Vor 30 Jahren: Jahrhunderthochwasser im Saarland
Sintflutartige Regenfälle ließen vor 30 Jahren kurz vor Weihnachten die Pegel der Flüsse im Saarland innerhalb weniger Stunden kräftig ansteigen. Die Folge war ein Jahrhunderthochwasser, das das Saarland weitgehend lahmlegte - bis heute die größte Hochwasserkatastrophe im Land seit 1947.
Das vierte Adventswochenende 1993 war grau und regnerisch. Die Wassermassen ließen die Pegelstände der Flüsse und Bäche bedrohlich ansteigen. Innerhalb von 36 Stunden fiel damals der Niederschlag eines Monats, der Wind blies mit Stärke 10. Kritisch wurde es am Montagabend, dem 20. Dezember 1993 -heute vor genau 30 Jahren. Im ganzen Saarland mussten Straßen gesperrt werden, hunderte Keller wurden überschwemmt, Strom- und Telefonnetze kamen teilweise für Tage zum Erliegen.
St. Johanner Markt steht unter Wasser
In Saarbrücken hatte die Saar einen Rekordstand von über neun Metern. Die Stadtautobahn A620 war überflutet und musste gesperrt werden. Die Busfahrer stellten ihren Dienst ein, weil der öffentliche Nahverkehr angesichts der nicht befahrbaren Straßen zusammengebrochen war. Gut zu tun hatten dafür die Abschleppdienste: Sie retteten geparkte Autos vor den Wassermassen. Auf dem St. Johanner Markt, wo eigentlich Weihnachtsmarkt-Besucher Glühwein hätten trinken sollen, waren die Verkaufsbuden nur noch in Gummistiefeln zu erreichen.
Das Jahrhunderthochwasser im Saarland
Die saarländischen Abgeordneten bekamen dienstfrei. Im Landtag waren die Toiletten unbenutzbar, die Heizung war ausgefallen. Auch im Staatstheater und in der Modernen Galerie herrschte Notstand. So retteten alle Museumsmitarbeiter gemeinsam – vom Hausmeister bis zum Direktor – wertvolle Gemälde und Skulpturen aus dem gefährdeten Museumsdepot. Mancherorts war die Situation sogar so brenzlig, dass Anwohner evakuiert werden mussten, zum Beispiel in Luisenthal. In Lebach stand das Wasser im Keller des Rathauses bis zur Decke.
Blieskasteler Innenstadt nur per Schlauchboot befahrbar
Besonders schwer traf es die Bürger von Blieskastel. Die Blieswiesen hatten sich innerhalb weniger Tage zu einer imposanten Seenlandschaft verwandelt. Am Montagabend um 22.00 Uhr spitzte sich hier die Lage zu: Die Blies überschritt die kritische Drei-Meter-Marke, sodass die Wassermassen in die Blieskasteler Altstadt flossen. Die historische Innenstadt war in den darauffolgenden Tagen nur noch per Schlauchboot befahrbar.
Einen Tag vor Heiligabend zogen die Wassermassen weiter in Richtung Rhein und Mosel. Sie hinterließen verschlammte Straßen, verwüstete Keller und erschöpfte Saarländer. Über 4400 Helfer von THW, Feuerwehr und Polizei waren in den Tagen vor Weihnachten im Dauereinsatz. Der Schaden der Katastrophe wurde allein in Saarbrücken auf ungefähr 50 Millionen DM geschätzt.
Über dieses Thema hat auch die Sendung "Guten Morgen" am 20.12.2023 auf SR 3 Saarlandwelle berichtet.