Wie gut funktioniert die Notfall-Rettung im Saarland?
Mehr Menschen könnten einen medizinischen Notfall überleben, wenn die Notfallversorgung in Deutschland besser aufgestellt wäre. Zu diesem Ergebnis kommt eine bundesweite Datenanalyse des SWR. Das Saarland landet im Mittelfeld.
Wie steht es um die Notfallrettung in Deutschland? Das hat der SWR in einer bundesweiten Recherche untersucht. Im Saarland gibt es noch Nachholbedarf – das Bundesland liegt bei der Auswertung im Mittelfeld.
Positiv fällt auf, dass die Zentrale Rettungsleitstelle im Saarland ein Qualitätsmanagement hat. Das hat deutschlandweit nur knapp die Hälfte aller Leitstellen. Außerdem werden Notrufe mittels einer normierten Standard-Abfrage durchgeführt. Das erhöht laut den Studienmachern die Qualität der Telefonate.
Negativ fällt auf, dass im Saarland weniger Menschen, die reanimiert werden mussten, den Weg ins Krankenhaus überleben als im Bundesschnitt. Zur Ursache nimmt die Studie keine Stellung.
Timm Mathis, Geschäftsführer des Rettungszweckverbandes ZRF im Saarland, glaubt, dass etwa die hiesige Kohle- und Bergbau-Vergangenheit eine Rolle dabei spielen könnte. "Wir haben hier durchaus einen leicht erhöhten Schnitt an vorerkrankten Personen im Bereich Lunge oder auch Herz-Kreislauf." Je nach Vorerkrankung könne eine Reanimation entsprechend weniger aussichtsreich sein.
Rettungswagen braucht zu lange zum Einsatzort
Außerdem benötigt der Rettungswagen von der Alarmierung bis zum Eintreffen am Einsatzort dem SWR zufolge im Saarland im Schnitt knapp elf Minuten. Acht Minuten wären nach Einschätzung von Experten wünschenswert. "Das ist zwar die Empfehlung, aber das saarländische Rettungsdienstgesetz, das für uns die maßgebliche Planungsgröße ist, sieht eine Hilfsfrist von zwölf Minuten vor", sagt Mathis.
Damit liege man mit der durchschnittlichen Eintreffzeit von zehn Minuten und 58 Sekunden also im grünen Bereich. Während in einigen Städten in Nordrhein-Westfalen diese Zeit laut Studie eingehalten werden kann, liegt sie im saarländischen Nachbarbundesland Rheinland-Pfalz sogar bei durchschnittlich 19 Minuten.
Ersthelfer-App kann Wartezeit überbrücken
Zwar sei der Wunsch nach der Einhaltung einer Hilfsfrist von acht Minuten nachvollziehbar, räumt Mathis ein. Allerdings gebe es im Saarland auch Angebote, die vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes eingreifen könnten.
Als Beispiel nennt Mathis die Ersthelfer-App "Saarretter" für Ersthelfer, die Anfang des Jahres an den Start gegangen ist. Für das Projekt haben sich bereits rund 2000 Ersthelferinnen und Ersthelfer angemeldet. Bislang wurde die App bei 279 Notfällen genutzt. "Da haben wir auch schon die ersten Fälle, wo wir sehen, dass nach ein, zwei, drei Minuten schon jemand um die Ecke da ist und mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung hilft."
Bei Alexander Schreider aus Saarbrücken-Klarenthal etwa waren es 53 Sekunden, bis Hilfe da war – dank der "Saarretter"-App.
Über dieses Thema hat auch die SR info Rundschau am 17.07.2024 berichtet.