Angeklagter im Prozess um gezinkte Geldanlage-Portale legt Geständnis ab

Angeklagter im Prozess um gezinkte Geldanlage-Portale legt Geständnis ab

Niklas Resch, Caroline Uhl   07.01.2025 | 16:53 Uhr

Ein 36-Jähriger muss sich seit Dienstag vor dem Landgericht Saarbrücken verantworten, weil er als falscher Finanzberater Anleger um ihr Erspartes gebracht haben soll. Er soll Teil einer großen Bande gewesen sein, die Privatleute mit Hilfe von gezinkten Internet-Finanzportalen betrogen hat. Am ersten Prozesstag legte der Mann ein Geständnis ab.

Beim Prozessauftakt am Dienstag vor dem Landgericht Saarbrücken hat der 36-Jährige Abnor H. gestanden, sich als falscher Finanzberater ausgegeben zu haben.

Nach eigenen Angaben hat er zehn Monate lang - von April 2017 bis Februar 2018 - in einem kosovarischen Callcenter gearbeitet. Von dort aus habe er deutsche Anleger dazu überredet, Geld bei der Online-Plattform Option888 einzuzahlen.

Video [aktueller bericht, 07.01.2025, Länge: 3:23 Min.]
Angeklagter im Prozess um gezinkte Geldanlage-Portale legt Geständnis ab

Betrügerische Plattform Option888

Zu Beginn habe er gedacht, dass er bei einem seriösen Unternehmen arbeite, doch schnell seien ihm Zweifel gekommen, etwa weil er unter falschem Namen mit seinen Kunden telefonieren sollte. Nach etwa eineinhalb Monaten sei ihm endgültig klar gewesen, dass Option888 ein betrügerisches Portal war.

Abnor H. habe gewusst, dass fast ganze Geld der Einzahler direkt in die Taschen der Betrügerbande wanderte. Er machte trotzdem noch rund ein Dreivierteljahr weiter. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft hat H. so bei knapp 130 deutschen Anlegern einen Schaden von rund 800.000 Euro verursacht. Ihm droht eine mehrjährige Haftstrafe.

Unter den Opfern war nach Angaben des Landgerichts auch mindestens ein Saarländer.

Angeklagter im Prozess um gezinkte Geldanlage-Portale legt Geständnis ab
Audio [SR 3, Caroline Uhl, 07.01.2025, Länge: 02:10 Min.]
Angeklagter im Prozess um gezinkte Geldanlage-Portale legt Geständnis ab

Aufarbeitung geht weiter

Die Ermittlungen im Bereich Cybertrading-Betrug laufen bereits seit Jahren. Im Sommer 2022 hatte das Saarbrücker Landgericht einen der Callcenter-Betreiber zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Nach SR-Informationen warten vier weitere mutmaßliche Callcenter-Mitarbeiter aktuell darauf, dass ihnen in Saarbrücken der Prozess gemacht wird.

Zahlreiche andere ehemalige Beschäftigte des betrügerischen Callcenters werden weiterhin gesucht. Und andere kriminelle Banden setzen vergleichbare Maschen bis heute fort.

Über dieses Thema hat auch die SR info Rundschau am 07.01.2025 berichtet.


Die Story zum Fall in der ARD Mediathek:

In der Mediathek
I want more - Milliardenraub im Netz
Der Betrug mit gezinkten Geldanlage-Portalen im Internet ist eine der größten Betrugsmaschen unserer Zeit: Anleger werden um Milliarden geprellt. Es gibt tausende Betroffene alleine in Deutschland. Wir zeigen was hinter dem Mega-Betrug steckt.

Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 06.01.2024 berichtet.


Mehr zu dem Betrugsfall

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Weiterer Prozess wegen Millionenbetrug im Internet startet im Januar
Im Ermittlungskomplex um Millionenbetrug im Internet durch Cybertrading steht ein weiterer Prozess vor dem Landgericht Saarbrücken bevor. Ab dem 7. Januar muss sich vor der Wirtschaftsstrafkammer ein 36-Jähriger verantworten. Es geht um gewerbsmäßigen Bandenbetrug mit gezinkten Finanzportalen.

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