Carsharing– schwieriges Geschäft im Saarland

Carsharing– schwieriges Geschäft im Saarland

Kai Forst   01.03.2025 | 08:45 Uhr

In vielen Städten in Deutschland funktioniert Carsharing bestens. In Saarbrücken läuft das Konzept des Autoteilens allerdings nur sehr schleppend. Die Zahl der Fahrzeuge stagniert aufgrund mangelnder Nachfrage seit Jahren. Der Anbieter Cambio, seit 25 Jahren in der Landeshauptstadt, spricht von einem schwierigen Geschäft. Mitverantwortlich sei auch die große Zurückhaltung bei Behörden und Betrieben.

Das Saarland ist kein gutes Pflaster für Carsharing-Anbieter. Das zeigen aktuelle Zahlen des Bundesverbandes Carsharing. Saarbrücken liegt mit Blick auf die Anzahl an Carsharing-Fahrzeugen im bundesweiten Städteranking abgeschlagen auf dem 77. Platz. Insgesamt stehen in Saarbrücken 37 Carsharing-Autos zur Verfügung. Das sind umgerechnet 0,2 Fahrzeuge pro 1000 Einwohner. Zum Vergleich: In Karlsruhe, dem Spitzenreiter im Städteranking, gibt es 1658 Carsharing-Fahrzeuge. Das sind 5,35 Fahrzeuge pro 1000 Einwohner.

Zahl der Carsharing-Autos steigt kaum

Der Vergleich mit vergangenen Jahren macht zudem deutlich: Die Nachfrage nach Carsharing ist in Saarbrücken in den letzten zehn Jahren eigentlich nicht gewachsen – und daher die Zahl der Autos fast gleich geblieben. 2015 konnten die Nutzerinnen und Nutzer auf 35 Autos zurückgreifen – also lediglich zwei Fahrzeuge weniger als aktuell.

Schaut man sich eine Stadt mit einer ähnlichen Einwohnerzahl an wie zum Beispiel Heidelberg, wird deutlich, dass es auch anders geht. 2015 wurden dort 121 Carsharing-Autos verzeichnet, knapp zehn Jahre später sind es inzwischen 268. Der Ranking-Sieger Karlsruhe hat die Zahl der Fahrzeuge von 2015 bis jetzt von 642 auf 1658 gesteigert.

Dass die Situation in Sachen Carsharing im Saarland nicht einfach ist, weiß auch der Anbieter Cambio, nunmehr seit 25 Jahren in Saarbrücken. Im Jahr 2000 wurden vier Stationen mit insgesamt zwölf Fahrzeugen in der Innenstadt installiert. Von 37 Carsharing-Fahrzeugen in der Landeshauptstadt stellt das Unternehmen aktuell 31.

"Carsharing in Saarbrücken ein schwieriges Geschäft"

Als Betreiber passe man aus wirtschaftlichen Gründen die Flottengröße an die Nachfrage an. Daher sei die Anzahl der Fahrzeuge trotz der in den letzten zwei Jahren gewachsenen Kundenzahl nicht gestiegen. Und Roland Jahn, Cambio-Geschäftsführer, der auch für Saarbrücken zuständig ist, macht auch für die Zukunft wenig Hoffnung.

„Carsharing ist in Saarbrücken leider weiterhin ein schwieriges Geschäft. Hohe Pkw-Pendlerzahlen, ein großzügiges Parkraumangebot sowie große Zurückhaltung bei Behörden und Betrieben, sich auf Carsharing einzulassen, lassen auch in Zukunft ein im Vergleich zu anderen Städten nur schwaches Wachstum erwarten“, sagte Jahn dem SR.

Carsharing auf gut ausgebauten ÖPNV angewiesen

Vor allem außerhalb der Innenstadt sei die Situation schwierig. „Unsere Station in Malstatt läuft wirklich schlecht. Auch nach über zwei Jahren ist der Standort dort nicht ausreichend ausgelastet.“ Generell zeige die Erfahrung, dass Carsharing insbesondere in Städten gut funktioniere, in denen der ÖPNV gut ausgebaut sei.

„Man sieht das deutlich an Städten wie Karlsruhe. Dort haben wir vielleicht den am besten ausgebauten ÖPNV in Deutschland. Man ist in diesen Städte weniger auf ein Auto angewiesen. Unsere Nutzungszahlen dort sind entsprechend stark“, betont Jahn. In Saarbrücken und generell im Saarland sei mit Blick auf den ÖPNV noch Luft nach oben.

Cambio in keiner anderen saarländischen Stadt aktiv

Und so ist es wenig verwunderlich, dass Cambio bislang noch nicht in Erwägung gezogen hat, abseits von Saarbrücken auch in anderen saarländischen Städten aktiv zu werden – auch wenn hin und wieder Interesse seitens von Kommunen bekundet werde. „Es gibt immer wieder Anfragen von saarländischen Städten, ob wir nicht mit ein oder zwei Autos in die Stadt kommen wollen. Doch es müssen mindestens drei Stationen sein, damit das Konzept Carsharing funktioniert“, erklärt Cambio-Geschäftsführer Jahn.

Damit es in Saarbrücken und generell im Saarland besser mit Carsharing laufen könnte, müssen laut Jahn auch die Städte und ihre Verwaltungen mehr Initiative zeigen. Er verweist dabei auf das Beispiel Aachen. Dort sei vor einigen Jahren eine bedeutende Änderung umgesetzt worden. Dienstfahrten im privaten Pkw seien dann nicht mehr möglich gewesen. Stattdessen sei ein Pool von E-Fahrzeugen für die Beschäftigten der Stadtverwaltung angeschafft und eine Kooperation mit Cambio ins Leben gerufen worden.

Immerhin: In Saarbrücken hat Cambio 2023 eine Carsharing-Station auf dem Besucherparkplatz der Stadtwerke eröffnet und diese im vergangenen Jahr mit den Stadtwerken elektrifiziert.


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