Glücksspielautomaten in einer Spielhalle (Foto: IMAGO / Anan Sesa)

Strengere Regeln für Spielhallen: Was hat sich seither im Saarland getan?

Anne Staut   01.02.2025 | 20:31 Uhr

Im Dezember 2023 hat das Saarland die Regeln für Spielhallen verschärft. Wie hat sich das auf die Spielhallenlandschaft im Saarland ausgewirkt? Und was bedeuten die neuen Regeln für Glücksspiel-Betroffene?

Seit etwas mehr als einem Jahr gelten im Saarland strengere Regeln für Spielhallen. Das entsprechende Gesetz war im Dezember 2023 in Kraft getreten. Seitdem gilt eine Abstandsregelung unter anderem zu Suchtberatungsstellen. Außerdem dürfen die Spielhallen nur bis 2.00 Uhr nachts geöffnet bleiben.

Absolutes Rauchverbot inzwischen ausgesetzt

Ebenfalls beschlossen wurde damals ein generelles Rauchverbot in Spielhallen. Seit September vergangenen Jahres ist das absolute Rauchverbot nach Angaben des Wirtschaftsministeriums jedoch vorläufig ausgesetzt.

Hintergrund ist eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes. Eine Betreiberin einer Spielhalle hatte dort gegen das Verbot geklagt. Das Gericht gab ihr Recht. „Somit besteht zurzeit die Möglichkeit in abgetrennten Raucherbereichen, in denen keine Spielmöglichkeit angeboten wird, zu rauchen“, teilte das Ministerium mit.

Noch mehr als 100 Spielhallen im Saarland

Die Spielhallenlandschaft im Saarland hat sich durch die Gesetzesverschärfung nur wenig verändert. In zwei Fällen wurde laut Wirtschaftsministerium die Erlaubnis zum Betrieb der Spielhalle widerrufen, drei Spielhallen haben geschlossen. Ende Januar 2025 gab es demnach noch 116 Spielhallen im Saarland.

Die Spielhallenbetreiber haben die Regelungen offenbar gut umgesetzt. Die Vorgabe, dass nur nicht-alkoholische Getränke zu ortsüblichen Preisen ausgegeben werden dürfen, werde grundsätzlich beachtet, heißt es vom Ministerium. Auch gebe es keine Anhaltspunkte, dass sich die Betreiber der Spielhallen nicht an die geltenden Schließzeiten halten.

Landesfachstelle sieht positive Entwicklung

Auch die Landesfachstelle Glücksspielsucht ist zufrieden mit den veränderten Regeln. Das saarländische Spielhallengesetz von 2023 habe weitere positive Effekte erzielt, teilte die Landesfachstelle auf SR-Anfrage mit. Man habe den Eindruck, dass die Spielhallen den Spieler- und Verbraucherschutz umsetzten.

Die Landesfachstelle hebt die positiven Auswirkungen noch weiter hervor. Durch das Angebot von kostenlosem Kaffee, hätten sich manche etwa aufgefordert gefühlt in die Spielhalle zu gehen und dann „doch Geld als Gegenwert in einen Automaten zu werfen“. Die kostenlose Abgabe sei eine Einladung gewesen. Das gebe es heute nicht mehr.   

Auch die Verkürzung der Öffnungszeiten sei zu begrüßen, dadurch werde die zeitliche Verfügbarkeit reduziert. Der Mindestabstand zu Einrichtungen, die überwiegend von Minderjährigen besucht werden bzw. zu Suchthilfeeinrichtungen habe ebenfalls positive Effekte. Dadurch seien die Spielhallen an den Kinder- und Jugendeinrichtungen weniger präsent und gehörten damit weniger zur Normalität. Somit gebe es auch weniger Anreiz.

Der Abstand zu Suchthilfeeinrichtungen erleichtere den Besuch dieser Einrichtungen. „Tatsächlich meiden abstinente Menschen mit einem Glücksspielproblem aus guten Gründen, (das triggert mich, entfacht mein Suchtverlangen) die räumliche Nähe zu Spielhallen.“

Spielersperre kann Betroffenen helfen

Im Saarland gibt es laut einer aktuellen Glücksspielsuchtstudie aus dem Jahr 2023 rund 15.000 Menschen, die Glücksspiel im riskanten Ausmaß praktizieren oder bereits eine Sucht entwickelt haben.

Helfen kann Betroffenen eine Spielersperre. Sie kann entweder von den Spielern selbst (Selbstsperre) oder zum Beispiel von Angehörigen der Glücksspielbetroffenen (Fremdsperre) beantragt werden. Sie werden im Sperrsystem OASIS eingetragen.

Regionale Zahlen gibt es bislang noch nicht, das ist nach Angaben der Landesfachstelle im Saarland aber langfristig geplant. Die bundesweiten Zahlen zeigen aber, dass die Zahl der Spielersperren steige.

Im August 2024 habe es insgesamt 280.342 Selbstsperren gegeben. Außerdem gab es 9847 Fremdsperren – das entspricht einem Anteil von etwa vier Prozent.

Allein von Januar bis August vergangenen Jahres haben sich laut der Landesfachstelle bundesweit 65.827 Menschen sperren lassen. Die Spielersperren beziehen sich dabei nicht nur auf Spielhallen, sie schließen viele weitere Glücksspielarten wie etwa Sportwetten mit ein.

Gesperrte Spieler können in Nachbarländer ausweichen

Für die Landesfachstelle liegen die Vorteile der Sperre auf der Hand. Sie sei unter anderem eine Schranke, wenn die Suchtgedanken stark seien. Damit helfe sie auch gegen Rückfälle. Trotzdem sei es in vielen Fällen damit alleine nicht getan. "Nach einer Sperre kann der nächste Weg in eine Suchtberatungsstelle sein, um zu schauen welche weiteren Hilfsmöglichkeiten es gibt."

Es gebe auch Spieler, die nach einer Sperre in die saarländischen Nachbarländer Luxemburg oder Frankreich ausweichen würden. Dort könnte man sich aber ebenfalls sperren lassen.  

Hier finden Betroffene Hilfe und Beratung

Wo Glücksspielbetroffene im Saarland Hilfe erhalten, hat die Landesfachstelle auf ihrer Website zusammengefasst. Die Landesfachstelle selbst ist unter der Telefonnummer 0681 3 09 06 90 erreichbar. Zudem gibt es auch eine Online-Beratungsmöglichkeit via Chat.


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