Experten halten Abriss des Saarbrücker Finanzamtes für unnötig
Welche Nutzungsmöglichkeiten gibt es für das alte Finanzamt in Saarbrücken, anstatt es abzureißen? Das war am Dienstag Thema bei einer Podiumsdiskussion. In einem Punkt waren sich die Experten dabei einig: Ein Umbau wäre durchaus möglich.
Das alte Finanzamt in Saarbrücken soll abgerissen werden, um Platz für ein Bürogebäude zu machen. Und das, obwohl es unter Denkmalschutz steht. Seit das Kultusministerium Mitte Juli den Antrag des Finanzministeriums genehmigt hat, hagelt es Kritik.
Denkmalpfleger kritisieren, dass das Landesdenkmalamt bei der Entscheidung übergangen wurde. Der BUND will den Abriss aus Klimaschutzgründen vermeiden. Außerdem stört viele, dass die Entscheidung hinter verschlossenen Türen gefallen ist – ohne Beteiligung der Öffentlichkeit.
Denkmalschutz kein unlösbares Problem
Dass ein Abriss notwendig ist, hält der Architekt und Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), Stefan Ochs, für "Blödsinn". Auch der Hinweis des Ministeriums, dass nach dem Abriss "hochwertige Büroräume" entstehen sollen, überzeugt Ochs nicht.
Es sei überhaupt kein Problem, die in dem Gebäude unterzubringen, sagte er bei einer Podiumsdiskussion in Saarbrücken, zu der die Grünen am Dienstag eingeladen hatten.
Auch dass das Gebäude denkmalgeschützt ist, sieht er nicht als unlösbares Problem. Die Gespräche mit dem Denkmalschutz habe er im Saarland bisher immer sehr konstruktiv erlebt.
Gebäude "wandlungsfähig"
Markus Otto von der Stiftung Denkmalschutz kann sich ebenfalls einen Umbau vorstellen. "Das Gebäude selbst ist ja eine Skelettkonstruktion, und das heißt, man hat eigentlich alle freien Flächen bis auf die Treppenhäuser."
Die Trennwände seien leichte Wände, die könne man herausnehmen. Dann habe man alle Freiheiten in der Planung. Auch Teilnutzungen seien möglich. Das Gebäude sei sehr wandlungsfähig.
Architektur-Wettbewerb möglich
Dass dafür das Geld fehle, lässt Otto als Argument nicht gelten. Es gebe Investoren, die gerne Geld in das Gebäude investieren und etwas Schönes daraus machen würden. Nur habe man die nie gefragt.
Eigentlich bräuchte man jetzt einen Wettbewerb, sagt Architektur-Professor Ochs. Daran könnten sich dann nicht nur Saarbrücker Architekten beteiligen, sondern europaweit. Er ist sicher, es gebe jede Menge, die das attraktiv finden würden.
"Premium-Lage an der Saar"
HTW-Professor Jens Metz kann sich auch eine Öffnung der Fassade vorstellen. Man könnte einen Teil der Öffentlichkeit einbeziehen. "Das heißt: kein hermetisch geschlossenes Bürogebäude, sondern beispielsweise ein offenes Erdgeschoss." Darin könnte zum Beispiel Gastronomie unterkommen, oder auch die Musikhochschule.
Spannend ist der Ort für Metz nicht zuletzt auch wegen des Umfelds. Direkt am Saarufer, mit dem mächtigen Karstadt-Gebäude hintendran, für das perspektivisch auch eine Lösung gefunden werden müsse. Das sei eine "Premium-Lage, direkt an der Saar".
HTW bietet Mithilfe an
Hier könne auch ein Umbau im Hinblick auf eine klimagerechte Stadt angeregt werden. Flächen könnten entsiegelt werden und mehr für Fußgänger und Radfahrer statt für Autos genutzt werden.
Um eine konkrete Idee auszuarbeiten, hat die HTW auch ihre Hilfe angeboten, so Metz. Das Ministerium habe aber signalisiert, das wolle man nicht.
Über dieses Thema hat auch die SR 3 "Region am Nachmittag" am 21.08.2024 berichtet.