Insolvenzwelle? – Saarländische Gastronomie in der Kostenfalle

Saarländische Gastronomie in der Kostenfalle

Christine Herrmann / Onlinefassung: Kathrin Paul   14.12.2024 | 18:47 Uhr

In den Dörfern im Saarland schließen seit Jahren nach und nach die Wirtshäuser. Oftmals fehlt es an Nachfolgern. Doch das ist nicht das einzige Problem: Denn immer höhere Kosten und die immer weniger Gäste machen den Gastronomen das Leben schwer.

In der Gastronomie herrscht Krisenstimmung: Gasthäuser und Restaurants müssen schließen. Der saarländische Hotel- und Gaststättenverband fürchtet, dass allein in diesem Jahr wieder 200 Gastronomiebetriebe dichtmachen werden. Der Grund: Die Konsumlaune der Bürger sinkt bei gleichzeitig gestiegenen Betriebskosten. „Das sind nicht alles Insolvenzen im klassischen Sinne, viele hören vorher auf, weil es einfach nicht mehr geht!“, so Dehoga-Hauptgeschäftsführer Frank Hohrath.

Unfairer Wettbewerb

Alles ist deutlich teurer geworden – dazu die Mehrwertsteuer, die Anfang des Jahres von sieben auf 19 Prozent gestiegen ist. Essen gehen - das können sich viele einfach nicht mehr leisten. 28,50 Euro für ein Cordon-Bleu – viele Gäste sind nicht mehr bereit das zu zahlen.

Horath fordert daher, dass der Mehrwertsteuersatz einheutlich auf sieben Prozent für alle gesenkt werden. Denn aktuell sei der Wettbewerb innerhalb der Branche alles andere als fair. „Das ist eine der verrückten Dinge bei der Mehrwertsteuer, dass eigentlich qualitativ hochwertiges Essen schön serviert mit 19 Prozent versteuern muss und das gleiche Essen, was „to go“ abgegeben wird, da sind es auf einmal sieben Prozent“, erläutert Hohrath.

"Das ist traurig und tut auch weh"

Roberto Ferraro betreibt in Gräfinthal im Mandelbachtal ein italienisches Restaurant, allerdings nur noch bis Silvester, dann ist Schluss: „Das ist schon demotivierend und traurig, wenn wir mit fünf Leuten Personal in einem Laden stehen und da ist alles leer. Das ist traurig und tut auch weh. Wir sind da, ob Gäste kommen oder nicht und wir haben Kosten, ob Gäste kommen oder nicht. Das ist ein Problem von vielen Gastronomen.“, erklärt Ferraro.

Die Auswirkungen sind mittlerweile auch in den Städten spürbar: Das Traditionsgasthaus Gemmel in Saarbrücken (Eigentümer des Gebäudes – die Newkom-Group) ist dicht – ein neuer Pächter steht trotz schwieriger Marktlage aber bereit. Darüber freut sich auch Thilo Kuhn, Geschäftsführer der Newkom Group: „Da ziehen wir definitiv den Hut, weil bei allen regulatorischen Hindernissen und Hürden, die man heute als Gastronom nehmen muss, freuen wir uns, dass Menschen auch weiterhin den Mut haben in die Gastronomie zu gehen, zu gründen und auch keine Angst haben vor der Zukunft.“

Abschied nach zehn Jahren

Vor Ferraro aus Gräfinthal liegt nun nach zehn Jahren ein neuer Weg. Der 56-Jährige hat sich entschieden, zurück nach Italien zu gehen. Auf seinem Tisch liegt ein Angebot als angestellter Chefkoch. Er wird das Saarland vermissen und dementsprechend tränenreich ist auch sein Abschied. Das Restaurant "La Comtessa" ist dann Geschichte.

Über dieses Thema hat auch die Sendung Wir im Saarland - Das Magazin am 11.12.2024 berichtet.


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