Kita-Beschäftigte im Saarland fehlen besonders oft wegen psychischer Erkrankungen
In keinem anderen Bundesland fallen so viele Kita-Mitarbeitende wegen psychischer Erkrankungen aus wie im Saarland. Auch bei der Zahl der Krankentage insgesamt liegt das Land über dem Bundesschnitt. Der Verband der Kita-Fachkräfte fordert mit Blick auf den hohen Krankenstand in den saarländischen Kindertagesstätten Entlastungen.
Kita-Beschäftigte im Saarland waren im vergangenen Jahr im Schnitt an 8,4 Tagen im Jahr aus psychischen Gründen krankgeschrieben. Das geht aus einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung hervor. Bundesweit waren es sechs Ausfalltage wegen psychischer Erkrankungen. Am seltensten wurden Kita-Mitarbeitende in Baden-Württemberg aus psychischen Gründen krankgeschrieben.
Insgesamt hoher Krankenstand
Die Studie verzeichnet insgesamt eine hohe Zahl an Krankheitsausfällen beim Kita-Personal. Die Beschäftigten waren bundesweit durchschnittlich an knapp 30 Tagen arbeitsunfähig. Bei allen anderen Berufsgruppen sind es im Schnitt 20 Tage.
Auch hier liegt das Saarland mit mehr als 32 Tagen über dem Durchschnitt - allerdings nicht an der Spitze. Den höchsten Gesamt-Krankenstand gab es mit fast 36 Tagen in Berlin. Häufigster Grund für die Krankentage waren laut der Studie bundesweit Atemwegsinfektionen, direkt gefolgt von den psychischen Erkrankungen.
Über ein Viertel mehr Krankheitsfälle
Zwischen 2021 und 2023 seien die Arbeitsunfähigkeitstage des Kita-Personals um rund 26 Prozent gestiegen. Die Bertelsmann-Stiftung sieht viele Kitas in einem Teufelskreis. Aufgrund der steigenden Krankenstände fielen immer mehr Fachkräfte aus, wodurch die Überlastung für die verbleibenden Beschäftigten weiter zunehme, sagte Anette Stein, Expertin der Stiftung für frühkindliche Bildung. An gute frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung sei vielerorts gar nicht mehr zu denken.
Vor dem Hintergrund der Zahlen fordern die Bertelsmann-Stiftung und das Fachkräfte-Forum eine gesetzliche Pflicht, dass es bei Personalausfällen in Kitas immer qualifizierte Vertretungen geben muss. Für Vertretungen müssten nach den aktuellen Ausfallzeiten daher rund 97.000 Fachkräfte in Vollzeit für Vertretungen eingestellt werden. Dadurch würden zusätzliche Personalkosten von rund 5,8 Milliarden Euro entstehen.
Verband der Kita-Fachkräfte und GEW fordern mehr Personal
Der Verband der Kita-Fachkräfte fordert mit Blick auf den hohen Krankenstand in den saarländischen Kindertagesstätten Entlastungen. Notwendig seien unter anderem mehr Zeit für Teamgespräche sowie ein besserer Fachkraft-Kind-Schlüssel.
Die Arbeitsbelastung für Kita-Mitarbeitende sei seit den 80er Jahren kontinuierlich gestiegen, so der Verband der Kitafachkräfte. Dies führe irgendwann zur Dauererschöpfung und schließlich zu Burnout. Um die Belastung für die Angestellten zu reduzieren, sei es wichtig, mehr Personal einzustellen. Ein Hoffnungsschimmer sei hier das geplante neue Kita-Qualitätsgesetz, das dafür zumindest mehr finanzielle Mittel vorsieht.
Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Saarland warnt vor dem steigenden Krankenstand bei den Erziehern und fordert 4000 neue Stellen.
Insgesamt mehr psychische Erkrankungen
Auch insgesamt haben im Saarland die Krankentage wegen psychischer Erkrankungen zugenommen. Für die Zunahme dürften die vielen aktuellen und vergangenen Krisen eine Rolle spielen.
Über dieses Thema haben auch die SR info Nachrichten im Radio am 20.08.2024 berichtet.