Immer mehr Wohnungslose im Saarland

Immer mehr Wohnungslose im Saarland

Reporter: Lea Kiehlneker,Max Zettler / Onlinefassung: Andree Werner   11.09.2024 | 12:05 Uhr

Wohnungslosigkeit ist ein zunehmendes Problem im Saarland. Allein im Haus der Diakonie in Saarbrücken hat sich die Zahl der Menschen ohne Meldeadresse seit 2020 mehr als verdoppelt. Zum Tag der wohnungslosen Menschen machen Hilfsorganisationen heute auf das Thema aufmerksam. Dabei soll auch die Perspektive der Betroffenen selbst eine Rolle spielen.

Auch zur Wärmestube in Saarbrücken kommen immer mehr Wohnungslose. Um kurz nach 12.00 Uhr ist schon einiges los. In der Anlaufstelle für wohnungslose und arme Menschen holen sich dann die ersten Besucher ihr Mittagessen. Einer davon ist Jan. Er ist 49 Jahre alt und hat im Februar seine Wohnung in Saarbrücken verloren.

"Ich schlafe hier und da"

"Zurzeit lebe ich auf der Straße. Ich schlafe hier und da. Mal am Schloss oben oder überall wo man Zugang hat zu Hygiene", erzählt er. Wenn es regnet, vertreibe er sich die Zeit in der Bibliothek. Jan hatte zwei Jahre lang in der Saaruferstraße in Saarbrücken gewohnt. Wegen einer außerordentlichen Kündigung musste er seine Wohnung verlassen. Warum ihm dort gekündigt wurde, wisse er nicht genau, sagt er.

Tag der Wohnungslosen: Immer mehr Menschen im Saarland sind obdachlos
Audio [SR 3, Lea Kiehlneker (c) SR, 11.09.2024, Länge: 02:49 Min.]
Tag der Wohnungslosen: Immer mehr Menschen im Saarland sind obdachlos

Schwierige Wohnungssuche

Aktuell sei er auf Wohnungssuche und habe sich in Saarbrücken bemüht, auf "jede Liste zu kommen, wo alle anderen Wartenden auch stehen." Da Jan gerade auch keinen Job hat, ist die Wohnungssuche für ihn jedoch nicht einfach. So wie ihm geht es immer mehr Menschen. Allein das Haus der Diakonie zählt im Moment über 400 Menschen ohne Meldeadresse.

Gründe oft ähnlich

Lena Benz berät dort Betroffene und kann aus ihrem Berufsalltag berichten, wie es dazu kommt, dass Menschen ihre Wohnung verlieren: "Wenn im Leben wichtige Säulen gleichzeitig wegbrechen, dann ist es vielleicht einfach wahrscheinlicher, dass ein Mensch wohnungslos wird." Zu diesen Säulen gehörten vor allem Arbeit und Beziehungen, so Benz.

Große Beratungsnachfrage

Aktionstag für Wohnungslose in Saarbrücken
Audio [SR 3, Max Zettler, 11.09.2024, Länge: 03:09 Min.]
Aktionstag für Wohnungslose in Saarbrücken

Für die steigende Nachfrage nach Beratungen für Menschen, denen der Wohnungsverlust droht oder schon passiert ist, sieht sie mehrere Gründe: Es gebe immer mehr Menschen, die Probleme hätten, mit ihrem Geld auszukommen. Die Inflation verschärfe diese Situation noch einmal.

Die Wohnungsknappheit spitze sich weiter zu und auch der Fachkräftemangel. Der sorge auch bei Ihnen dafür, dass sie es nicht mehr schaffen, die Menschen alle adäquat zu versorgen. Bei den offenen Sprechstunden im Haus der Diakonie müssten eigentlich fast immer Menschen wieder weggeschickt werden, weil die Kapazitäten in der Beratung nicht ausreichen.

Es gibt noch viel zu tun

Die Lage ist also angespannt. Jan hofft, dass in Zukunft mehr Räume geschaffen werden, damit Menschen wieder aus der Obdachlosigkeit rauskommen. Dann sei auch der ganzen Bundesrepublik geholfen, glaubt er. Ziel der Bundesregierung ist es jedenfalls, die Wohnungslosigkeit bis 2030 zu beenden. Damit das was wird, muss aber noch viel passieren.

Ein Thema auf SR 3 Saarlandwelle am 11.09.24 in der Sendung "Region am Mittag".


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