Villeroy & Boch übernimmt Ideal Standard Gruppe
Der saarländische Keramikkonzern Villeroy & Boch wird den belgischen Badausrüster Ideal Standard übernehmen. Nach Angaben von V&B wurden entsprechende Verträge unterzeichnet.
Villeroy & Boch hat am Montag nach eigenen Angaben bindende Verträge zum Erwerb der Ideal Standard Group unterzeichnet. Der Kaufpreis ist nach V&B-Angaben noch unklar. Er orientiert sich aber an einer Bewertung für das belgische Unternehmen in Höhe von 600 Millionen Euro und wird sich voraussichtlich bis zum Abschluss Anfang 2024 klären.
Das belgische Unternehmen stellt ähnliche Produkte her wie V&B und hatte in den letzten Jahren ebenfalls eine Umstrukturierung hinter sich. Mit einem Umsatz von 740 Millionen Euro im vergangenen Jahr ist es etwas kleiner als der saarländische Keramikkonzern, hat mit 7000 Beschäftigten aber etwas mehr Mitarbeiter.
V&B will Marktposition stärken
Laut Villeroy & Boch verdoppelt sich durch den Zusammenschluss der Umsatz des Unternehmens im Bereich Bad und Wellness auf 1,4 Milliarden Euro.
Die beiden Unternehmen würden sich "optimal ergänzen in ihrer regionalen Präsenz, ihren Vertriebsstrategien und hinsichtlich ihres Produkt- und Markenportfolios", teilte V&B mit. Nach dem Zusammenschluss werde man zu den umsatzstärksten Badprodukteherstellern Europas gehören.
Verstärktes Geschäft mit Armaturen
Bisher stellt Villeroy & Boch vor allem die Keramik für Badezimmer her. Mit der Übernahme von Ideal Standard sollen nun auch die zugehörigen Armaturen unter dem eigenen Dach produziert werden.
„Wir werden den Markt mit Armaturen fluten“, formuliert CEO Frank Göring die neuen Ziele von V&B offensiv und überspitzt. Besonders den Konkurrenten Hansgrohe nimmt Göring in den Blick: „Wir haben jetzt endlich die Herstellerkompetenz in Europa. Da freue ich mich jetzt schon auf den Wettbewerb mit Hansgrohe in dem Feld.“
Ausbau von internationalem Geschäft
In mehreren internationalen Märkten erzielt Ideal Standard aktuell höhere Umsätze als Villeroy und Boch. Davon will das Mettlacher Unternehmen profitieren. In Großbritannien hat V&B nach Angaben des Vorstands im vergangenen Jahr 23 Millionen Euro eingenommen, Ideal Standard 176 Millionen. Zu den fünf Millionen Euro Umsatz in Italien kämen durch Ideal Standard 90 Millionen hinzu.
Auch im Nahen Osten und in Nordafrika sei Ideal Standard besser aufgestellt. Auf den Märkten in Nord- und Osteuropa sowie in Australien ist V&B bisher stärker vertreten.
Höhe des Kaufpreises noch unklar
Wie viel Geld Villeroy & Boch letztlich für die Übernahme zahlen wird, ist noch nicht klar. Das Unternehmen wird mit 600 Millionen Euro bewertet, das wird nach Aussage von Finanzvorstand Markus Warncke aber nicht der Kaufpreis sein: „Wir übernehmen Pensionsverpflichtungen, Leasingverpflichtungen und eine geringe Verschuldung.“ Daher gehe man von einem deutlich niedrigeren Kaufpreis aus.
Klarheit werde voraussichtlich Anfang 2024 herrschen, dann soll die Übernahme abgeschlossen werden. 250 Millionen Euro Fremdkapital wird V&B dazu heranziehen. Der Rest werde aus eigenen Mitteln bezahlt. Der Kauf muss zudem noch von den Kartellbehörden genehmigt werden.
Mettlach bleibt Stammsitz
CEO Göring ist es wichtig zu betonen, dass Mettlach auch nach der Übernahme des belgischen Unternehmens der Hauptsitz von Villeroy und Boch bleibt: „Wir werden in Mettlach nicht zu machen und die Zentrale nach Brüssel verlegen. Wir werden wahrscheinlich eher ein bisschen wachsen, weil wir bestimmte Funktionen auf Dauer hier ansiedeln werden.“
Villeroy & Boch wird die Zahl seiner Beschäftigten nach eigenen Angaben mehr als verdoppeln. Hauptsitz des neuen Zusammenschlusses bleibt Mettlach. Die Kurzarbeit am Standort in Mettlach geht unterdessen weiter, der Vorstand rechnet mit mehreren Monaten bis zu einem Jahr.
V&B wollte Ideal vor zwei Jahren schon
Vor etwa zweieinhalb Jahren hatte der saarländische Keramikkonzern noch mitgeteilt, Ideal Standard nicht übernehmen zu wollen. Begründet wurde dies damals mit der wirtschaftlich unsicheren Zukunft in der Corona-Pandemie. Es gab aber auch Widerstand von Aktionären. Auch 2020 hatte es bereits einen Anlauf gegeben.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 18.09.2023 berichtet.