Spezialisierung soll Jobabbau bei Michelin Homburg abfedern
Michelin will mehrere Reifenwerke in Deutschland schließen. In Homburg soll etwa ein Großteil der Stellen gestrichen werden. Die Gewerkschaft IG BCE hat nun ein Konzept vorgestellt, wie das zumindest teilweise verhindert werden könnte. Das Unternehmen will die Vorschläge prüfen.
Ende November hatte der französische Reifenhersteller Michelin umfangreiche Umstrukturierungen angekündigt. Im Homburger Werk soll demnach die Produktion von Lkw-Reifen und Halbfabrikaten bis Ende 2025 schrittweise eingestellt werden. 843 Menschen arbeiten in dem Werk aktuell.
Kompetenzzentren sollen Kosten reduzieren
Übrig bleiben soll nach den bisherigen Plänen nur die Runderneuerung von Lkw-Reifen mit aktuell 480 Jobs. Insgesamt sollen in Deutschland über 1500 Stellen wegfallen. Auch das Michelin-Werk in Trier ist betroffen. Es soll, genau wie das Werk in Karlsruhe, komplett geschlossen werden.
Die Gewerkschaft IG BCE hat darauf reagiert und am Donnerstag gemeinsam mit den Betriebsräten ein Konzept vorgestellt, mit dem der massive Jobabbau verhindert werden könnte. Das sieht nach einem Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vor, Kompetenzzentren zu bilden, die Produktion weiter zu spezialisieren und Werke mit geringer Beschäftigtenzahl zusammenzulegen.
Ausbau der Runderneuerung in Homburg gefordert
Für das Werk in Homburg, das erst letztes Jahr sein 50-jähriges Bestehen gefeiert hatte, fordert der Betriebsrat, die Runderneuerung von Lkw-Reifen auszubauen. Die Neureifenproduktion und die Halbfabrikatfertigung sollen mit reduzierter Belegschaft fortgeführt werden, bei gleichzeitigem Fokus auf anspruchsvolle Reifendimensionen.
Das Werk Trier, so der Vorschlag von Gewerkschaft und Betriebsräten, soll als Betriebsteil des Werks Bad Kreuznach fortgeführt werden. Für Karlsruhe soll mit weniger Beschäftigten und einer Talentschmiede erhalten bleiben und sich bei Leicht-Lkw und Lkw-Reifen weiter spezialisieren.
Weitere Verhandlungen Anfang März
Mit diesem Konzept könne, so IG BCE-Konzernbetreuer Matthias Hille, der Stellenabbau „deutlich reduziert werden, und die Werke des Reifenherstellers können erhalten bleiben“. Hille fügte hinzu: „Wir sind offen für Gespräche über alle vernünftigen Möglichkeiten zur Kostenreduzierung an den deutschen Standorten, auch wenn damit ein Personalabbau verbunden sein sollte.“
Michelin hatte am Montag Zuwächse beim operativen Gewinn 2023 verkündet. Für das laufende Jahr erwartet Michelin einen sinkenden Absatz, zugleich soll die Dividende deutlich steigen.
Landesregierung in Gesprächen
Als Reaktion auf die Vorschläge der IG BCE erklärte Michelin am Donnerstag, man werde diese sorgfältig prüfen und dann mit den Sozialpartnern die nächsten Schritte besprechen. Ein nächstes Treffen ist nach IG BCE-Angaben für Anfang März geplant.
Auch die saarländische Landesregierung steht nach eigenen Angaben in ständigem Kontakt mit Michelin und den Arbeitnehmervertretern. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Antwort auf eine CDU-Landtagsanfrage hervor.
Demnach haben Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und Wirtschaftsminister Jürgen Barke (beide SPD) Michelin Bereitschaft zu Unterstützungsleistungen signalisiert. Um konkrete Hilfen sei es bei den bisherigen Gesprächen jedoch noch nicht gegangen.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 15.02.2024 berichtet.