Ein Kind steht an einem Wohnzimmertisch.  (Foto: SR Fernsehen)

Eltern auf Zeit: Wie die Bereitschaftspflege Kindern in Not hilft

  28.10.2024 | 06:50 Uhr

Bereitschaftspflegestellen stehen dann bereit, wenn Kinder aus ihrer Familie heraus müssen. Eine Zeit lang können sie dort unterkommen, bis geklärt ist, wie es für sie weitergeht. Für die Bereitschaftspflege können sich nicht nur verheiratete Paare melden, sondern auch Unverheiratete und Singles.

Wenn ein Kind vom Jugendamt aus seiner Familie genommen wird, kann eine erste Anlaufstelle die Bereitschaftspflege sein. Warum die Kinder dort untergebracht werden müssen, kann unterschiedliche Gründe haben.

"Das sind Kinder, deren Eltern vielleicht psychisch erkrankt sind. Und Eltern, die nicht in der Lage sind, auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen", erklärt Anja Weber vom Jugendamt Saarpfalz-Kreis. Es handele sich oft auch um Kinder, die früh Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister übernehmen müssten und ein Stück weit allein gelassen würden.

In den Bereitschaftspflegestellen werden die Kinder dann untergebracht, bis klar ist, ob sie zu ihren leiblichen Eltern zurückkehren können oder bei Vollzeitpflege-Eltern leben werden.

Video [aktueller bericht, 24.10.2024, Länge: 3:47 Min.]
Eltern auf Zeit: So funktioniert die Bereitschaftspflege

Helfen von jetzt auf gleich

Sabine ist Bereitschaftspflegerin. Sie arbeitet mit dem Jugendamt Saarpfalz-Kreis zusammen und hat schon 44 Kinder in der Bereitschaftspflege versorgt. Für die 59-Jährige ist es inzwischen zu einer Lebensaufgabe geworden. Selbst hat sie vier Kinder, sie sind alle erwachsen und längst aus dem Haus.

Die Pflegekinder sind in der Regel maximal ein halbes Jahr bei ihr, manchmal aber auch nur einen Tag. "Ich sage immer: Ich powere die zu mit Liebe. Mit Liebe und Zuneigung, weil viele Kinder kennen das gar nicht von den leiblichen Eltern", erzählt Sabine. "All das, was sie hier bekommen, nimmt ihnen niemand mehr weg." Ihr Ziel ist es, den Kindern beim Start ins Leben zu helfen.

Sabine hat sich ganz bewusst für die Bereitschaftspflege entschieden. Eine Vollzeitpflege kommt für sie nicht in Frage. Wenn sie gerade kein Kind in Pflege hat, ist das Zimmer immer startklar. Helfen muss sie oft von jetzt auf gleich.

Weitere Pflegestellen gesucht

Generell gibt es im Saarland zu wenige Pflegestellen. Für eine Bereitschaftspflege oder eine Vollzeitpflege können sich nicht nur verheiratete Paare bewerben. Auch Singles oder unverheiratete Paare können als Bereitschaftspfleger eingesetzt werden.

"Was für ein Kind natürlich optimal wäre, wären Bewerber, die sich vorstellen könnten, ein Kind nur eine gewisse Zeit seine Weges zu begleiten", so Weber. "Aber wenn es nicht mehr möglich ist, zu seinen Eltern zurückzukehren, sollte es eine Dauerperspektive geben. Sodass das Kind nicht nochmal neu beginnen muss in einer weiteren Familie", sagt Weber.

So war es etwa bei der Familie von Silke und Georg. Sie haben zwei leibliche Kinder, zwei Kinder in Vollzeit- und ein Kind in der Bereitschaftspflege. Die Kinder müssten teilweise wieder gehen, das sei schwer, erzählt Silke.

Aber es gebe dann auch Familien, die sich auf diese Kinder freuten und auf sie warteten. "Wir waren auch in der gleichen Situation. Wir wissen, wie die sich fühlen und freuen uns auch für diese Familien, dass sie dann quasi zur Familie werden. Das zu begleiten finde ich sehr schön."

Über dieses Thema hat auch der "aktuelle bericht" im SR Fernsehen am 24.10.2024 berichtet.


Mehr rund ums Thema Pflegefamilie

Pflegeeltern gesucht
So bietet man bedürftigen Kindern ein gutes Zuhause
Kindern, die es nicht leicht haben, ein sicheres Zuhause und Geborgenheit geben: Das ist die Aufgabe von Pflegeeltern. Dazu müssen sie gewisse Voraussetzungen mitbringen. Welche das sind und welche Unterstützung es dafür gibt.

Immer weniger Menschen dazu bereit
Landkreis Merzig-Wadern sucht dringend Pflegeeltern
Pflegeeltern können einem Kind Geborgenheit und ein Zuhause geben, wenn die eigenen Eltern oder nahe Verwandten nicht die Möglichkeit dazu haben. Doch in den letzten Jahren fehlen immer öfter Familien, die dazu bereit sind. Als Ursache sieht der Landkreis Merzig-Wadern die Rahmenbedingungen für eine Pflegschaft.

Artikel mit anderen teilen


Push-Nachrichten von SR.de
Benachrichtungen können jederzeit in den Browser Einstellungen deaktiviert werden.

Datenschutz Nein Ja