Hausarztmangel im Saarland - ein Fallbeispiel aus Perl

70 Hausarztpraxen im Saarland nicht besetzt: Ärztemangel wird wohl noch größer

mit Informationen von René Henkgen   13.09.2024 | 09:21 Uhr

Im Saarland gibt es zu wenige Hausärzte und das wird sich in den kommenden Jahren voraussichtlich nicht ändern. Im Gegenteil: Weitere Praxen könnten schließen, weil die Ärzte in Rente gehen. Das ist Ende des Monats etwa in Perl der Fall.

Einige Menschen in der Gemeinde Perl werden sich bald einen neuen Hausarzt suchen müssen. Denn zum Monatsende schließt eine der drei bisherigen Praxen. Dr. Röder geht in den Ruhestand.

Seine Patienten sind deshalb derzeit etwas verunsichert. "Ich weiß nicht, wohin ich gehen soll. Soll ich mich bei einem der eh schon überlasteten Ärzte reindrängen?", erzählt etwa Helga Walther, die seit über 30 Jahren bei ihm in Behandlung war.

Situation könnte sich zuspitzen

Für sie und die anderen Patienten gibt der Leiter einer zweiten Hausarztpraxis in Perl, Dr. Woll, erstmal Entwarnung. Er geht davon aus, dass seine Praxis zusammen mit der zweiten übrigen Praxis in der Gemeinde alle Patienten versorgt bekommt – auch, wenn es so kurzfristig ein großes organisatorisches Problem für die Ärzte geben könnte.

Dennoch könnte sich die Situation in Perl in den kommenden Jahren zuspitzen. Die Gemeinde zählt bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zu den förderungswürdigen Gemeinden. Davon gibt es im Saarland nur sechs Stück und das bedeutet: Hier geht die KV in den nächsten Jahren von einem Ärztemangel aus.

Jeder vierte Hausarzt über 65

Und auch im restlichen Saarland ist die Situation angespannt. Bereits jetzt sind etwa 70 Hausarztpraxen nicht besetzt, so der Präsident des saarländischen Hausärzteverbandes, Michael Kulas. Hinzu kommt laut der KV, dass jeder vierte Hausarzt im Saarland über 65 Jahre alt ist und damit seine Praxis dicht machen und in Rente gehen könnte.

Das sei absehbar gewesen und die Politik habe viel zu lange zugeschaut, kritisiert Kulas. Im Saarland versucht man, über das Landarztprogramm Abhilfe zu schaffen.

Seit vier Jahren können darüber junge Menschen auch ohne Einser-Abi Medizin studieren. Im Gegenzug verpflichten sie sich, sich danach als Hausarzt im Saarland niederzulassen.

Kulas wirbt für Landarzt-Tätigkeit

Laut Kulas ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Dennoch wirbt er für die Tätigkeit als Landarzt.

"Wenn ich ganz selbstständig bin, kann ich meinen Tag selber einteilen, habe natürlich auch Verpflichtungen, die ich als Angestellter nicht habe. Wenn ich dann noch auf dem Land arbeite, habe ich das ganz große Glück, dass ich die allermeisten Menschen in meinem Umfeld kenne und ihnen nicht nur in meiner Praxis begegne, wie in einer großen Stadt sondern, dass ich sie auch auf der Straße sehe, mit ihnen reden kann und in einem Geschäft sehe."

Michael Kulas wirbt für den Hausarztberuf
Audio [SR 3, Moderation: Nadine Thielen, 13.09.2024, Länge: 02:12 Min.]
Michael Kulas wirbt für den Hausarztberuf

Über dieses Thema hat auch die Sendung "Guten Morgen" am 13.09.2024 auf SR 3 Saarlandwelle berichtet.


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