Eine obdachlose Frau sitzt mit ihrem Schlafsack im Café einer Tagesstätte (Foto: picture alliance / Marijan Murat/dpa)

Das Saarland will obdachlose Frauen besser schützen

  16.03.2024 | 20:31 Uhr

Im Saarland steigt die Zahl der Menschen, die von Wohnungslosigkeit oder Obdachlosigkeit betroffen sind. Darunter sind auch viele Frauen, die laut Sozialminister Jung ein viel größeres Risiko tragen, Opfer von Gewalt und Ausbeutung zu werden. Insbesondere für sie will das Land für mehr Schutz sorgen.

Immer mehr Menschen im Saarland haben keine Wohnung. Einige von den Betroffenen kommen in Wohnungslosenunterkünften unter. Andere leben allerdings auf der Straße.

Rund ein Viertel der Betroffenen sind Frauen

Nach ersten Ergebnissen des Saarländischen Wohnungslosenberichtes könne man von 71 bis 132 Menschen ohne Unterkunft im Saarland ausgehen, teilte das saarländische Sozialministerium auf SR-Anfrage mit. Rund ein Viertel davon seien Frauen - das entspricht einer Zahl zwischen 18 und 33.

Für sie sei das Leben auf der Straße im Vergleich zu betroffenen Männern häufig schwieriger, sagte Sozialminister Magnus Jung (SPD). "Frauen haben oft ein viel größeres Risiko, von Gewalt und Ausbeutung betroffen zu sein. Deshalb ist es wichtig, bei allen Maßnahmen die Situation wohnungsloser Frauen in besonderem Maße im Blick zu haben."

Gefahr von Abhängigkeiten

Obdachlosigkeit ist bei Frauen nach Angaben des Sozialministeriums schwerer zu entdecken als bei Männern. Sie versuchten nicht aufzufallen und würden eher bei Familie und Bekannten unterkommen.

"Dabei geraten sie häufig in Abhängigkeiten, sie nehmen Schlafplätze bei Männern an und riskieren sexuelle Ausbeutung und Gewalterfahrungen – für sich und häufig auch für ihre Kinder", so das Ministerium.

Die Wohnungsnotfallhilfe habe sich Jahrzehnte lang überwiegend an die männliche Hauptzielgruppe gerichtet. Die Kapazitäten an extra auf Frauen ausgerichteten Einrichtungen reichten deshalb nicht aus.

Gemischtgeschlechtliche Angebote könnten jedoch von Frauen, die Gewalt erfahren haben, nicht angenommen werden. "Die Ängste und Hürden sind für sie schlichtweg zu hoch", führt das Ministerium aus.

Saar-Landtag will mehr Schutz für obdachlose Frauen

Der saarländische Landtag hat deshalb vor Kurzem beschlossen, sich künftig mehr für obdachlose Frauen einzusetzen. Hierfür sollen etwa Verbände, freie Träger und ehrenamtliche Organisationen stärker unterstützt werden – insbesondere bei der Einrichtung von Notschlafplätzen und bei Beratungsangeboten.

Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf schwangeren sowie obdachlosen oder von Obdachlosigkeit bedrohten Frauen und Minderjährigen liegen. Man befinde sich derzeit im Aufbau und sei zuversichtlich in den kommenden Monaten öffnen zu können, teilte das Ministerium dem SR mit.

Der von der SPD- sowie der CDU-Landtagsfraktion gemeinsam eingebrachte Antrag wurde mit Stimmenmehrheit angenommen. Die AfD stimmte dagegen.

Über dieses Thema hat auch die SR 3-Rundschau am 14.03.2024 berichtet.


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