Vorsicht vor gefaketen Jobanzeigen auf Facebook
Nach einer SR-Recherche geben sich mutmaßliche Betrüger auf Facebook als Firmenvertreter aus, um an Geld und persönliche Daten zu gelangen. Sie machen oft mit offenbar gefälschten Stellenanzeigen auf sich aufmerksam. Die Verbraucherzentrale warnt davor, persönliche Dokumente herauszugeben.
Große Gewinne - das verspricht ein angeblicher argentinischer Geschäftsmann in einem Beitrag, der in einer spanischen Facebook-Gruppe mit mehr als 50.000 Mitgliedern zu finden ist. Darin sucht er für eine neue Zweigstelle seines Unternehmens in Bexbach nach Geschäftspartnern und Investoren. Wer sich am neuen Standort finanziell beteiligt, soll demnach kräftig abkassieren.
Die Stadt Bexbach teilt allerdings auf SR-Anfrage mit, weder von dem argentinischen Geschäftsmann noch etwas von einer Zweigstelle in Bexbach gehört zu haben. Auch ein entsprechender Antrag zur Eröffnung einer Zweigstelle liege der Stadt nicht vor. Das Angebot scheint demnach nicht echt zu sein. Und dieser Post ist auf Facebook offenbar kein Einzelfall.
Falsche DHL-Stellenangebote auf Facebook im Umlauf
Dauerhaft kostenlos in einem Einzelzimmer eines 4-Sterne-Hotels wohnen, bis zu 3500 Euro netto pro Monat an Gehalt verdienen und täglich Prämien erhalten - das wird in einer angeblichen Stellenanzeige des deutschen Paketzustellers DHL in einem Facebook-Post in einer spanischen Gruppe versprochen.
Das scheinbar lukrative Jobangebot für eine Anstellung in einem deutschen DHL-Logistikzentrum stammt nicht von der DHL. Das bestätigt das Unternehmen auf SR-Anfrage. Ein solches Angebot habe es so noch nie gegeben. DHL füge normalerweise zusätzlich einen Link zur Karriere-Seite des Unternehmens bei Online-Stellenanzeigen hinzu - einen solchen Link gab es hier aber nicht.
Haben es mutmaßliche Betrüger auf persönliche Daten abgesehen?
Zudem sind auf Facebook vermeintliche Rekruter unterwegs. Sie geben in Stellenanzeigen vor, für international bekannte Konzerne wie Amazon oder deren Subunternehmen zu arbeiten. Dabei werden für vermeintliche Bewerbungsverfahren Kopien des Personalausweises und des Führerscheins sowie Passbilder verlangt.
Amazon bekräftigt gegenüber dem SR, keine Stellenanzeigen in spanischen Facebook-Gruppen zu veröffentlichen. Zudem heißt es schriftlich vom Unternehmen:
Wir stellen hohe Anforderungen an die Unternehmen, die mit uns zusammenarbeiten. Unsere Lieferpartner unterzeichnen unsere Programmvereinbarung und die Programmrichtlinien, die von den Lieferpartnern verlangen, dass sie sich an die geltenden Gesetze halten.
Fake-Angebote: Auch in anderen Länder offenbar ein Problem
Solche Stellenanzeigen scheint es in mehreren Ländern zu geben. "Wir finden sowas in den unterschiedlichsten sprachlichen Communitys", sagt Egbert Ulrich von der Arbeitskammer des Saarlandes. Er leitet dort die Beratungsstelle "Wanderarbeit und mobile Beschäftigte". Dort werden ausländische Arbeitnehmer beraten, wenn sie etwa Betrug zum Opfer gefallen sind.
Laut Ulrich lassen sich solche mutmaßlich falschen Stellenanzeigen in ukrainischen, arabischen, bulgarischen und rumänischen Facebook-Foren finden. Dort werde sehr offensiv in den Stellenangeboten geworben, so Ulrich.
"Das ist schon eine perfide Masche. Die Menschen sind in Not und wollen ein besseres Leben. Sie kommen zu uns, in der Hoffnung, Deutschland sei ein Rechtsstaat. Sowas könne hier nicht passieren", sagt Ulrich. Die Menschen werden dann bitter enttäuscht und gehen im schlimmsten Fall verschuldet in ihre Länder zurück.
Verbraucherzentrale: Keine Dokumente via Social Media weitergeben
Wer auf solch ein Angebot stößt und aufgefordert wird, seine persönlichen Daten weiterzugeben, solle darauf nicht eingehen, so Elif Tanto von der Verbraucherzentrale des Saarlandes. "Da deutet alles auf Betrug hin", betont Tanto. Wenn man seine Daten freiwillig in die Öffentlichkeit streut, dann sei die Gefahr sehr groß, dass die Daten missbraucht werden.
Die persönlichen Daten könnten etwa im Darknet weiterverkauft oder dazu benutzt werden, um unter einem falschen Namen Konten zu eröffnen. Es könnte auch sein, dass mutmaßliche Kriminelle Waren unter einer falschen Anschrift anbieten, obwohl sie gar keine Waren besitzen.
"Da die eigene Anschrift von den Betrügern hinterlegt wurde, ist man dann völlig überrascht, wenn Leute zu einem kommen und sich nach der noch ausstehenden Ware erkundigen", so Tanto. Im schlimmsten Fall stehe dann die Polizei vor der Tür. Dann werde aus einem Geschädigten schnell einer Beschuldigter.
Was tun bei Fake-Jobangeboten im Internet?
Tanto rät dazu, beim Unternehmen direkt nachzufragen, wenn man sich nicht sicher ist, ob eine Jobanzeige echt ist. Entsprechende Kontaktdaten ließen sich schnell im Internet finden. Sollte man seine Daten bereits an Fremde weitergegeben habe, sollte die Polizei hinzugezogen werden. "Es empfiehlt sich, Screenshots von den Chats mit den mutmaßlichen Betrügern zu machen, um später alles beweisen zu können", sagt Tanto von der Verbraucherzentrale.
Menschen, die kein Deutsch sprechen, können sich laut Egbert Ulrich von der Arbeitskammer bei der Beratungsstelle "Wanderarbeit und mobile Beschäftigte" in Saarbrücken oder auf den Seiten von Faire Mobilität oder Faire Integration auf ihrer jeweiligen Muttersprache darüber informieren.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 27.06.2024 berichtet.