Denkmalschutz: „Je mehr wir erhalten, desto besser“
Soll das ehemalige Finanzamtsgebäude in Saarbrücken abgerissen werden oder nicht? Für Städtebau-Professor Jens Metz ist diese Frage aktuell schwer zu beantworten. Er fordert eine ergebnisoffene Diskussion – auch mit Blick auf andere denkmalgeschützte Bauten im Saarland, die ebenfalls sanierungsbedürftig sind.
Die Pläne der Landesregierung, das Gebäude des ehemaligen Saarbrücker Finanzamts am Stadtgraben abzureißen und das Gelände zu verkaufen, haben in den vergangenen Tagen für viel Aufregung gesorgt. Landesdenkmalrat, CDU und Grüne kritisierten das Vorgehen und die Kommunikation der SPD-geführten Landesregierung.
Varianten und Ideen für eine Diskussion nötig
Auch Jens Metz, Professor für Städtebau, Konversion und Entwerfen an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW Saar), hält das Vorgehen für falsch. Es brauche Varianten und Ideen, über die man diskutieren müsse, sagte Metz am Donnerstagabend im SR Fernsehen.
Ursprünglich war geplant, dass Studierende der HTW Umnutzungsmöglichkeiten für das Gebäude ausarbeiten sollten. „Wir haben beim Ministerium die Pläne angefordert, wurden dann eingeladen“, so Metz. Das Ministerium habe aber deutlich gemacht, dass solche Pläne nicht wirklich gewünscht seien, auch wenn man die Aufgabe ganz offen gestellt hätte, von einem Totalabriss über einen Teilabriss bis zum Umbau.
Metz von Entscheidung enttäuscht
„Es gibt ja auch zahlreiche gute Beispiele“, sagt Metz und verweist auf das umgebaute, denkmalgeschützte Siemens-Gebäude an der Martin-Luther-Straße in Saarbrücken, das heute unter dem Namen „Unique3“ firmiert und Büros, ein Casino und Werkstätten beherbergt.
Über die jetzt bekannt gewordene Entscheidung des Finanzministeriums ist Metz enttäuscht. „Aber das Thema ist noch nicht ganz ad acta gelegt. Wir werden uns Formate überlegen, wo wir uns auch weiter mit diesen Themen beschäftigen.“
So sei zum Beispiel das ehemalige Kultusministerium, der Pingussonbau, schon seit Jahren ein Thema auf diesem Gebiet. Der Umgang mit denkmalgeschützten Altbauten sei zunehmend ein Teil der HTW-Forschung – Umbau, Weiterbau, Requalifizierung, Ertüchtigung von Gebäuden. „Das wird die Zukunft des Bauens sein.“
Viele erfolgreiche Beispiele
Aber lohnt sich ein solcher Umbau? Professor Jens Metz ist sich sicher: „Ja, es lohnt sich.“ Er verweist auf die Diskussion über eine Umbauordnung, die etwa Brandschutz- und Umweltauflagen für derartige Altbauten erleichtern könne.
„Ganz viele erfolgreiche Beispiele zeigen: Man kann es kreativ lösen. Es gibt immer Lösungen.“ In Zusammenarbeit mit der Bauaufsicht und der Feuerwehr ließe sich alles bewältigen. „Man muss es nur einfach mal anpacken und probieren.“
Metz: „Denkmalschutz ist Klimaschutz“
Auch unter dem Klimaschutzaspekt ist für Metz der Erhalt der Altbauten die bessere Wahl. „Denkmalschutz ist Klimaschutz“, sagte er. „In jedem Gebäude, das ich nicht abreiße ist sozusagen die ‚graue Energie‘, die bei der Produktion oder Erstellung gespeichert war, drin und bleibt auch drin.“
Wenn man diese Gebäude abreiße, zerstöre man diesen Wert. Gleichzeitig müsse man in Neubauten erst einmal wieder viel Energie hineinstecken. Zwar seien Neubauten nicht immer zu vermeiden. „Aber da gibt es eine ganz große Wende im Bauwesen, wo man ganz anders und neu denken muss,“ so der Professor. „Je mehr wir erhalten, desto besser.“
Uni-Mensa ein „Gebäude von Weltrang“
Für Metz hat der Denkmalschutz im Saarland derzeit „vielleicht nicht den Wert, den er haben könnte“. In allen Gebäuden, um die sich die aktuelle Diskussion dreht, stecken für ihn viele Chancen.
Die sanierungsbedürftige Uni-Mensa etwa hält Metz für ein „Gebäude von Weltrang“. Das sei gerade durch ein Sichtbarkeitsprojekt gewissermaßen aufgewertet worden. „Und genau da sollte man jetzt auch nicht irgendwie an der falschen Ecke sparen, sondern genau auf diese kulturellen Werte setzen, auch um die Zukunft zu sichern.“
Über dieses Thema hat auch der „aktuelle bericht“ vom 16.11.2023 berichtet.