, ein Anstieg um 40 Prozent – das Ministerium sieht hier die Bundestagswahl und die Entwicklungen in Nahost als Ursache.
Aus dem rechten Spektrum wurden 548 antisemitische und propagandistische Delikte registriert. Auch im linken Spektrum nahmen die Straftaten zu, unter anderem Sachbeschädigungen und Verstöße gegen das Versammlungsrecht.
Die meisten Straftaten im Regionalverband
Die meisten Straftaten ereignen sich im Regionalverband Saarbrücken. Rund 45 Prozent aller Fälle im Saarland erfasst die Polizei dort, hier leben aber auch die meisten Saarländerinnen und Saarländer (laut Statistischem Landesamt 32,8 Prozent). Danach folgen der Kreis Saarlouis (19,1 Prozent aller Fälle) und der Kreis Neunkirchen (11,8 Prozent). Den geringsten Anteil hatte der an Einwohnerzahlen gemessen kleinste Kreis St. Wendel (5,4 Prozent).
Besonders im Saarpfalzkreis (-14,6 Prozent) und im Landkreis Neunkirchen (-11,9 Prozent) ging die Kriminalität zurück.
Rinnert: Immer noch zu viele Angriffe auf Polizisten
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Saarland führt den Rückgang der Straftaten teilweise auch auf die Teillegalisierung von Cannabis zurück. Die Entwicklung sieht man in vielen Bereichen positiv, auch bei Angriffen auf Polizeibeamte, die um zehn Prozent auf 446 Fälle zurückgegangen sind.
Dennoch: „Diese Fallzahlen sind weiterhin viel zu hoch“, erklärte der GdP-Landesvorsitzende Andreas Rinnert. „Gewalt gegen die Polizei darf nicht zur Regel werden.“ Täglich würden Polizistinnen und Polizisten im Saarland körperlich angegriffen. Hier müssten Gesellschaft und Rechtsstaat klare Zeichen setzen. „Jeder Angriff gegen unsere Polizei, gegen Hilfs- und Rettungskräfte sowie sonstige Amtsträger ist ein Angriff auf unsere Gesellschaft und darf nicht hingenommen werden.“
Hinsichtlich der Zunahme bei „Messerangriffen“ erklärte der GdP-Landeschef, das sei eine Gefahr für die Bevölkerung und die Polizei. Deshalb müsse weiter in Schutzausrüstung und Ausbildung der Beamten investiert werden.
Über dieses Thema haben auch die SR info Nachrichten im Radio am 26.03.2025 berichtet.