Der Mord an Stefanie – ein typischer Femizid
Von außen sah es nach der perfekten Beziehung aus: Stefanie und ihre große Jugendliebe Stefan heiraten, bekommen vier Kinder, leben im Haus mit Garten. Bis Stefan seine Frau tötet. Der SR-Podcast „Im Fall Stefanie – Eine von 155“ erzählt die Geschichte eines Frauenmords im Saarland.
Die Nachricht am 4. Februar 2023 kommt für viele aus dem Nichts: An diesem Datum wird die 53-jährige Stefanie von ihrem eigenen Ehemann Stefan getötet. Für viele aus dem Umfeld der beiden war diese Tat ein Schock. Denn Stefanie und Stefan, das galt immer als die große Liebe.
Mit 14 Jahren lernte Stefanie ihre Jugendliebe Stefan kennen. Sie kamen zusammen, heirateten, bekamen vier Kinder und lebten schließlich im Haus mit Garten im Saarland. Aber was von außen perfekt aussah, war von innen schon lange nicht mehr in Ordnung.
Im Podcast „Im Fall Stefanie – Eine von 155“ erzählt SR-Reporterin Nadine Thielen die Geschichte von Stefanie. Sie und SR-Reporter Christoph Borgans sprechen mit Angehörigen, Arbeitskollegen und Bekannten und finden auch die wenigen Menschen, die gemerkt haben, dass es große Probleme zwischen Stefanie und Stefan gegeben hat.
Kontrolle, Eifersucht und Erniedrigung
Stefan hat Stefanie massiv kontrolliert, verbot ihr, sich mit Freunden oder der Familie zu treffen. Wenn Stefanie das Haus verließ, war Stefan meistens dabei. Er galt als eifersüchtig. Ein Arbeitskollege von Stefan erzählt, dass sie nicht einmal alleine Milch einkaufen durfte.
Außerdem soll Stefan Stefanie immer wieder erniedrigt haben. Gleichzeitig war Stefanie von Stefan finanziell abhängig. Lange ist er der Alleinverdiener, der das Geld nach Hause bringt.
Typische Dynamik eines Femizids
Es sind die typischen Dynamiken eines Femizids, also der Tötung einer Frau wegen ihres Geschlechts, die sich im Fall Stefanie zeigen. Die britische Wissenschaftlerin Jane Monckton Smith hat 372 Femizide in Großbritannien untersucht und dabei die immergleichen Muster festgestellt.
Die Beziehungen, in denen es zum Femizid kommt, beginnen sehr innig und emotional. Schnell zeigt sich, dass der Mann sehr eifersüchtig ist und seine Frau kontrolliert. Die Männer erniedrigen ihre Frauen und erzählen ihnen, dass diese ohne die Männer nicht klarkommen würden. Oft kommt es zu Gewalt.
Wenn die Frau sich trennen will, wird es gefährlich
Wenn die Frau entscheidet, sich von ihrem Mann zu trennen, wird es gefährlich. Dann fällen die Täter den Entschluss: Wenn sie die Frau nicht haben können, dann soll sie keiner haben.
Auch Stefanie wollte sich von ihrem Mann Stefan trennen. Das wollte Stefan nicht hinnehmen, wie er im Prozess vor dem Saarbrücker Landgericht im August 2023 zugibt. Noch bevor sich Stefanie trennen kann, tötet Stefan sie. Das Gericht verurteilt ihn deshalb zu lebenslanger Haft.
155 Femizide deutschlandweit im Jahr 2023
Die Geschichte von Stefanie ist kein Einzelfall. Allein im Jahr 2023 sind 155 Frauen in Deutschland von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet worden. Das Bundeskriminalamt hat zuletzt in seinem Lagebericht zu frauenfeindlichen Straftaten darauf hingewiesen, dass die Gewalt gegen Frauen in allen Bereichen steigt. Die Femizide sind nur die Spitze des Eisbergs.
Der SR-Podcast „Im Fall Stefanie – Eine von 155“ erzählt die Geschichte von Stefanie. Menschen, die Täter und Opfer kannten, berichten zum ersten Mal, wie sie die Beziehung wahrgenommen haben und welche Anzeichen es gegeben hat, dass Stefanie in Gefahr war. Und warum trotzdem kaum jemand mit dieser Tat gerechnet hat.
Alle Folgen des fünfteiligen Doku-Podcasts gibt es ab jetzt (6.3.) in der ARD Audiothek. Auf anderen Podcast-Plattformen gibt es jede Woche eine neue Folge.