Wie das Handyverbot an Luxemburgs weiterführenden Schulen aussieht
Im Saarland ist seit Kurzem geplant, ein Handyverbot an Grundschulen gesetzlich zu verankern. Unser Nachbarland Luxemburg ist schon weiter: Nicht nur an Grundschulen, auch an weiterführenden Schulen wird die Handynutzung dort jetzt streng geregelt.
Nach viel Hin und Her hat der Landtag im Saarland vor Kurzem in erster Lesung ein Gesetz zum Handyverbot an Grundschulen auf den Weg gebracht. Doch wie das im Alltag praktisch aussehen soll, ist noch weitgehend unklar.
Im Nachbarland Luxemburg ist man da schon weiter. Dort gilt jetzt an Grundschulen: Schülerinnen und Schüler dürfen Smartphones gar nicht erst in die Schule mitbringen. "Ein Smartphone hat in der Grundschule nichts zu suchen und auch nicht bei einem Kind unter zwölf Jahren", hatte Bildungsminister Claude Meisch im letzten Herbst erklärt.
Strenge Handyregeln an weiterführenden Schulen
Und das Großherzogtum geht noch einen Schritt weiter: Auch an den weiterführenden Schulen wird der Gebrauch von Smartphones jetzt streng geregelt. Die neue Regelung soll ab Pfingsten gelten. Der Erlass des Bildungsministers sieht vor, dass Handys außerhalb der Reichweite der Schüler sein müssen. Das bedeutet: Die Smartphones können auch nicht mehr im Ranzen aufbewahrt werden.
Genaueres gibt der Erlass nicht vor. Die Schulen sollen selbst regeln, wie sie die Vorgaben des Ministeriums auslegen. Daran gab es zuletzt auch Kritik von Seiten der Lehrergewerkschaft, der Erlass sei demnach "zu vage".
Wie eine Schule die Handynutzung regelt
Im Lycée Aline Mayrisch in Luxemburg-Stadt hat man sich bereits vergangenes Jahr ein neues Konzept zur Handynutzung überlegt und umgesetzt. Jetzt wurden diese Regeln noch einmal nachjustiert.
Vor dem Unterricht legen die Schüler ihre Geräte in einem "Handykalender" ab. Der erinnert ein bisschen an einen Adventskalender: In kleinen Taschen mit Nummern drauf finden die Handys der Schüler Platz.
Jüngere Schüler der Klassenstufen 7 bis 9 dürfen die Geräte nur in der Mittagspause herausholen, ansonsten bleiben sie im Kalender "geparkt". Bei den Klassen 10 bis 13 ist es etwas großzügiger gehandhabt: Sie dürfen die Smartphones in der großen 15-Minuten-Pause nutzen.
Wer sein Handy nutzt, muss es abgeben
Die Einhaltung der Regeln werde streng kontrolliert sagt Carole Chaine, Direktorin des Lycée Aline Mayrisch dem SR: "Wer sich in handyfreien Zonen oder zu handyfreien Zeiten erwischen lässt, muss sein Handy im Sekretariat abgeben. Wenn das mehrmals passiert, bleibt das Handy auch schon mal eine Woche hier liegen."
Insgesamt zieht sie ein positives Fazit. "Ich habe den Eindruck, es ist wieder mehr Ruhe im Klassensaal, sie sind konzentrierter, sie sprechen mehr miteinander. Es ist ein anderer Umgang zwischen den Schülern. Ich sage immer – im Lachen – sie knutschen wieder auf dem Gang."
"Das Saarland ist schon spät dran"
Der leitende Psychologe der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Uniklinik des Saarlandes, Frank Paulus, bewertet das luxemburgische Vorgehen durchweg positiv. Er sagte im Interview mit dem SR, ein Handyverbot an Schulen sei absolut sinnvoll.
Das Saarland und Deutschland insgesamt seien mit ihren Bemühungen in diesem Bereich "schon spät dran". "Im Europavergleich liegen wir da schon relativ weit zurück", so Paulus. "In Frankreich wurde ein solches Verbot schon 2018 eingeführt und dort macht man sehr gute Erfahrungen damit."
Über dieses Thema hat auch der "aktuelle bericht" im SR Fernsehen am 24.04.2024 berichtet.