Luksic: „Das Auto wird im Saarland weiter eine überragende Rolle spielen“

Luksic: „Das Auto wird im Saarland weiter eine überragende Rolle spielen“

  13.08.2024 | 15:10 Uhr

Ein Vorstoß der FDP, mehr Autos in Innenstädte zu bringen, sorgt derzeit bundesweit für Diskussionen. Kritik kommt unter anderem von den Grünen und vom Deutschen Städtetag. Der Saar-Bundestagsabgeordnete Luksic hält die Grundintention für richtig, plädiert aber auch für einen stärkeren ÖPNV.

Die FDP hat ein Programm zur Verkehrswende vorgelegt, das sich deutlich von den Vorstellungen der anderen Ampel-Parteien unterscheidet. Dabei setzt die FDP nach wie vor aufs Auto. Ein Tempolimit auf Autobahnen soll es weiter nicht geben. Außerdem wollen die Liberalen das Parken in Innenstädten billiger machen.

Laut FDP gehe es dabei nicht um eine „Pro-Auto-Kampagne“, sondern um die „Wahlfreiheit in der Mobilität“, sagte Zyon Braun, Parteichef der FDP aus Brandenburg – von wo der Antrag auch herkommt.

Freie Wahl wichtig

Auch der Saar FDP-Vorsitzende und parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Oliver Luksic, hält die Grundintention des Antrags für nachvollziehbar. Die Politik, Parkraum zu verteuern und zu verknappen, gehe in die falsche Richtung. Das sei weder gut für Gastronomen noch für den Einzelhandel.

„Was natürlich stimmt: Man sollte jetzt nicht nur Politik fürs Auto machen. Man braucht auch einen stärkeren ÖPNV, eine Vernetzung von Auto und ÖPNV, mehr Radwege“, so Luksic im Gespräch mit dem SR. Wichtig sei es, ein Angebot zu schaffen. Es müsse die freie Wahl des Transportmittels geben.  

Luksic bemängelt Investition in ÖPNV

„Es geht generell darum, dass die meisten Menschen – nicht alle – auf das Auto angewiesen sind“, führte Luksic weiter aus. Das Auto sei auch ein Stück Freiheit, und man könne sich jederzeit überall hin bewegen. Das sei mit anderen Verkehrsmitteln nicht immer gleich gut möglich.

Auch wenn im Saarland gerade geplant werde, die Rolle des Autos zu verringern, glaubt Luksic, dass das Auto hier weiter eine überragende Rolle spielen wird. „Egal wie viel wir den ÖPNV ausbauen: Nicht jeder wird rund um die Uhr ein perfektes Angebot haben“. Das Saarland investiere zu wenig in den ÖPNV. „Von Blieskastel nach Schmelz kommt man einfach nicht gut mit dem Bus, das wird auch in zehn Jahren nicht so sein.“

Zustimmung von Saarbrücker FDP

Die Saarbrücker FDP hatte die Pläne der Parteispitze am Montag begrüßt. Der FDP-Fraktionschef im Stadtrat, Helmut Isringhaus, erklärte, es sei schön, von der Bundes-FDP ein klares Bekenntnis zur individuellen Mobilität zu hören. Seit Jahren würden CDU, Grüne und SPD eine planwirtschaftliche Ausgrenzung und Abschaffung des Autos betreiben.

Isringhaus kritisierte auch die Erweiterung der Fußgängerzone in der Saarbrücker Innenstadt. Statt weiter Parkplätze abzuschaffen, müsse Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) die Bedürfnisse der Bürger „wirklich verstehen“ und das Parkangebot verbessern.

Städtetag und Grüne üben Kritik

Auf Kritik stößt der Vorstoß hingegen bei Vertretern von Städten und Gemeinden. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, die Forderung nach autogerechten Innenstädten sei wie „von vorgestern“.

Auch von den Grünen kam scharfe Kritik an den Plänen. Autos gegen Fußgänger zu stellen, sei nicht sinnvoll, sagte Andreas Audretsch gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Der Handelsverband Deutschland plädierte hingegen für ganzheitliche Mobilitätskonzepte. Das Auto sei für mehr als 60 Prozent der Innenstadtbesucher das entscheidende Verkehrsmittel. Es müsse auch Verbesserungen beim öffentlichen Nahverkehr und den Fahrradwegen geben.

Über dieses Thema hat auch die SR 3 "Region am Mittag" am 13.08.2024 berichtet.


Mehr zum Verkehr im Saarland

Autoverkehr deutlich reduzieren
Viel Kritik und wenig Lob für Bergs Pläne zur Verkehrswende
Das Verkehrsministerium plant, den motorisierten Individualverkehr im Saarland bis 2030 um 15 Prozentpunkte auf 40 Prozent zu reduzieren. Das ruft geteilte Reaktionen hervor. Zustimmung kommt vom Verkehrsclub Deutschland. CDU und Grüne kritisieren das Vorhaben. Die Plattform Mobilität fordert ein ganzheitliches Konzept.

Kommentar zur Mobilitätswende
"Im Großen sind viele Hebel umgelegt - es hakt im Kleinen"
Verkehrswende, Mobilitätswende - Begriffe, die ausdrücken sollen, dass das Auto nicht mehr allein der Maßstab für Mobilität sein soll. Das Umdenken hat zwar begonnen, die Konsequenzen daraus sind aber noch sehr ambivalent. Ein Kommentar von Stephan Deppen.

Keine Verkehrswende in Sicht
Stockende E-Mobilität in Deutschland
Im März sind die Neuwagenverkäufe im Vergleich zum Vorjahresmonat um sechs Prozent, die der Elektroautos um fast 30 Prozent zurückgegangen. Die geringe Nachfrage bringt den E-Auto-Markt ins Stocken.

Elektromobilität im Kommen
Deutlich mehr E-Ladesäulen im Saarland als vor einem Jahr
Im Saarland ist die Infrastruktur für Elektroautos im vergangenen Jahr deutlich ausgebaut worden. An fast 850 öffentlich zugänglichen Säulen kann hierzulande inzwischen geladen werden.

Trotz Diskussionen um Verkehrswende
Immer mehr Autos im Saarland – Pkw-Dichte erreicht Rekordwert
In Deutschland und insbesondere im Saarland sind laut Statistischem Bundesamt immer mehr Autos unterwegs. Auf 1000 Einwohner im Saarland kamen 660 Autos. Das sind 77 mehr als im Bundesschnitt.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja