Eine Ärztin mit Stethoskop (Foto: IMAGO / imagebroker)

Fachärzte fordern gegen lange Wartezeiten Hilfe der Politik

Emil Mura   08.07.2023 | 20:30 Uhr

Wer einen Termin beim Facharzt braucht, wartet auch im Saarland teilweise nicht nur wochen-, sondern monatelang. Bei ihrem Fachkongress in Saarbrücken geben Mediziner dafür auch der Politik die Schuld: Die lege den falschen Fokus.

Viele zu lange müssten Patienten auf Termine bei Fachärzten warten - darüber herrschte Einigkeit beim 15. saarländischen Fachärztetag am Samstag in Saarbrücken. Die Freie Allianz der Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder macht dafür unter anderem die Ampelregierung verantwortlich.

Video [aktueller bericht am Samstag, 08.07.2023, Länge: 2:56 Min.]
Wieso Patienten immer schwerer Termine bekommen
Beim Fachärztetag im Saarbrücker Schloss haben Ärzte die fachärztliche Versorgung im Land diskutiert, die unter anderem aufgrund der älter werden Gesellschaft immer schlechter werde. Außerdem haben sie sich bei der Veranstaltung des Fachärzteforums Saar über die neuesten Behandlungsmethoden und über die Krankenhausreform ausgetauscht.

Sie lege ihren Fokus auf die Krankenhausreform und Cannabislegalisierung. Um die fachärztliche Versorgung dagegen kümmere sich niemand. Dabei seien die Probleme bekannt, sagt Martin Degenhardt von der Freien Allianz der Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder: Zu viel Bürokratie und zu wenig Ärzte.

Mehr Ärzte, mehr Behandlungsbedarf

"Das klingt erstmal komisch, weil die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte gestiegen ist. Aber es gibt zwei ganz entscheidende Gründe. Der eine ist, die Patienten werden anspruchsvoller und auch älter und dadurch kränker." Das führe zu mehr Behandlungsbedarf.

"Und gleichzeitig sind die jungen Ärztinnen und Ärzte nicht mehr bereit, sich 80 oder 90 Stunden und vielleicht noch am Wochenende abzubuckeln, wie das vielleicht noch die gemacht haben, die jetzt kurz vor der Rente oder in der Rente sind. Dadurch fehlt uns schlicht und einfach Arztzeit", erklärt Degenhardt.

Weniger Ärzte gründen eigene Praxen

Ein weiteres Problem sei, dass immer weniger junge Ärztinnen und Ärzte den Schritt zur eigenen Praxis wagten. Und was unbedingt abgeschafft werden müsse, sei die sogenannte Budgetierung der Krankenkassen.

"Ich bekomme am Anfang vom Quartal gesagt, wie viele Patienten und wie viel Honorar ich insgesamt bekommen kann für die sogenannten Kassenpatienten. Das sind aber 90 Prozent unserer Patienten, und wenn dieses Budget aufgebraucht ist gibt es keinen Euro mehr", sagt Markus Strauß, Vorsitzender des Facharztforums Saar.

Deshalb müsse am Quartalsende damit gerechnet werden, dass Praxen aus ökonomischen Gründen Patienten abweisen müssten.

Die Forderungen sind eindeutig, ebenso der Handlungsbedarf. Nun ist die Politik gefragt. Nimmt die sich der Sache nicht an, dürfte das Warten auf einen Termin beim Facharzt künftig noch länger dauern.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht am 08.07.2023 berichtet.


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