Glasfaser-Mordprozess wegen „Bedrohungslage“ stundenlang unterbrochen

Glasfaser-Mordprozess wegen „Bedrohungslage“ stundenlang unterbrochen

mit Informationen von Thomas Gerber   17.12.2024 | 16:24 Uhr

Der Prozess gegen vier Glasfaser-Monteure, die im März in Primsweiler einen Landsmann in dessen Wohnung brutal ermordet haben sollen, ist am Dienstag vorübergehend ins Stocken geraten. Hintergrund könnten Drohungen gegen eine Zeugin sein.

Im Glasfaser-Mordprozess ist es am Dienstagvormittag am Landgericht Saarbrücken zu einer vorübergehenden Unterbrechung gekommen. Saal 38, der ohnehin einem Hochsicherheitstrakt glich, musste geräumt werden.

Ein Sprecher des Landgerichts bestätigte gegenüber dem SR lediglich, dass es eine „Bedrohungslage“ gegeben habe. Weitere Einzelheiten wollte er nicht mitteilen.

Zeugin auf Tiktok bedroht

Nach Informationen aus Anwaltskreisen soll ein Angehöriger des Opfers einer für den Tag geladenen Zeugin auf Tiktok gedroht haben, sie an diesem Tag zu töten. Nach der Räumung des Gerichtssaals wurden dieser und angrenzende Räume und Flure zunächst von Justiz- und Polizeibeamten durchsucht. Dabei ging es offenbar um gefährliche Gegenstände, die im Saal deponiert sein könnten.

Nachdem nichts gefunden wurde, konnte das Publikum, unter dem sich zahlreiche Angehörige des Opfers befanden, wieder in den Saal zurückkehren. Zuvor aber fanden Leibesvisitationen statt.

Zeugin macht keine Aussage

Es war vermutlich befürchtet worden, dass Zuschauer gefährliche Gegenstände – etwa aus Plastik oder Porzellan – mit sich führen könnten, die von den Metalldetektoren bei den üblichen Eingangskontrollen nicht entdeckt werden können.

Die Zeugin wurde schließlich unter hohem Polizeischutz – mehr als ein Dutzend Beamte – vernommen. Die 37-Jährige, die mit einem der Angeklagten verlobt ist, machte dabei von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch und schwieg.

In Wohnung getötet

Die Staatsanwaltschaft wirft den vier Angeklagten gemeinschaftlich begangenen Mord vor. Sie sollen ihr Opfer in dessen Monteurswohnung in Schmelz-Primsweiler zunächst gefesselt und geknebelt und danach zu Tode geprügelt haben. Motiv sollen unter anderem ausstehende Lohnzahlungen gewesen sein. Nach der Tat hatten sich drei der vier zunächst nach Paris abgesetzt, konnten dort aber per Handyortung lokalisiert und festgenommen werden.

Der vierte Angeklagte wurde einige Wochen später in Bochum verhaftet. Alle vier arbeiteten im Saarland im Glasfaserausbau. Ihr 37 Jahre altes Opfer war Vorarbeiter des Bautrupps und wohnte in der Nähe von Darmstadt. Das Urteil gegen die vier Syrer wird für Ende Januar erwartet.

Über dieses Thema haben auch die SR info Nachrichten im Radio vom 17.12.2024 berichtet.


Mehr zum Fall

Vorarbeiter gefoltert und getötet
Angeklagter in Glasfaser-Mordprozess bestreitet aktive Rolle
Im Prozess gegen vier Syrer, die im Frühjahr ihren ebenfalls aus Syrien stammenden Vorarbeiter in Schmelz-Primsweiler grausam getötet haben sollen, hat einer der Beschuldigten am Montag den Vorwurf des gemeinschaftlichen Mordes zurückgewiesen. Die anderen drei Angeklagten hätten ihn in die Sache reingezogen.
Rache an Vorarbeiter?
Glasfaser-Mordprozess: 37-Jähriger erst gequält, dann getötet
In Saarbrücken stehen derzeit vier Männer vor Gericht. Sie sollen ihren Vorarbeiter im Glasfaser-Ausbau erst gefesselt, gequält, beschimpft und schließlich ermordet haben. Dabei ging es offenbar um ausstehende Lohnzahlungen. Außerdem soll der 37-Jährige ein Verhältnis mit den Frauen der Beschuldigten gehabt haben.
Obduktionsergebnis liegt vor
37-Jähriger in Schmelz starb durch Gewalteinwirkung
Im Fall der gefesselten Leiche von Schmelz liegt nun das Obduktionsergebnis vor. Demnach wurde das 37-jährige Opfer aus Hessen durch mehrfache Gewalteinwirkung getötet.
Mutmaßliches Tötungsdelikt
37-Jähriger tot in Schmelz aufgefunden – drei Festnahmen
Nach einem Zeugenhinweis hat die Polizei am Samstag die Leiche eines 37-jährigen Montagearbeiters in einer Wohnung in Schmelz gefunden. Die Ermittler gehen von einem Tötungsdelikt aus. Am frühen Sonntagmorgen sind drei Menschen in Frankreich festgenommen worden.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja