Safer Internet Day: Wie sicher ist "Youtube Kids"?

Verstörende Inhalte auf YouTube Kids – was können Eltern tun?

Mit Informationen Laura Erbe   11.02.2025 | 16:18 Uhr

Gerade für Eltern ist es wichtig, dass ihre Kinder im Netz keine ungeeigneten Inhalte zu sehen bekommen. Viele nutzen "YouTube Kids", die vermeintlich kindgerechte Variante der bekannten Videoplattform. Doch immer wieder tauchen dort KI-generierte Video mit verstörenden Inhalten auf.

Seit 2017 gibt es die App "YouTube Kids" in Deutschland. Sie richtet sich an Vor- und Grundschulkinder und wirbt mit der Sicherheit, eine kinderfreundliche Version von "YouTube" zu sein. Tatsächlich scheint die App auch sicherer zu sein als die Erwachsenen-Version: Die Kommentarfunktion ist deaktiviert, Eltern können Sicherheitsoptionen einstellen und die Bildschirmzeit regulieren.

KI-Videos auf YouTube Kids

Doch trotz dieser Maßnahmen gelangen immer wieder unangemessene Inhalte auf die Plattform. In jüngster Zeit sind es vor allem mit Künstlicher Intelligenz erstellte Videos. Ein Beispiel: Katzenvideos, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen. Doch schnell wird klar, dass die Geschichten düster sind und Misshandlung und Gewalt zeigen, alles untermalt von fröhlicher Musik und in kindlicher Ästhetik.

Eva Möhler ist Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum des Saarlandes und hat sich einige dieser von KI erstellten Videos für den SR angesehen. Sie hält die Inhalte für "sehr problematisch".

Bei einem der Videos, das die Psychologin sich angesehen hat, misshandelt ein schwarzes Kätzchen ein weißes Kätzchen, beide sind Teil einer Familie. Dazu laufe fröhliche Musik. "Das vermittelt letztlich: Innerfamiliäre Gewalt ist ja nicht so schlimm. Das ist eine Botschaft an Kinder, die ich sehr problematisch finde."

Konsum von Gewaltszenen erhöht Risiko für gewalttätiges Verhalten

Doch was passiert konkret, wenn Kinder auf solche Videos stoßen? "Ich glaube nicht, dass Kinder sofort traumatisiert sind, wenn sie so etwas sehen. Aber es gibt Studien, die zeigen, dass der Konsum von Gewaltszenen das Risiko erhöht, dass Kinder später selbst gewalttätiges Verhalten zeigen", sagt Möhler.

Die Ursache für diese Probleme liegt in den Algorithmen von "YouTube Kids". Automatisierte Filter entscheiden, ob ein Video als familienfreundlich gilt. Dabei werden unter anderem Titel und Vorschaubilder überprüft, um sicherzustellen, dass keine anstößigen Themen behandelt werden. Doch nicht immer gelingt es, alle problematischen Videos herauszufiltern.

Worauf Eltern achten sollten beim Umgang mit Medien

Was können Eltern also tun, um einen sicheren Medienkonsum ihrer Kinder zu gewährleisten? Zunächst einmal gilt: weniger ist mehr.

"Besonders in jungen Jahren ist das Gehirn noch sehr empfindlich. Wenn Kinder in so einer frühen Phase ständig mit schnellen Reizen konfrontiert werden, kann das zu Suchtmechanismen führen, die später schwerer zu kontrollieren sind", so Möhler. Deshalb plädiert sie dafür, Kinder unter drei Jahren gar nicht erst Bildschirmmedien auszusetzen.

Empfehlungen vom Mediencoach

Die Initiative "Schau hin!" unterstützt Eltern bei der Medienerziehung. Kristin Langer ist Mediencoach und Expertin bei "Schau hin!". Sie empfiehlt Eltern, bei der Auswahl von Videos auf bestimmte Merkmale zu achten.

"Gut ist, wenn Eltern schauen, dass je nach Alter überschaubar viele Figuren da sind, dass das Kind der Handlung auch folgen kann", so Langer. "Werden Szenen, die spannend sind, auch aufgelöst, sodass mein Kind auch wieder in die Entspannung kommt?" Bei jüngeren Kindern sollte es zudem immer einen positiven Ausgang geben.

Wer wirklich sichergehen möchte, dass sein Kind im Internet nur die Inhalte sieht, die auch für es geeignet sind, müsse die Inhalte aber in jedem Fall selbst kontrollieren und Videos am besten mit seinem Kind zusammen ansehen.

Über dieses Thema hat auch die Sendung "Der Morgen" auf SR kultur im Radio am 11.02.2025 berichtet.


Mehr zu Kindern und Medien:

Ratgeber
Ab wann darf ein Kind ein Handy haben?
Sollten Kinder vor ihrem zwölften Lebensjahr ein eigenes Smartphone haben? Welche Risiken hängen damit zusammen? Iren Schulz von der Initiative "Schau hin, was dein Kind mit Medien macht" ist der Meinung, dass es falsch ist, Kinder ganz von Smartphones fernzuhalten. Ein Kompromiss müsse her.

Aktuelle Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks
Kinder und Jugendliche sehen Defizite bei Medienbildung in Schulen
Kinder und Jugendliche im Saarland sind mehrheitlich der Meinung, dass sie in der Schule zu wenig Medienkompetenz lernen. Laut einer aktuellen Umfrage des Deutschen Kinderhilfswerks spielen aktuelle Tools, Techniken und Künstliche Intelligenz eine zu kleine Rolle im Schul-Unterricht.

Sogenannte "Screen-Life-Balance"
Bildschirmzeit von Kindern und Jugendlichen: Luxemburg erstellt Leitlinien
Weniger Zeit am Bildschirm, mehr Gespräche mit der Familie und Freunden: Das ist das Ziel einer neuen Kampagne des luxemburgischen Bildungsministeriums. Sie soll vor allem Kinder und Jugendliche erreichen.

Fachtagung "Digistress" in Neunkirchen
Digitaler Stress: Wie man Kinder und Jugendliche schützen kann
Dauerhaftes Online-Sein kann Stress auslösen – vor allem bei Kinder und Jugendlichen. Welche Lösungen kann man dafür finden? Und wie geht man am besten mit solchen Stress um? Das haben Lehrkräfte zusammen mit Experten und Schüler und Schülerinnen auf der Fachtagung "Digistress" in Neunkirchen besprochen.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja