Kritik: LSVS-Konzept hilflos und von oben herab
Die Opposition im Saarland hat das Sanierungskonzept des Landessportverbandes scharf kritisiert. Es zeuge von Hilfslosigkeit und sei ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten, Sportler und Verbände. Auch die SPD fordert Nachbesserungen.
Während CDU-Ministerpräsident Tobias Hans am Donnerstag den aufgezeigten Sanierungspfad grundsätzlich begrüßt hat, tritt seine Stellvertreterin Anke Rehlinger ein Stück weit auf die Bremse. Die SPD-Landeschefin forderte Sanierungsberater Blank auf, die Betroffenen stärker mit ins Boot zu nehmen. Auch die Gewerkschaft Verdi sollte in den Sanierungsprozess miteinbezogen werden – auf deren Expertise könne man angesichts der notwendigen Personaleinschnitte nicht verzichten. Auch bei der geplanten Größenordnung von 62 betriebsbedingten Kündigungen regte Rehlinger eine Einzelfallprüfung an und schloss Anschlussbeschäftigungen auch beim Land nicht aus.
Flackus für mehr parlamentarische Kontrolle
Während Rehlinger grundsätzlich an der Autonomie des Saarsports festhalten will, fordert der Linken-Abgeordnete Jochen Flackus erneut eine komplette Neustrukturierung mit mehr parlamentarischer Kontrolle. Er sprach sich zudem für einen kompletten personellen Neuanfang bei der Sportförderung im Saarland aus. Es sei schon bemerkenswert, dass die Personen, die mitverantwortlich für den Skandal beim LSVS seien, sich jetzt als Sanierer darstellen wollten.
Es zeuge auch von Hilflosigkeit, dass nun Privatisierungen "aus der Mottenkiste" geholt würden. "Die Mensa wird nicht plötzlich ohne Zuschüsse auskommen, nur weil man einen privaten Betreiber zwischenschaltet", kritisierte Flackus. Das Präsidium des LSVS hatte am Mittwoch beschlossen, 62 der 182 Mitarbeiter zu entlassen und ganze Abteilungen zu schließen.
Grüne für "Entpolitisierung" von LSVS und Saartoto
Scharfe Kritik an der geplanten Entlassungswelle kommt auch von den Grünen und der FDP. "Zahlreiche normale Angestellte des Landessportverbandes sind nun die Leidtragenden der LSVS-Affäre", sagte Grünen-Chef Markus Tressel. Zeitgleich wirke es so, als wollten CDU und SPD im Verborgenen weitermachen, als sei nichts geschehen. Tressel forderte eine Neuaufstellung der Verbandsstruktur. "Der Landessportverband wie auch Saartoto brauchen dringend eine weitgehende Entpolitisierung. Spitzenpositionen müssen weniger an parteipolitischen als an fachlichen Kriterien festgemacht werden", so Tressel. Zudem brauche es nachvollziehbare und transparente Kriterien bei der Sportfinanzierung.
FDP kritisiert Entscheidung von oben herab
Für die Saar-FDP ist das nun vorgelegte Konzept ein "Schlag ins Gesicht der Mitarbeiter, der Sportler und der Verbände". Der sportpolitische Sprecher der Liberalen, Joachim Geiger, kritisierte vor allem, dass offenbar "von oben runter entschieden" wurde.
"Es wäre mehr als angebracht gewesen, alle Beteiligten bei der Erarbeitung des Konzepts ins Boot zu holen, um Vertrauen zu schaffen und unnötige Härten zu vermeiden", so Geiger. So hingegen werde eine Sanierung des LSVS nicht gelingen. Er sieht auch Ministerpräsident Tobias Hans in der Pflicht, beispielsweise über Zwischenfinanzierungen des Landes einen Neustart beim LSVS zu ermöglichen.
Über dieses Thema wurde auch in den Hörfunknachrichten vom 07.06.2018 berichtet.