Nach dem Börsencrash: "Die Weltwirtschaft ist verketteter als wir dachten"
Wie sollen die Länder richtig auf die angekündigten US-Zölle reagieren? Darüber wird derzeit viel diskutiert - auch angesichts sinkender Aktienkurse. Wirtschaftswissenschaftler Markus Thomas Münter von der HTW Saar geht davon aus, dass die globalen Wirtschaftsregeln neu verhandelt werden müssen.
Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, Zölle auf Importe aus anderen Ländern zu erheben, macht sich auch an der Börse bemerkbar. Der deutsche Leitindex DAX stürzte zeitweise um zehn Prozent ab. Analysten in Frankfurt an der Börse nannten die Entwicklungen am Montag "historisch".
"Wir lernen gerade, dass die Weltwirtschaft verketteter ist, als wir vielleicht dachten", sagt Professor Markus Thomas Münter, der an der Hochschule für Technik und Wirtschaft im Saarland (HTW Saar) Volkswirtschaftslehre lehrt. Dieser Effekt zeige sich an den Kapitalmärkten. Die Unternehmen seien ein stückweit verloren und wüssten nicht, ob sie investieren sollen und was sie mit ihren Standorten machen sollen.
Münter sieht erstmal noch keinen Handelskrieg
Einen "Handelskrieg", von dem derzeit viele sprechen, sieht Münter aber nicht. Trump versuche aktuell, seine Wahlkampfversprechen einzulösen und das Handelsdefizit in den USA auszugleichen. "Das wird faktisch über die Zölle nicht funktionieren, da ist er ökonomisch entweder schlecht beraten oder er macht da sein eigenes Ding", so Münter.
Die Situation mit China und den USA sei aber bedenklich. "Wir werden jetzt tatsächlich eine Situation erleben, in denen der globale Handel deutlich eingeschränkt wird und eben tatsächlich auch zu Lasten Europas das Wirtschaftswachstum zurückgeht."
Neuverhandeln der globalen Regeln
Dennoch ist Münter noch nicht richtig besorgt. "Am Ende des Tages haben alle weltweit ein Interesse an Wirtschaftswachstum. Das sichert Wohlstand und jetzt geht’s halt um ein Neuverhandeln der globalen Regeln dafür", erklärt der Professor. Europa habe sich in den letzten 20 Jahren leichtgläubig auf das ein oder andere eingelassen und werde dadurch jetzt ein bisschen zum Spielball.
Es gehe jetzt aber um einen systemischen Wandel "weg aus der Ära der Globalisierung, rein in neue geopolitische Rivalitäten und Realitäten." Die EU müsse sehr geschlossen auftreten und gleichzeitig aber schauen, dass sie nicht weiter provoziere. Münter empfiehlt stattdessen, dass die EU Lösungen moderieren und dann auch zwischen China, den USA und Europa gestalten sollte.
Über dieses Thema hat auch die "SR info Bilanz am Abend" auf SR kultur im Radio am 07.04.2025 berichtet.